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Bedeutung gekommen. Nach Süden, dem britischen Molopo und Oranje
zu, streben meist unterirdisch der Fischfluß mit dem Konkip, der Auob,
Elefantenfluß, große und kleine Nosseb; Damara und Kaoko senden ihre
Regenflüsse Hoanib, Hu ab (ein Name mit den Schnalzlauten, die den
Hottentotten eigentümlich sind), Eisib, Toakhaub, Kuiseb dem Ozean zu.
Der Okavango mit den Nebenflüssen Uovambo und Uomatako entführt
das Wasser des nordöstlichen Schutzgebieis zum Ngamisee, dem Sammel-
becken von Britisch-Sambesia. Das Hochland von Windhuk ist die ge-
meinsame Wasserscheide dieser drei Gebiete. An jagdbarem Wild ist kein
Mangel. Antilopen, Zebras, Gemsen und Steinböcke bevölkern das Feld
und die Gebirge. Die Hyäne, der Leopard und der Schakal sind die
einzigen störenden Gäste, abgesehen von den räuberischen und zum Trunke
neigenden Eingeborenen selbst. Diese sind bisher vom Islam nicht be-
rührt worden, da sie dem Sudan zu fern liegen, und die Europäer im
Süden und Osten scheinen ihnen bis jetzt wenig mehr als ihre Untugenden
gebracht zu haben. Den Deutschen ist also hier eine große Erziehungs-
aufgabe gestellt. '
Wir haben uns diese erste Kolonie noch nachträglich in heißen
Kämpfen erobern müssen, welche weit eher als die heimischen den Namen
„Kulturkämpfe“ verdienen. Es wird viel Mühe und Geduld erfordern,
sie jenes Charakters zu entkleiden, welchen die Kämpfe der frommen Puri—
taner in Nordamerika mit den Rothäuten trugen, die sehr brutale Aus-
rottungskriege waren. In unserm technischen Zeitalter gebietet die Kultur
freilich über ganz andre und majestätischere Mittel, denen auch der Wilde
sich beugt. Nur die feigen und raubmörderischen Buschmänner dürften ihrer
erhabenen Sprache unzugänglich sein.
Eine besondere Episode bildete zunächst unser Krieg gegen die Hotten-
totten vom Witboistamme, welche vom Viehraube lebten und allem Anschein
nach auf Anreizung von englischer Seite den neuen Herren sich feindlich
entgegenstellten. Mit Hilfe des englischen Waffenschmuggels waren diese
Hochlandsstämme in der Lage, 600 wohl ausgerüstete und berittene
Krieger ins Feld zu stellen. Die Deutschen zögerten lange, ehe sie ihnen
den förmlichen Krieg ankündigten. Der Zustand mußte sich erst bis zur
Unleidlichkeit zuspitzen, ehe das Reich 1893 sich entschloß, eine deutsche
Schutztruppe von 340 Mann unter dem neuernannten Landeshauptmann
Major Kurt v. Frangois den bedrängten Ansiedlern zu Hilfe zu schicken.
v. Frangois erstürmte die feste Stellung der Witbois bei Hoornkrans,