106 Fünfter Abschnitt.
mit Ausnahme der Teerwraker, die Wäger und Kornwäger
anzustellen *) und zur Wahl des Teerhofsverwalters, des Dis-
pacheurs und der Teerwraker dem Senate bzw. dem Stadt-
und Landamte einen Wahlvorschlag von drei Personen ent-
gegenzubringen.
Nach 8 30 der Kaufmannsordnung muß über alle Staats-
verträge, Gesetze und Verordnungen, soweit sie den Handel,
die Schiffahrt und die Industrie des lübeckischen Freistaates
betreffen, das Gutachten der Handelskammer eingeholt werden.
Andererseits ist sie nach $ 31 verpflichtet, auf Erfordern des
Senates auch außer in den Fällen des $ 30 Gutachten oder
Aufklärungen, sei es schriftlich oder im Wege mündlicher
Verhandlung mit Kommissaren des Senates, zu erteilen. —
Die Kaufmannsordnung erhält nach $ 47 durch Beschluß des
Senates und der Bürgerschaft Gesetzeskraf. Änderungen
können nur in gleicher Weise bewirkt werden.
Die zur Vertretung der Interessen des Gewerbes und der
Landwirtschaft berufenen Organe, die Gewerbe- und die Land-
wirtschaftskammer, sind Schöpfungen neuerer Gesetzgebung.
Eine Gewerbekammer wurde zuerst 1867 eingesetzt. Jetzt
gilt für sie die Ordnung vom 18. Juli 1898. Sie hat nach
Art. 1 dieser Ordnung die Bestimmung, als Organ des Gewerbe-
standes die Interessen des Gewerbewesens sowie diejenigen
des Fabrikwesens auf gewerblichem und technischem Gebiete
wahrzunehmen und zu fördern. Die Gewerbekammer soll in
allen wichtigen, die Gesamtinteressen des Handwerks oder
die Interessen einzelner Zweige des Handwerks berührenden
Angelegenheiten gehört werden. Sie besteht aus 18 Mit-
gliedern und zwar aus zwölf Vertretern des Handwerks und
sechs Vertretern der Industrie. Die ersteren werden von den
Innungen und anderen die Förderung der gewerblichen Inter-
essen des Handwerks verfolgenden Vereinigungen, und zwar
durch Wahlmänner, die letzteren in direkter Wahl von den
selbständigen Industriellen und Betriebsleitern gewählt. Zur
Wählbarkeit ist unter anderem Besitz des Bürgerrechts er-
forderlich. Zur Bestreitung der Ausgaben der Kammer wird
*) Diese Personen sind demnach keine Beamten im Sinne
des Beamtengesetzes; siehe oben S. 74.