Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Zweiter Band. Von der Marokko-Krise bis zum Abschied. (2)

Grey, Chur- 
chill, Har- 
court maßvoll 
gegenüber 
Deutschland 
XXV. KAPITEL 
Bedenkliche Wirkung der kaiserlichen Äußerungen im Ausland » Kurz vorher gehaltene 
deutschfreundliche Reden englischer Staatsmänner - Bülows Interview mit Sidney Whit- 
man +» Audienz bei Wilhelm II. - Stellungnahme der „Norddeutschen Allgemeinen Zei- 
tung“ + Di2 Reichsfinanzreform im Reichstag « Wilhelm II. will abdanken « Der Kron- 
prinz zur Lage - Feier im Berliner Rathaus » Wilhelm II. verliest zum erstenmal seine - 
Rede - Briefe und Kundgebungen zu den Novemberereignissen + Wilhelm II. erholt sich 
er Bärendienst, den Wilhelm II. meiner Politik und den deutsch-eng- 
lischen Beziehungen geleistet hatte, war um so bedauerlicher, als gerade 
im Sommer 1908 eine Reihe beachtenswerter Symptome darauf hinge- 
deutet hatte, daß maßgebende Männer des englischen öffentlichen Lebens 
sich bemühten, die englische öffentliche Meinung gegenüber Deutschland 
und auch gegenüber den deutschen Flottenbauten zu beruhigen. So hatte 
im Juli im Unterhause im Namen der Admiralität Mr. Mac Kenna gegen- 
über einer alarmierenden Rede des Admirals Lord Beresford erklärt, daß 
die große Überlegenheit, die England in den älteren Schiffstypen besitze, 
und das Übergewicht, das zwölf Dreadnoughts und Invincibles gegenüber 
neun auf Seiten Deutschlands verliehen, England vollkommene Sicherheit 
im Jahre 1911 verbürge. Gewiß sei diese unbedingte Sicherheit eine Lebens- 
frage für Großbritannien, aber darüber hinauszugehen, würde Verschwen- 
dung sein. Der Staatssekretär des Äußern, Sir Edward Grey, hatte am 
27. Juli im Unterhause betont, daß er nicht auf die Isolierung Deutschlands 
ausgehe. Der bis dahin sehr streitbare Handelsminister Churchill hatte am 
15. August in Swansea in einer Bergarbeiterversammlung eine von Lord 
Cromer im Oberhause kurz vorher gehaltene Rede scharf getadelt, die 
gegen die angeblich England von Deutschland drohenden Gefahren ge- 
richtet gewesen war. Ein Krieg zwischen England und Deutschland würde 
für beide Länder und für die Welt eine furchtbare Katastrophe bedeuten. 
„Mag auch das Schnappen und Knurren in den Zeitungen und Klubs von 
London immer so fortgehen, die beiden Völker haben gar keinen Grund, 
sich zu bekämpfen. Es wird in Deutschland keine zehntausend Personen 
geben, die ein solches höllisches und verruchtes Verbrechen ernstlich in 
Betracht ziehen, und in England, glaube ich, nicht einmal so viele.“ Ende 
September 1908 hatte in Lancaster in einer öffentlichen Versammlung das
	        
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