schmelzen. Beim Einkauf des Schweineschmalzes ist besonders darauf zu achten, daß dasselbe nicht
bereits, wie häufig geschieht, vom Schlächter mit Talg versetzt worden ist. Das Normalfett ist in
dicht verschlossenen, mit eingefetteten Glasstöpseln versehenen Präparatenflaschen aufzubewahren und
von Zeit zu Zeit, spätestens nach Ablauf von 3 Monaten, zu erneuern.
Von dem zu prüfenden Fett ist eine Durchschnittsprobe nach dem unter I angegebenen Ver-
fahren herzustellen.
Die Vergleichung der Diffusionsfähigkeit dieser Durchschnittsprobe mit derjenigen des Normal-
fetts ist in einem zugfreien Raume vorzunehmen, dessen Temperatur etwa 150 R. beträgt. Sowohl
die Durchschnittsprobe als auch das Normalfett sind bei der Prüfung gleichzeitig, jedoch gesondert,
wie folgt zu behandeln: Zunächst ist das Fett einer Umschmelzung zu unterziehen, um eine etwa
eingetretene Abthranung (Abscheidung der härteren Bestandtheile, des Stearins und Palmitins, von
den weicheren, dem Olein) zu beseitigen. Nach dem vollständigen Erkalten wird das Fett in einem
Porzellanmörser während 10 Minuten mäßig zerrieben und demnächst sofort mittelst eines Metall-
spatels in ein dünnwandiges Gefäß von Glas oder Porzellan übergeführt. Eine Viertelstunde nach
dem Aufhören des Reibens wird es mittelst des Spatels in eine auf englischem Löschpapier fest-
gehaltene Metallhülse übertragen. Die letztere, ein Stück einer Messingröhre, muß ½ mm stark,
innen 20 mm weit und 5 mm hoch sein und an zwei gegenüberliegenden Stellen angelöthete Fort-
sätze besitzen. Beim Uebertragen des Fetts ist das Löschpapier mit einer Glasplatte zu unterlegen
und die Metallhülse durch Anlegen des Zeige= und des Mittelfingers auf die angelötheten Fortsätze
auf das Papier aufzudrücken; die Hülse ist mit dem Fett so sorgfältig bis zum Rande zu füllen,
daß Luft enthaltende Lücken nicht entstehen. Eine Stunde nach dem Aussetzen des Fetts erfolgt
die Vergleichung der von der Durchschnittsprobe und von dem Normalfett auf dem Löschpapier
erzeugten Fettflecke. Ist derjenige der Durchschnittsprobe größer als derjenige des Normalfetts, so
ist das zu prüfende Fett als solches von schmalzartiger, ist er gleich groß oder kleiner, so ist dasselbe
als von nicht schmalzartiger Konsistenz anzusehen.
Bei größeren Fettposten von augenscheinlich gleicher Beschaffenheit und gleichem Ursprung
genügt es, wenn aus einem Viertel der Zahl der zugehörigen Fässer je eine Durchschnittsprobe ent-
nommen und mit dem Normalfett verglichen wird. Ergiebt sich jedoch hierbei die schmalzartige
Konsistenz des Fetts auch nur für ein Faß der Post, so ist die Prüfung auf sämmtliche Fässer
derselben auszudehnen.
Besteht über das Ergebniß der nach dem vorstehend angegebenen Verfahren angestellten Er-
mittelung Meinungsverschiedenheit, so hat in zweiter Instanz eine Ermittelung des Erstarrungspunktes
der durch Verseifung einer entsprechenden Durchschnittsprobe aus der streitigen Waare gewonnenen
Fettsäuren durch einen Sachverständigen zu erfolgen. Wird hierbei ein Erstarrungspunkt von 320 R.
oder weniger ermittelt, so ist die betreffende Waare als schmalzartiges Fett im Sinne der Nr. 26 h
des Zolltarifs anzusehen.
III. Die Denaturirung des Talgs von schmalzartiger Konsistenz ist in folgender Weise
zu bewirken:
Nachdem das Faß, dessen Inhalt denaturirt werden soll, aufrecht gestellt und der obere Boden
desselben abgenommen ist, werden in die Fettmasse mit einem geeigneten Bohrer 7 bis 8 symmetrisch
vertheilte vertikale Bohrlöcher von 3 cm Weite bis fast zu dem unteren Boden des Fasses eingebohrt und
mit der vorgeschriebenen Menge gewöhnlichen Petroleums (Brennpetroleums) gefüllt. Hierauf wird
der Talg mittels eines 20 cm langen und 2 em breiten Messers, welches rechtwinklig und mit ab-
wärts gerichteter Schneide an dem unteren Ende einer vertikal gehaltenen Eisenstange von der Länge
der Bohrlöcher befestigt ist, durchschnitten, und zwar in der Weise, daß in jedem Bohrloch mit der
Messerstange drei= bis viermal, unter jedesmaliger Drehung der letzteren vor ihrer erneuten Einführung
in die Oeffnung um 60 bezw. 450, auf= und niedergefahren wird, damit die entstehenden, um die
Bohrlöcher radial und symmetrisch vertheilten Einschnitte sich mit dem aus dem Bohrloch heraus-
fließenden Petroleum füllen.
Ist der zu denaturirende Talg so weich, daß die Bohrlöcher vor dem Einfüllen des Petroleums
wieder zusammenfallen würden, so sind statt des Bohrers zwei in einander verschiebbare, beiderseitig
offene Messing= oder Eisenröhren anzuwenden, von denen die innere von der 2,6 cm weiten äußeren
eng umschlossen wird. Beide müssen an dem einen Ende mit Quergriffen und an dem anderen mit