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IV. Untersuchung fester Zucker auf Raffinose.
Die Untersuchungsmethode für raffinosehaltige Syrupe ist ohne weiteres auch auf feste
Zucker anwendbar. Man bestimmt bei denselben die direkte Polarisation in üblicher Weise, diejenige
nach der Inversion mittelst des halben Normalgewichts genau wie für die Syrupe unter llb an-
gegeben und berechnet den Zucker- und Raffinosegehalt mit Hülfe der beiden unter III angegebenen
Formeln. Zahlreiche Versuche haben ergeben, daß diese Methode zuverlässige Resultate giebt.
So wurden in einem Gemenge von zucker und Raffinose mittelst der Methode gefunden
gemischt keegessunnen cuittelst der
Zucker Raffinose Zucker Raffinose
Prozent Prozent Prozent Prozent
97,00 3,00 97,02 2,/98
91,00 9,00 90 8,95
85,00 15,00 85/06 14, 9.
Wenn demnach nicht zu zweifeln ist, daß die Methode als eine scharfe bezeichnet werden
kann, so wird doch angesichts der Neuheit derselben die Grenze für Versuchsfehler zunächst ziemlich
weit gezogen werden müssen. Diese Grenze wird deshalb auf O,6 Abweichung des Zuckergehalts,
wie er sich nach der Raffinoseformel berechnet, gegenüber dem direkt mittelst Polarisation gefundenen
festgesetzt. Beträgt also z. B. die Polarisation eines Zuckers 92,, und berechnet sich nach der
Raffinoseformel 92,0 Prozent Zucker, so wird noch anzunehmen sein, daß die Abweichung des
Ergebnisses auf Versuchsfehler zurückzuführen ist; es ist deshalb in einem derartigen Falle anzu-
geben, daß Raffinose nicht vorhanden sei, und der Zuckergehalt gleich der direkten Polarisation zu setzen.
Ist dagegen mittelst der Raffinoseformel ein Gehalt von nur 91,9 Prozent Zucker gefunden,
gegenüber 92,6 Polarisation, so ist an dem Vorhandensein von Raffinose zwar kaum zu zweifeln;
um indeß auch Irrthümer zu verhüten, welche aus noch größeren Versuchsfehlern hervorgehen könnten
als 0,6, ist bei einem Minderbefunde bis 1 Prozent Zucker gegenüber der Polarisation nach einem
sogleich zu beschreibenden Verfahren eine Kontrolbestimmung auszuführen, von deren Ausfall ab-
hängig gemacht wird, ob das Vorhandensein von Raffinose anzunehmen ist oder nicht.
Da der Raffinosegehalt der hochprozentigen Zucker, soweit ein solcher bis jetzt überhaupt
beobachtet wurde, mehr betragen hat als der obigen Grenze von O,6 Prozent entspricht, so wird die
Anwendbarkeit der Methode auf derartige Zucker dadurch, daß die Fehlergrenze so weit hat gezogen
werden müssen, nicht beeinträchtigt werden. Mengen von Raffinose, welche einer Abweichung des
Zuckergehalts nach der Raffinoseformel von weniger als 0, gegenüber der Polarisation entsprechen,
lassen sich auch nach einer anderen bekannten Methode nicht bestimmen, so daß sie zur Zeit über-
haupt nicht berücksichtigt werden können. Die von Scheibler angegebene Methode, unter Gleich-
setzung des Aschen= und organischen Nichtzuckergehalts den Minimalgehalt an Raffinose zu berechnen,
wird so geringe Mengen Raffinose mit Zuverlässigkeit gleichfalls nicht mehr erkennen lassen, weil
letztere durch den unbekannten Ueberschuß der organischen Substanz gegenüber dem Aschengehalt ver-
deckt werden wird. — Diese rechnerische Methode ist aber sehr geeignet, in vielen Fällen, wo
mittelst der Raffinoseformel nach der Inversionsmethode verhältnißmäßig geringe Abweichungen von
der Polarisation gefunden werden, also vielleicht weniger als 1 Prozent Zucker entsprechend, eine
Kontrole dafür zu liefern, daß wirklich Raffinose vorhanden ist und nicht doch noch Versuchs-
fehler vorliegen. -
Zu diesem Behuf wird Polarisation, Wasser, Asche (Salze) des Zuckers bestimmt, der
organische Nichtzucker wird gleich den Salzen gesetzt und die Summe von Polarisation, Wasser,
Asche und dem auf diese Weise berechneten Nichtzucker genommen. Diese Summe beträgt in allen
denjenigen Fällen, wo Raffinose in bestimmbaren Mengen zugegen ist, über 100. Beträgt sie unter
100, so ist anzunehmen, daß der Zucker frei von Raffinose ist. «
Ist sie größer als 100, so wird der Zuckergehalt an Raffinose wie folgt berechnet.
Der Prozentgehalt an Wasser plus der doppelten Asche wird von 100 abgezogen. Die
Differenz entspricht dem Gehalt an Zucker plus wasserfreier Raffinose. Setzen wir die dafür erhaltene
Zahl — a, bezeichnen mit p die gefundene Polarisation, mit x den vorhandenen Zucker, mit y die
vorhandene Raffinose, so ist