Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Zwanzigster Jahrgang. 1892. (20)

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Erstarrungspunkt nicht über 40° C., so ist die Waare als Talg, bei höher liegender Temperatur aber 
als Stearin zu verzollen. 
*-e Behufs der Prüfung ist eine Durchschnittsprobe der Waare in der Weise herzustellen, daß 
mittelst eines Bohrlöffels aus verschiedenen Höhenlagen des zu prüfenden Fetts, und zwar sowohl aus 
der Mittelaxe als auch aus den gegen die Seitenränder hin gelegenen Theilen desselben, Proben ent- 
nommen und mit einander vermischt werden. 
Die Feststellung des Erstarrungspunkts hat mittelst des hierneben abgezeichneten Apparats 
(die Zeichnung stellt die hintere Hälfte desselben nach Entfernung der vorderen durch einen senkrechten 
ebenen Schnitt dar) zu erfolgen. Derselbe besteht aus einem mit Klappendeckel versehenen 
vicreckigen Kasten von Buchenholz von 70 mm lichter Weite, 144 mm lichter Höhe und 
9 mm Wandstärke, einem Glaskolben, dessen Kugel einen Durchmesser von 49—51 mm 
hat, und einem in den Hals des Kolbens eingeschliffenen Thermometer. In der Mitte ehr 
des Bodens des Kastens ist ein 22 mm hoher Kork befestigt; derselbe hat eine kleine . 
Vertiefung in Form einer Kugelschale, in welche der Kolben zu stehen kommt. Wenn —- 
das in den Kolbenhals eingeschliffene Thermometer in den Schliff eingesetzt wird, fällt 
der Mittelpunkt seiner Kugel mit demjenigen der Kugel des Kolbens in einen Punkt. 
In dem Schliff des Thermometers ist parallel zu der Axe eine Rinne angebracht, so 
daß die Lust in dem Kölbchen über dem Fette immer unter dem Druck der Atmosphäre 
steht, wenn man die Schliffflächen rein hält. Werden die beiden Klappen, welche den 
Deckel des Kastens bilden, heruntergelassen und in dieser Lage durch zwei Haken be- 
festigt, so halten sie das Thermometer, welches eine Durchbohrung in der Mitte des 
Deckels gerade ausfüllt, und mit ihm den Kolben in der richtigen Lage fest. Der 
Hals des Kolbens ist unten etwas erweitert (25 mm weit), damit die Kugel beim Er- 
kalten des Fetts sicher voll bleibt, wenn man das flüssige Fett bis zu der Marke am 
Halse, etwa 10 mm über der Kugel, eingefüllt hat. Die Thermometerkugel hat 9 mm 
Durchmesser, der dünnere Theil des Thermometers 5 mm und der Schliff 12 mm. Die 
Theilung des Thermometers geht bis zu 75° C. in ½ Graden, die Thermometerröhre 
hat aber ein etwas größeres Reservoir, so daß das Thermometer bis zu 120° C. erhitzt 
werden kann, ohne zu platzen. · 
Das Verfahren der Feststellung des Erstarrungspunktes, welches etwa zwei Stunden Zeit in 
Anspruch nimmt, ist folgendes: 
Man bringt 150 g der Durchschnittsprobe des zu untersuchenden Fetts in einer unbedeckten 
Porzellanschale auf einem siedenden Wasserbade zum Schmelzen, läßt sie nach dem Eintritt der Schmelzung 
noch ½ Stunde auf dem siedenden Wasserbade stehen und füllt alsdann aus der außen abgetrockneten 
Schale Fett in das Kölbchen des Apparats bis zur Marke. Das Koölbchen stellt man, nachdem der 
Schliff, wenn wothig. abgeputzt und das Thermometer eingesetzt ist, sofort in den Kasten, klappt den Deckel 
desselben zu und fängt, wenn das Thermometer auf 50° C. gesunken ist, an, den Stand desselben mit 
Zwischenräumen von 2 Minuten abzulesen und aufzuschreiben. 
Bei hartem Talg fängt das Thermometer nach einiger Zeit an, langsamer zu fallen, bleibt 
einige Minuten stehen, steigt wieder, erreicht einen höchsten Stand und sinkt abermals. Dieser höchste 
Stand ist der Erstarrungspunkt. 
Bei weichem Talg fängt das Thermometer nach einiger Zeit an, langsamer zu fallen, bleibt 
mehrere Minuten auf einem sich nicht ändernden Stand stehen und sinkt dann, ohne den vorigen 
dauernden Stand wieder zu erreichen. Der beobachtete höchste, sich auf einige Zeit nicht ändernde Stand 
giebt den Erstarrungspunkt an. · - 
Längeres Erhitzen des Fetts auf dem Wasserbade als ½ Stunde ist unschädlich. Eine genaue 
Regelung der Temperatur des Zimmers, in welchem die Untersuchung vorgenommen wird, ist, wenn die- 
selbe von einer gewöhnlichen Zimmertemperatur nicht sehr stark abweicht, nicht erforderlich. Das Ab- 
kühlen des mit einer Temperatur von 100° C. in den Kolben gebrachten Fetts auf 50° C. dauert etwa 
3¾ Stunden. Wenn die Untersuchung beendet ist, bringt man das Fett in dem Kölbchen durch Ein- 
stellen des letzteren in siedendes Wasser zum Schmelzen, nimmt erst dann das Thermometer heraus, gießt 
das Fett aus und spült das erkaltete Kölbchen mit einigen Kubikcentimetern Aether einige Male aus. 
Bestehen über die Richtigkeit der Ermittelungen nach dem Verfahren der Prüfung des Fetts in 
Bezug auf den Erstarrungspunkt Zweifel oder Meinungsverschiedenheiten, oder handelt es sich um 
61°“ 
    
      
    
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