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letzteren stark bei Luftzutritt, verbindet das Röhrchen alsdann mit einem Wasserstoff-Entwickelungsapparat,
leitet trocknen und reinen Wasserstoff hindurch und erhitzt das zuvor gebildete Kupferoxyd mit einer kleinen
Flamme, bis dasselbe vollkommen zu metallischem Kupfer reduzirt ist. Dann läßt man das Kupfer im
Wasserstoffstrom erkalten und wägt. Die dem gewogenen Kupfer entsprechende Menge Invertzucker ent-
nimmt man der als Anlage beigegebenen Tafel III. (Die Reinigung des Asbestfilterröhrchens geschieht
durch Auflösen des Kupfers in heißer Salpetersäure, Auswaschen mit Wasser, Alkohol und Acther, Trocknen
und Erhitzen im Wasserstoffstrome.)
b) Bestimmung des Rohrzuckers.
Man mißt 50 cem des in der vorher beschriebenen Weise erhaltenen entgeisteten, alkalisch ge-
machten, gegebenenfalls von Gerbstoff und Farbstoff befreiten und verdünnten Weines mittelst einer Pipette
in ein Kölbchen von etwa 100 cem Inhalt, neutralisirt genau mit Salzsäure, fügt sodann 5 cem einer
1prozentigen Salzsäure hinzu und erhitzt die Mischung eine halbe Stunde im siedenden Wasserbade.
Dann neutralisirt man die Flüssigkeit genau, dampft sie im Wasserbade etwas ein, macht sie mit einer
Lösung von Natriumkarbonat schwach alkalisch und filtrirt sie durch ein kleines Filter in ein 50 cem-
Kölbchen, das man durch Nachwaschen bis zur Marke füllt. In 25 cem der zuletzt erhaltenen Lösung
wird, wie unter II Nr. 10 a angegeben, der Invertzuckergehalt bestimmt.
Berechnung. Man rechnet die nach der Inversion mit Salzsäure erhaltene Kupfermenge auf
Gramme Invertzucker in 100 cem Wein um. Bezeichnet man mit
a die Gramme Invertzucker in 100 cem Wein, welche vor der Inversion mit Salzsäure ge-
funden wurden,
b die Gramme Invertzucker in 100 cem Wein, welche nach der Inversion mit Salzsäure ge-
funden wurden,
so sind enthalten:
1 — 0)95 (b—a) Gramm Rohrzucker in 100 cem Wein.
Anmerkung. Es ist stets anzugeben, ob die Entfernung des Gerbstoffes und Farbstoffes durch Kohle oder
durch Bleiessig stattgefunden hat.
11. Polarisation.
Zur Prüfung des Weines auf sein Verhalten gegen das polarisirte Licht sind nur große, genaue
Apparate zu verwenden, an denen noch Zehntelgrade abgelesen werden können. Die Ergebnisse der
Prüfung sind in Winkelgraden, bezogen auf eine 200 mm lange Schicht des ursprünglichen Weines,
anzugeben. Die Polarisation ist bei 15° C auszuführen.
Ausführung der polarimetrischen Prüfung des Weines.
a) Bei Weißweinen. 60 cem Weißwein werden mit Alkali neutralisirt, im Wasserbade auf
1½ eingedampft, auf das ursprüngliche Maß wieder aufgefüllt und mit 3 cem Bleiessig versetzt; der ent-
standene Niederschlag wird abfiltrirt. Zu 31,, ccm des Filtrates setzt man 1, cem einer gesättigten
Lösung von Natriumkarbonat oder einer bei 20° C gesättigten Löfung von Natriumsulfat, filtrirt den ent-
standenen Niederschlag ab und polarisirt das Filtrat. Der von dem Weine eingenommene Raum ist
durch die Zusätze um ½/10 vermehrt worden, worauf Rücksicht zu nehmen ist.
b) Bei Rothweinen. 60 cem Rothwein werden mit Alkali neutralisirt, im Wasserbade auf
½ eingedampft, filtrirt, auf das ursprüngliche Maß wieder aufgefüllt und mit 6 cem Bleiessig versetzt.
Man filtrirt den Niederschlag ab, setzt zu 33 cem des Filtrates 3 cem einer gesättigten Lösung von
Natriumkarbonat oder einer bei 20° C gesättigten Lösung von Natriumsulfat, filtrirt den Niederschlag
ab und polarisirt das Filtrat. Der von dem Rothweine eingenommene Raum wird durch die Zusätze
um ½ vermehrt.
Gelingt die Entfärbung eines Weines durch Behandlung mit Bleiessig nicht vollständig, so ist sie mittelst
Thierkohle auszuführen. Man mißt 50 ccm Wein in einem Meßkölbchen ab, führt ihn in eine Porzellan-=
schale über, neutralisirt ihn genau mit einer Alkalilösung und verdampft den neutralisirten Wein auf
etwa 25 cem. Zu dem entgeisteten Weinrückstande setzt man 5 bis 10 g gereinigte Thierkohle, rührt
unter Erwärmen auf dem Wasserbade mit einem Glasstabe gut um und filtrirt die Flüssigkeit ab. Die
Thierkohle wäscht man solange mit heißem Wasser sorgfältig aus, bis je nach der Menge des in dem
Weine enthaltenen Zuckers das Filtrat 75 bis 100 cem beträgt. Man dampft das Filtrat in einer