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Aulage 4a.
(Ifr. O. 6 2 u. 11.)
Anleitung
zur
Ausführung und Nachprüfung der Vergällung von Branntwein.
A. Ausführung der Vergällung.
1 Allgemein zu 1. Flüssigkeiten lassen sich um so leichter vermischen, je näher ihre Dichten aneinander
cosesuen liegen und je dünnflüssiger sie sind. Bei Branntweinvergällungen wird daher um so größere
Sorgfalt auf eine gründliche Durchmischung des Branntweins mit dem Vergällungsmittel zu ver-
wenden sein, je mehr die Dichte des Mittels von der Dichte des Branntweins abweicht und je
gäbfülssiger das Mittel selbst ist. Der letztgenannte Umstand ist nur bei der Vergällung mit
Schellacklösung und bei der Auflösung von Rizinusöl, Natron- und Kalilauge in einem Teile des
zu vergällenden Branntweins zu beachten, wobei es zweckmäßig ist, diese Mittel heiß zuzusetzen.
Eine von der Dichte des Branntweins wesentlich abweichende Dichte besitzen besonders Ather
und Petroleumbenzin, welche leichter, sowie Tieröl, Essig, Chloroform und Bromoform, welche
schwerer sind als Branntwein.
2. Bei den festen Vergällungsmitteln — Kampfer und Jodoform — wird deren gleich-
mäßige Verteilung im Branntwein erleichtert, wenn fie zunächst in wenig Branntwein aufgelöst
werden und wenn die erhaltene Lösung durch allmähliches Zugeben kleinerer Branntweinmengen
verdünnt wird, bevor sie mit der Hauptmenge des Branntweins vermischt wird. Dasselbe Ver-
fahren ist bei der Auflösung von Pyridinbasen, Tieröl, Chloroform und Bromoform zu empfehlen.
gleicher Weise wird die Gleichmäßigkeit der Durchmischung großer Flüssigkeitsmengen
gefördert, wenn eine Einrichtung getroffen werden kann, das Vergällungsmittel in ungefähr
richtigem Verhältnisse dem Branntweine zufließen zu lassen, während dieser eine Leitung, ein
Rohr oder eine Rinne durchströmt. Die Vermischung der großen Flüssigkeitsmengen wird dadurch
in eine fortlaufende Reihe von Mischungen kleinerer Mengen zerlegt, welche infolge der leb-
hafteren Bewegung in der Menge leichter vollständig wird. Ahnlich, wenn auch weniger voll-
kommen, wirkt die Vermischung in größeren Teilmengen, in welche entweder nur der Branntwein
oder das Vergällungsmittel oder beide Bestandteile der Mischung zerlegt werden. Eine grobe
Verteilung kann schließlich auch mittels eines Trichterrohrs herbeigeführt werden, wenn das Ver-
gällungsmittel dem Branntwein in mehreren Anteilen zugesetzt und das Ausflußende des Rohres
nach Zugabe eines neuen Anteils jedesmal nach einer anderen Stelle der im Vergällungsgefäß.
enthaltenen Branntweinmenge hinbewegt wird.
3. Soweit, namentlich bei Vergällungen großer Branntweinmengen, derartige Verfahren
nach Lage der Verhältnisse nicht wohl angewandt werden können oder nicht ausreichen, müssen
die Flüssigkeiten durch Rührvorrichtungen in innige Berührung gebracht werden. Für diesen
Zweck kommen besonders die mit der Hand zu bewegenden Rührwerkzeuge wie Krücken, Besen,
Stöcke, Kettenpeitschen, Mischkreuze in Betracht; ferner Luft, welche am Boden der Gefäße ein-
gepreßt wird und bei ihrem Aufsteigen die Flüssigkeit wirksam durchmischt; endlich kräftige Be-
wegung der ganzen Flüssigkeitsmenge durch Rollen der Gefäße, die Wirkung von Pumpen, durch.
Maschinenkraft angetriebene Rührvorrichtungen oder gemeinsames Abfließen der vermischten
Flüssigkeiten in tiefer aufgestellte Gefäße.