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des Landes zu verdanken, daß die Sachsen von einem ganz andern
Geiste beseelt sind als die Zapern und Gsterreicher. Die Gewalt des
Fürsten ist eingeschränkter als irgend eines andern Regenten in
Deutschland. Die sächsischen Landstände wußten sich durch
Klugheit und 2 #ut im Besitz der Rechte zu erhalten, welche
die Stände der meisten andern Reichslande mehr durch ihre
Wachlässigkeit und Feigheit als durch die Despotie der Fürsten
verloren haben.“ (Dieses Urteil ist einseitig, denn es übersieht
ganz die weisen WMaßregeln, welche die Fürsten persönlich, aus
eignem Antriebe, zum Besten des Landes getroffen haben; deren aber
sind namentlich seit Dater Augusts Seiten sehr viele zu erwähnen.)
Su den großen Vorzügen Sachsens rechnet er den hohen
Stand der Dolksbildung, den vor ihm schon Oilati in ganz
Morddeutschland beobachtet hat. „Was man zu Wien“, sagt er,
„in der Uormalschule mit so viel Geklatsch erst in Aufnahme zu
bringen sucht, das scheint mir hier schon vor einigen 2#enschen-
altern gethan zu sein.
„Jch besuchte vor wenig Tagen eine Landschule unweit der
Stadt (Dresden) und fand ungleich mehr Grdnung und wahren
Unterricht als in den besten Schulen zu Wien. Die gemeinsten
Leute verraten durchaus ungemein viel Kenntnis von Dingen,
die zur bürgerlichen Gesellschaft und zum sittlichen Leben ge-
hören, dahingegen ein gemeiner Bürger in Süddeutschland,
einige kleine Striche in Schwaben ausgenommen, in seinem
eignen GSirkel fremd ist und nichts denkt, als wie er die Woche
durch so viel Geld zusammenbringe, daß er am Sonntag schmausen
könne.“ Daher kommt es, daß ihm das Dolk in den kleinsten
sächsischen Bergstädten, die oft ringsum durch wilde Gebirge
von der übrigen Welt getrennt sind, artiger, gesitteter und auf-