Full text: Der Leumund der Sachsen

46 Der Staat. 
des Landes zu verdanken, daß die Sachsen von einem ganz andern 
Geiste beseelt sind als die Zapern und Gsterreicher. Die Gewalt des 
Fürsten ist eingeschränkter als irgend eines andern Regenten in 
Deutschland. Die sächsischen Landstände wußten sich durch 
Klugheit und 2 #ut im Besitz der Rechte zu erhalten, welche 
die Stände der meisten andern Reichslande mehr durch ihre 
Wachlässigkeit und Feigheit als durch die Despotie der Fürsten 
verloren haben.“ (Dieses Urteil ist einseitig, denn es übersieht 
ganz die weisen WMaßregeln, welche die Fürsten persönlich, aus 
eignem Antriebe, zum Besten des Landes getroffen haben; deren aber 
sind namentlich seit Dater Augusts Seiten sehr viele zu erwähnen.) 
Su den großen Vorzügen Sachsens rechnet er den hohen 
Stand der Dolksbildung, den vor ihm schon Oilati in ganz 
Morddeutschland beobachtet hat. „Was man zu Wien“, sagt er, 
„in der Uormalschule mit so viel Geklatsch erst in Aufnahme zu 
bringen sucht, das scheint mir hier schon vor einigen 2#enschen- 
altern gethan zu sein. 
„Jch besuchte vor wenig Tagen eine Landschule unweit der 
Stadt (Dresden) und fand ungleich mehr Grdnung und wahren 
Unterricht als in den besten Schulen zu Wien. Die gemeinsten 
Leute verraten durchaus ungemein viel Kenntnis von Dingen, 
die zur bürgerlichen Gesellschaft und zum sittlichen Leben ge- 
hören, dahingegen ein gemeiner Bürger in Süddeutschland, 
einige kleine Striche in Schwaben ausgenommen, in seinem 
eignen GSirkel fremd ist und nichts denkt, als wie er die Woche 
durch so viel Geld zusammenbringe, daß er am Sonntag schmausen 
könne.“ Daher kommt es, daß ihm das Dolk in den kleinsten 
sächsischen Bergstädten, die oft ringsum durch wilde Gebirge 
von der übrigen Welt getrennt sind, artiger, gesitteter und auf-
	        
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