Der Staat. 47
geweckter scheint als in den größten Städten von Süddeutschland.
„Die Cektüre ist hierzulande fast allgemein. Geselligkeit und
Gastfreiheit begleiten und ermuntern den angestrengten Fleiß.
Freiheit, Weltkenntnis, Witz und munterer Scherz machen auch
die Gesellschaften von mittlerem Range unterhaltend!“
Auch am äffentlichen Leben ihres engeren Daterlandes
nehmen, wie er wahrgenommen haben will, die Sachsen leb-
haften Anteil. Er sagt: „Einer der schönsten und stärksten
Süge, wodurch sich die Sachsen vor den Süddeutschen aus-
zeichnen, ist ihre Daterlandsliebe und ihre warme Teilnahme
an allem, was den Staat interessiert. Bis tief in den Mittel-
stand hinab ist hier jedermann über den Gustand des Landes
und Hofes aufgeklärt. HDier hörte ich zum erstenmal das Wort
Daterland mit Tlachdruck und einem vernünftigen und edlen
Stolze aussprechen.
„Das hiesige Frauenzimmer braucht wie das unfrige die
Galanterie zu einem Sporn für die Männer. Ss nimmt teil
an den Gesprächen von Kriegen, Friedensschlüssen, Unterhand-
lungen und allem, was sich auf den Staat bezieht. Es lobt
seine Offiziere und Truppen und spricht mit großem Der-
Snügen von den Vorfällen, wo sie sich brav hielten. Die jungen
Offziere empfehlen sich bei ihm, wenn sie sich eine eisenfresserische
Miene geben, welches in meinen Augen eben nicht so unbedeutend
ist. Mit Derachtung und Abscheu spricht es von den Ministern,
die Derräter am Daterlande waren.
„Der Hönig von Hreußen (Friedrich der Große) ist schlecht
bei ihm empfohlen; doch spricht es mit Bewunderung von
seinen Thaten und stimmt den Mlännern bei, daß man von
jeher würde besser gethan haben, wenn man sich zu ihm