Korruption. 47
ein Neger- Votum wird mit 2 Dollar, ein weißes mit
3 Dollar bezahlt, in der Stadt New York aber steigt der
Preis bis zu 25 Dollar. Das Geld bringen teils die großen
Erwerbs- Gesellschaften auf, die dafür Gefälligkeiten von der
Gesetzgebung erwarten, teils die Beamten, die Stellenjäger.
Für eine Stelle im höchsten Gericht sind schon 70000 bis
100 000 Dollar bezahlt worden. In St. Louis wurde eine
Konzessionsbill mit 30000 Dollar über das Veto des Gouver-
neurs hinweg durchgebracht und ein Jahr darauf für
1.250.000 Dollar weiter verkauft. Besonders schlimm ist
die Korruption im Staate Pennsplvanien, weil hier die republi-
kanische Partei sowohl in Stadt wie Staat regiert, während
anderswo die Parteien sich gegenseitig etwas in Schach
halten. Im allgemeinen, auch nach der Ansicht von Andrew
White, gelten die Bauern für weniger angefault als die Stadt-
bürger, von New York aber sagt Prof. Jenks, es sei kein
Unterschied in der Käuflichkeit. James Bryce in seinem
Buche American Commonwealth meint, daß gegen ein
Fünftel beider Häuser des Kongresses ziemlich sicher korrupt
seien und eine viel größere Zahl in dem Verdacht stände.
Neuerdings hat ein Mann, der als Oberagent zehn Jahre
an der Spitze einer Fabrikanten- Vereinigung stand, Mulhall,
eine Liste derjenigen Politiker, auch Arbeiterführer, veröffent-
licht, die „Bargeld“ von ihm nahmen. Der Senator
Lorimer von Illinois war der erste, der im vorigen Jahre
(1912) wegen nachgewiesener Bestechungen bei der Wahl
aus dem Senat ausgeschlossen wurde. In seiner Verteidi-
gungsrede, die nicht weniger als 20 Stunden dauerte, fragte
er, wer denn von den Kollegen nicht für seine Wahl bezahlt
und das Geld dazu von den Trusts bekommen hätte. Lorimer
gab zu, daß Taft wie Roosevelt sich von ihm losgesagt
hätten; weshalb aber, rief er aus. „Ich bin doch in Chicago