294 Die Zeit von 1888 bis 1894.
fließen, daß eine etwaige Ernennung Bennigsens das ganz
berechtigte Mißtrauen wieder erwecken würde und nicht nur
bei uns.“ Aus diesen Worten geht hervor, daß der König
nicht gern in der Reichsregierung ausgesprochene Partei—
männer wünschte. Und nun war ja Bennigsen der Führer
der Nationalliberalen. Kurz vor diesem Brief hatte Albert
noch in Dresden der Bataillonsbesichtigung meines ältesten
Bruders beigewohnt.
Am 22. Juni verlobte sich dieser in Lindau mit der Erz-
herzogin Luisa von Österreich. Im Lande und besonders in
unserer Familie herrschte damals die größte Freude. Die
Minister gratulierten. Dem damals ältesten und daher Vor-
sitzenden im Gesamtministerium, Gerber, erwiderte darauf
der König am 21.: „Mit herzlichem Dank habe ich gestern
Ihr freundliches Schreiben mit Ihren und IShrer Kollegen
Glückwünschen für ein Ereigniß erhalten, das auch mich und
die Meinen mit höchster Freude erfüllt. Möge Gott seinen
Segen über das junge Paar ausbreiten. Ihnen aber und
den anderen Ministern, deren wahrer Theilnahme an unserem
Elück ich so sicher bin, spreche ich meinen wärmsten Dank aus.“
Am 16. Juli konnte der König auf ein seltenes Jubiläum
zurückblicken. Es waren 25 Jahre vergangen, seit ihm das
Großkreuz des Militär-St.-Heinrichs-Ordens verliehen worden
war. Am 30. Juli weilte er mit uns Prinzen beim hundert-
jährigen Fubiläum des 2. Husarenregiments Nr. 19. Es fand
eine Parade des Regiments statt, nach welcher der König
seine Gemahlin zum Chef des NRegiments ernannte. GEleich-
zeitig aber erklärte er sich selbst als Chef des 1. Husaren=
regiments Nr. 18, von dem er einst, als es noch 1. Neiter-
regiment hieß, als Kronprinz Chef gewesen war. Im August
unternahm er eine achttägige Reise nach München, wo er
mit der Königin zusammentraf, und Oberbayern. Sie feierten
damals Carolas Geburtstag im Gebirge. Zusammen be-
suchten sie die bayerischen Königsschlösser.