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Die Thiere knirschen Anfangs haͤufig mit den Zaͤhnen, halten das Maul von Zeit zu Zeit
offen und geifern, sind sehr unruhig, fressen und saufen nicht, ihr Auge ist stier, der Rässel sehr heif-
Bei der Zunahme des Uebels steigt das Fieber, der Puls wird sehr schnell und klein, das Athmen
geschieht mit hefiigen Flankenschlägen, die Wärme am Körper ist vermehrt, die Füße aber find kalt;
die Thiere liegen gern und wühlen sich im Stroh ein, oder sie stehen mit hängendem Kopfe, wie
betdubt, das Knirschen mit den Zähnen und das Geifern währt fort. Oeffnet man ihnen mit der
bierbei nöthigen Vorsicht das Maul, so fieht man auf der Zunge oder sonstwo eine ober mehrere
Blasen (in der Regel nur cine), welche weißlich oder bläulich von der Größe einer Erbse und mit
einer scharfen Feuchtigkeit angefüllt sind. Später verwandeln sich die Blasen in ein brandiges Ge-
schwür, die Zunge wird schwärzlich und ganz kalt, die Thiere werden ganz matt und der Tob er-
folgt, meist um den Aten bis 'ten Tag.
Anmerkung d 3. und A. Bei allen Thieren kommt auch cin gutartiges Maulmeh vor, wobei
sene auch geisern, harkes Futter nicht fressen, etwas matt werden und Bläschen im Maule be-
kommen. Dieses gurartige Maulweh unterscheidet sich aber von dem Zungenkrebse und Rank-
korne dadurch, daß die Thiere nicht mit einem Male so hestig erkranken, daß im ganzen Maule
eine Menge Bläschen von weißer oder gelblicher Farbe und von der Größe eines Hirsekorns bis zu
der einer Linse entstehen, daß diese Bläͤchen nur in der Schleimhaut, nicht tiefer sitzen, und
daß nach dem Aufplatzen derselben zwar ein Theil der Schleimhaut sich ablöst, dann aber bles
ein rother, reiner Fleck, nicht ein brandiges Geschwür zurückbleibt. — Dieses Maulweh herrscht
fast immer seuchenartig in einer Gegend und oft kommt es mit der sogenannten Klauenseuche
verbunden vor. Es it selten, und dann nur durch langsame Entkrästung der Thiere tödtlich.
Nach dem Genusse der Milch von dergleichen am gutartigen Maul= und Klauenweh leidenden
Kühen, hat man übrigens zwar auch hin und wieder bei Menschen ein von Fiebemufällen beglei-
tetes Entstehen von Bläschen im Munde, namentlich an der Zunge, der inneren Backenwand
und den Lippen, ja selbst an den Fingern und Händen bemerkt; doch sind dergleichen Bläschen
nie mit weiteren Zufällen oder gar mit Gesahr verknüpft gewesen.
Die Bräune der Schweine, auch Kropf, Kehlsuchte, wildes Feuer genannk.
Diese Pclst besteht hauptsächlich in einer flark entzündlichen oder brandigen Geschwulst am Halse
und ist bei Schweinen die am bdufigsten vorkommende Form des Milzbrandes. — Das Uebel eritt
ploͤtzlich und ohne alle Vorboten ein. Die Thiere zietern, sind matt, arhmen beschwerlich und mie
starkem Schlagen der Flanken, keuchen, schreien und grunzen mit heiserer Stimme, sperren den Rachen
auf, und schütteln oft den Kopf, der Rüssel und das Innere des Maules ist bleich und trocken, der
Puls klein, hart und sehr schnell; Koth und Urin wird gewähnlich nicht ausgeleert. Dabei entwickelc
sich schnell am Halse eine Geschwulst, welche entweder diesen allein einnimmt oder sich auch auf den
Kopf, die Brust und den Bauch ausdehnt. Der Farbe nach ist diese Geschwulst bald bell= bald bun-
kelroth oder fleischfarben, auch zuweilen mit starken Flecken oder Streifen versehen. Nicht selten cr-
scheint auch zugleich die Zunge entzüntet, angeschwollen, dunkelroth oder bleisarben. Ist dies der Fall
und verbreitet die Geschwulst sich sehr schnell, so krepirt das Schwein gewähnlich schon während der Enc-
wickelung der Krankheit, zuweilen nach einer halben bis zur öten Stunde; bei langsamerer Ausbrei-
ktung erfolgt der Tod etwas später, in der Regel jedoch binnen 21 Stunden.
Anmerkung. Aufßer der Milzbrandbräune besallt die Schweine zuweilen auch eine aus Erkältung ent-
stehende, weniger bötartige Braune. Diese entwickelt sich langsamer als jene und es fehlt ihr
die erwahnte Geschwulst am Halse. Doch kann ste, wenn nicht bei Jeiten angemessene Hülfe
geleistet wird, auch tödtlich werden.
6. Die Nose, der Rothlauf oder Scharlach, in manchen Gegenden auch heiliges
Feuer oder Antonius feuer genannt, finket sich bei Schaafen und Schweinen und zwar bei letzte-
ren häufig in Verbindung mit Braune. Die Thiere werden traurig, zgeigen abwechselnd Frost und
Hitze, der Puls ist schnell und anfangs hart, das Athmen geschieht mit starker Bewegung der Flanken,
die Freßsucht ist sehr gering, das Wiederkäuen unterdru t, der abgehende Koth sehr trocken. Dabei
erscheint die Haut an einzelnen Stellen und zwar mehrentheils an der unteren Fläche oder den Sei-
tentheilen des Bauchs, am Kopfe, Halse und Rücken, zuweilen aber auch au der Brust, sa an den
Füßen, sehr heiß und dunkelroth, selbst violet, und manchmal auch mit kleinen Bläschen besetzk. J
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