Full text: Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern. 1902. (29)

M 35. 349 
Blutvergiftung driugen von irgend einer erkrankten Stelle der äußeren Haut, der Schleim- 
haut der Gebärmutter, der Athmungs= oder Verdauungsorgane oder von dem noch nicht 
verheilten Nabel aus in die Blutbahn ein; das Krankheitsbild zeigt je nach der Art der 
Ansteckung gewisse Verschiedenheiten, welche die Unterscheidung mehrerer Formen der Blut- 
vergiftung bedingen. 
Die Krankheitserscheinungen am lebenden Thiere sind manchmal so wenig eigenartig, 
daß erst der Befund am geschlachteten Thiere in Verbindung mit dem Lebendbefunde zur 
sicheren Erkennung der Krankheit führt. Hohes Fieber (41 bis 420), vor dem tödllichen 
Ausgange wohl auch unternormale Temperatur, starke Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens, 
große Schwäche und Hinfälligkeit sind Erscheinungen, welche stets den Verdacht der Blut- 
vergiftung erwecken müssen. 
Werden beim geschlachteten Thiere trübe, graugelbe Verfärbung der Leber und Nieren, 
trübe, graue Verfärbung des Herzfleisches, wodurch es dem gekochten Fleische ähnlich wird, 
vielleicht auch punktförmige Blutungen unter den serösen Häuten und Schwellung mit blutiger, 
wässeriger Durchtränkung sämmtlicher Lumphdrüsen gefunden, so ist das Vorhandensein einer 
jauchigen Blutvergiftung anzunehmen. Oft sind aber auch diese Krankheitszeichen am todten 
Thiere so wenig deutlich vorhanden und so leicht mit anderen fehlerhaften Zuständen, z. B. 
Fettansammlung in Leber und Nieren oder Fäulniß, zu verwechseln, daß nur der Thierarzt 
die verdächtigen Erscheinungen richtig zu deuten vermag. 
Die häufigsten Formen der jauchigen Blutvergiftung sind: 
a) die sich an äußere Verletzungen und Entzündungen (brandige Wunden, Entzündung 
der Gelenke, Klauen, Hufe, Sehnenscheiden rc.) anschließende Blutvergiftung; 
b) die jauchige Nabelentzündung junger Thiere; 
) die blutige Darmentzündung bei Kälbern und Rindern; 
d) die jauchige Gebärmutterentzündung; 
e) die bösartige Euterentzündung bei Kühen; 
f) die jauchige Brust= und Bauchfellentzündung. 
Die Schlachtvieh= und Fleischbeschan bleibt dem Thierarzte vorbehalten (§§ 11, 31). 
17. Die eitrige Blutvergiftung. 
Diese Krankheit kommt oft gleichzeitig mit der jauchigen Blutvergiftung (vergl. Nr. 16) 
vor und entsteht durch Verschleppung von Eitererregern auf dem Wege des Blutstroms von 
einem örtlichen Eiterherd aus. Die Eitererreger setzen sich besonders in Lungen, Milz, 
Nieren, Leber, Gelenken, Knochen und Muskeln fest und erzeugen dort neue Eiterherde, 
welche entweder abgekapselt werden oder weiter um sich greifen, wieder in die Blutbahn ein- 
brechen und zur Bildung von neuen Eiterherden führen. 
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