Full text: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1874. (40)

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3. Verschüttete oder Erdrückte. 
Man beseitige alle Hindernisse der Athmung und verfahre im Uebrigen 
wie bei Erhängten. 
4. Scheintodt-Neugeborene. 
Man reinige dem Kinde sorgfältig den Mund und lasse ein warmes Bad be- 
reiten, fasse unterdessen den Hals des Kindes von hinten mit der linken Hand so, daß 
der Kopf durch Daumen und Zeigefinger gestützt wird; mit der rechten ergreife man 
beide Füße fest und schwenke nun den Körper des Kindes etwa 10 bis 15 mal 
von einer zur anderen Seite. Dann bringe man es in das warme Bad, in 
welchem es einige Minuten zu bleiben hat, nehme es dann heraus, lege es auf eine 
Seite, reibe den Rücken kräftig mit einem wollenen Tuche und beginne dann nochmals 
dasselbe in der oben näher bezeichneten Weise zu schwenken. 
Diese Belebungsversuche sind fortzusetzen, bis das Kind entweder regelmäßig athmet, 
oder bis man unter der linken Brustwarze keinen Herzschlag mehr fühlt. 
5. Erfrorene. 
Man entkleide den Körper im Freien oder in einem kalten Raume und bedecke 
ihn leicht mit Schnee, oder, wenn solcher nicht vorhanden ist, mit kalten nassen Tüchern 
so, daß nur Mund und Nase frei bleiben. 
Werden die Glieder beweglich, so mache man leichte Reibungen mit Schnee oder 
kalten nassen Tüchern. 
Erwärmt sich der Körper, dann bringe man ihn in ein kaltes Zimmer, in ein 
ungewärmtes Bett. Beginnt der Erfrorene nicht, Athem zu holen, so verfahre man 
mit den Wendungen des Körpers und Bewegungen der Arme wie bei Ertrunkenen. 
Erwärmende Getränke dürfen nur bei fortschreitender Besserung vorsichtig und 
allmählig gereicht werden. 
Die Rettung gelingt oft dann noch, wenn der Verunglückte schon viele Stunden 
lang erstarrt gewesen ist. Bei allen Versuchen ist aber die größte Vorsicht zu beobachten, 
damit man nicht die erstarrten Glieder des Erfrorenen verletze. 
6. Vom Blitz Getroffene. 
Man entkleide den Verunglückten in frischer Luft, bespritze das Gesicht mit 
kaltem Wasser, mache kalte Uebergießungen über den Kopf, reize die Nase durch Vor- 
halten von Salmiakspiritus, kitzle den Schlund mittelst eines Federbartes, gebe kalte 
Klystiere, mache Reibungen des Körpers und lege Senfteige. 
Zeigt sich keine Spur von Athem, so mache man die Wendungen des Körpers und 
die Bewegungen der Arme, wie sie bei Ertrunkenen vorgeschrieben sind.
	        
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