Full text: Der neue Kurs.

Weise wie die anderen Partner beteiligt zu werden. Statt dessen 
wurden die Verhandlungen unter den Finanzgruppen der drei Inter- 
ventionsmächte, denen auch die englische Rothschild-Gruppe berge- 
treten war, auf russisches Betreiben durch eine Teilanleihe von 
320 Muilionen Mark durchkreuzt, zu der Pariser Banken, unter 
russischer Bürgschaft für pünktliche Zinsenzahlung, das Geld gaben. 
Damit spielten die beiden Partner zunächst allein, ohne deutsche 
und englische Betreiligung, die Rolle des Wohltäters für China und 
verstärkte sich der Eindruck, daß wir mit dem Einspruch gegen die 
japanischen Friedensbedingungen nur Rußland Vorteile verschafft, 
selbst aber ganz leer ausgegangen wären. Mit steigendem Eifer 
traten einzelne deutsche Blätter dafür em, daß Deutschland für seine 
Mitwirkung beim Schutze Chinas eine Entschädigung verlangen sollte, 
möglichst in Gestalt eines Stützpunktes für seine Flotte und semen 
Handel. China gegenüber hatten wir gewiß kein Recht, Kompen- 
sationen dafür zu verlangen, daß wir zum Schutze unserer eigenen 
wirtschaftlichen Interessen gegen eine übermächtige Stellung Ja- 
pans eingeschritten waren. Diese Interessen waren aber schon an 
und für sich so bedeutend, daß der Erwerb eines Stützpunktes, 
zumal bei dem zerrütteten Zustand, in dem sich China nach dem 
Kriege befand, als eine dankbare Aufgabe der deutschen Diplomatie 
erscheinen mußte. Die günstige Gelegenheit, sie zu erfüllen, kam 
mit der Ermordung zweier deutscher katholischer Missionare in 
Süd-Schantung im Herbst 1897. 
Für die Entscheidung der Frage, ob sich die amtliche Politik 
schon beim Anschluß an die Intervention gegen Japan oder erst 
nach Ermordung der beiden deutschen Missionare der Zustimmung 
Rußlands zur Besetzung eines chinesischen Küstenortes versichert 
hat, bietet eine Stelle in Hohenlohes Denkwürdigkeiten einen ge- 
wissen Anhalt. Anfang September 1895 reiste Fürst Hohenlohe 
auf seine russischen Besitzungen in Werki, machte am 10. September 
in Petersburg dem russischen Minister Fürsten Lobanow einen Be- 
such und wurde am 11. September vom Jgaren und der garin in 
Peterhof empfangen. Nach der Eintragung in sein Journal vom 
gleichen Tage sagte der Zar: „Er habe unserem Kaiser im Früh- 
114
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.