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Behandlung der Ertrunkenen.
Ein Ertrunkener kann oft noch gerettet werden, wenn er
auch schon einige Stunden im Wasser gelegen hat.
Nachdem er möglich schnell, aber vorsichtig mit nach oben
gehaltenem Kopfe aus dem Wasser gezogen ist, wobei alles
Rütteln, Rollen, Stürzen auf den Kopf unterbleiben muß,
werden Nasenlöcher und Mund sorgfältig von Schlamm und Wasser
gereinigt. Hierauf wird er in ein möglichst nahes Haus ge-
tragen, nicht gefahren, und wenn nicht warme Jahreszeit die
ersten Rettungsversuche unter freiem Himmel im warmen Son-
nenschein gestattet, in eine mäßig erwärmte Stube getragen
und auf einen freistehenden Tisch oder auf ein Strohlager auf
den Rücken oder auf die rechte Seite hingelegt, doch so, daß
der Kopf und obere Theil des Körpers höher als der Leib
liegt. — Die Füße müssen abwärts hängen. Nun wird er so-
gleich entkleidet, indem man die Kleider abschneidet und den
Körper genau wegen vielleicht erhaltener Verletzungen unter-
sucht und mit erwärmten, trockenen, wollenen Lappen abge-
trocknet, ohne zu reiben.
Nebstdem reinigt man nochmals genauer Nase, Mund und
Rachen von dem darin liegenden Schlamme mit dem Finger,
mit einem Federbart, vermittelst eines in lauwarmes Wasser
getauchten Schwammes. Ist es möglich, ihn in ein Bad zu
bringen und dieß durch Zugießen von warmem Wasser in glei-
cher Temperatur zu erhalten, so ist dieß noch vortheilhafter.
Nach demselben, oder wenn ein Bad nicht angewendet werden
könnte, wickelt man den ganzen Körper in erwärmte wollene
Decken oder Betten, legt ihn auf die rechte Seite, umgibt ihn
rings mit eingewickelten Wärmflaschen, wobei jedoch die Brust
nicht beschwert werden darf und setzt das Reiben an Händen
und Füßen in der Richtung zum Herzen, an der Herzgrube
und dem Rückgrade fort. Auch kann man die Herzgrube durch
eine darübergehaltene in Flanell eingehüllte Wärmpfanne, so-
wie das Rückgrad dadurch erwärmen, daß solch' eine Pfanne
ebenso eingehüllt über dasselbe hin= und herbewegt wird. Bei
kleinen Kindern nützt die animalische Wärme am Besten, in-
dem man sie neben einer erwachsenen Person ins Bett bringt.
Nun bläst ihm ein Gehilfe Luft ein, entweder mittelst des
Blasebalges, dessen Spitze mit einem nassen Lappen umwickelt,
in den Mund gebracht ist, der ringsum zugehalten wird, oder