Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

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mehrere Säcke tadellosen Salzes gesehen, welches 
ein Bastard aus dem Kalaharibecken geholt 
und verkauft hatte. Die Entfernungen sind 
aber ungeheuer und der Transport theuer. 
Ich habe vergessen, was für das Pfund be- 
zahlt wurde. 
Ich habe mir Mühe gegeben, gesalzene 
Felle zu erhalten und bin auch einigermaßen 
erfolgreich gewesen und zwar lieferte ich dazu 
das Salz in der Bai zum Soelbstkostenpreis. 
Missionare und Bastards haben mir tadellose 
Felle gebracht, die Eingeborenen dagegen nur 
ungesalzene und sehr schlecht behandelte, sie 
begnügen sich eben lieber mit einem geringen 
Preis, ehe sie Sorgfalt anwenden, und das 
Salz essen sie lieber selbst oder vertauschen es 
zu seinem landesüblich hohen Preise. 
Schaffelle haben nur geringen Werth. 
Dies ist so ziemlich alles, was sich über 
den Handel des Landes sagen läßt, so wie er 
heute liegt. Was aus demselben noch in Zu- 
kunft werden kann, wer will das voraussehen? 
Das Land ist produktionsfähig in mancher 
Beziehung. Als ich die Weinrebe in Klein- 
Windhvek sah, die vor 11 bis 12 Jahren dort 
gepflanzt war und die das ganze Haus buch- 
stäblich bedeckte, 
11 Jahren selbst überlassen war; als ich im 
schönen Garten zu Bethanien saß, und Reben 
und Fruchtbäume voll von Früchten sah; als 
ich den tadellosen Weizen sah, den die Leute 
eben in Bethanien geerntet und mit dessen Er- 
trag sie überaus zufrieden waren; als ich da- 
gegen die traurigen verwilderten großen Gärten 
in Groß-Fontain sah, in deren noch kenntlichen 
Wasserleitungen das Wasser munter rieselte; 
die vielen Quellen in ganz unbewohnten 
Landestheilen, iumitten der grasreichsten 
Steppen; die zerstampften und verschmutzten 
Quellen in den bewohnten Dörfern, da stellte 
ich mir die Frage: was könnte eine fleißige, 
gesunde, glückliche Bevölkerung alles aus diesem 
Lande machen, wenn sie sich des Segens ge- 
ordneter staatlicher Verhältnisse erfreute ? Ich 
blieb mir die Antwort schuldig, hoffentlich giebt 
sie die nächste Zukunft. 
Noch einige Worte über die Viehzucht. Sie 
bildet heute den vornehmsten und fast aus- 
schließlichen Erwerbszweig, und wird, mag 
aus dem Lande werden was da will, stets der 
wichtigste Faktor bleiben. Zu derselben eignet 
sich das Land ganz vortrefflich so wie es heute 
schon ist, ohne alles Hinzuthun des Menschen. 
Ich sage nicht zu viel, wenn ich behaupte, daß 
wohl auf dem ganzen Erdenrund für dieses 
Geschäft kein besseres Land gefunden werden 
kann. In erster Linie trägt hierzu das schöne 
gleichmäßige Klima mit erträglichem Sommer 
  
nachdem sie sich während gualand leben. 
tend wärmer, die Trockenzeit 
  
  
und sehr mildem Winter bei. Alles Vieh 
kann, ohne jede Beschwerde, das ganze Jahr 
im Freien sein Futter suchen, die theure Stall- 
fütterung, die kostspieligen Gebände sind hier 
ganz überflüssig. Krankheiten oder Seuchen 
treten ebenso wie bei den Menschen, auch bei 
den Thieren äußerst selten auf. 
Die Steppen sind reich an trefflichem Gras 
und zahlreichen Futterbüschen. Selbst die so 
trostlos aussehenden Tafelberge tragen ein treff- 
liches Futtergras und Büsche, sie bilden einen 
bevorzugten Weidegrund für Schafe und Ziegen. 
Salzbüsche und Kräuter kommen fast überall 
im Lande vor, ebenso wie brackige Quellen, 
man denkt nicht daran, den Thieren Salz zu 
reichen. Kein Insekt plagt die Heerden und, 
wenn auch der Leopard dann und wann ein 
Füllen oder einen Bock zerreißt, — was so 
gar häufig nicht vorkommt, — so möge man 
ihm mehr nachstellen, er liefert außerdem noch 
ein wunderschönes Fell. 
In Transvaal sollen die Verhältnisse 
ähnlich sein, aber nicht an Vortrefflichkeit den 
hiesigen gleichkommen, wie mir verständige Leute 
versicherten, die, dort als Burensöhne geboren 
und groß geworden, jetzt hier in Groß-Nama- 
Der Sommer ist dort bedeu- 
empfindlicher, 
starke Viehfeuchen, besonders die Lungensenche, 
sind dort eine häufige Erscheinung, während 
hier diese furchtbare Krankheit, die nachweislich 
stets nur eingeschleppt ist, bald von selbst erlischt. 
Die Kapkolonie hat viel zu extreme Witte- 
rungswechsel in den verschiedenen Jahreszeiten, 
um sich mit Groß-Namaqualand messen zu 
können. Der Winter ist dort empfindlich kalt, 
in ihn fällt die Regenzeit, der Sommer ist 
daher außerordentlich dürr. 
Der Vorwurf des Wassermangels hier in 
Groß-Namaqualand (ich nehme den Wüstenstrich 
der Küste entlang stets aus) ist übertrieben. 
Ich frage einfach, wie viele Hausthiere er- 
halten ihren Wasserbedarf in Europa aus 
Brunnen und wie viele aus natürlichen Wasser- 
stellen? Ich besaß ein kleineres Gut in Hinter- 
pommern, in niedriger Lage zum Meeres- 
spiegel. Im Sommer war dort auch nicht 
1 Liter natürlich zu Tage liegendes Wasser 
vorhanden, obgleich der Boden drainirt werden 
mußte, um überhaupt etwas anderes wie Erila 
und Holz zu tragen, Teiche, alles war künst- 
lich durch Menschenhand geschaffen, ein 33 Fuß 
tiefer Brunnen versagte oft im Sommer bei 
einem Viehstand, dessen Zahl hier nicht der 
Rede werth wäre. Aehnlich ging es vielen 
Nachbarn von mir. 
Die sehr hohe Lage des Landes, bedeutend 
über 1000 m über dem Meeresspiegel, der
	        
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