Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

auf Morbidität und Mortalität an Malaria 
dar. In Vorder-Indien erkrankt der Hindu, 
der Sepoy des englisch-indischen Heeres eben so 
oft wie der Engländer an Malaria, seine 
Mortalitätsfrequenz an dieser Krankheit ist aber 
unbedingt größer, wie diejenige der weißen 
Rasse. In der Armee der Vereinigten Staaten 
Nord-Amerikas litt und leidet der schwarze 
Soldat so oft und so intensiv an Malaria, 
und könnte man bei einer peinlichen Ver- 
gleichung vollkommen auf dieselbe Weise ge- 
nährter, gekleideter und gepflegter schwarzer 
und weißer Soldaten so wenig Unterschied in 
Bezug auf die Vulnerabilität für Malaria 
herausfinden, daß in manchem Report der 
Ausdruck vernommen wird: es entbehre die 
ganze Lehre der relativen Immunität der 
äthiopischen Rasse für Malaria jeden Grundes 
und sie sei unglaubwürdig. Und meinen Sie 
nicht, daß die Verhältnisse in Afrika anders 
liegen. Die Malaria-Epidemie auf der Insel 
Mauritius, welche ungefähr 1860 zum ersten 
Male auftrat und seit dieser Zeit noch immer 
unter der Bevölkerung grassirt, trifft am 
schlimmsten die eingeborene oder kreolische, far- 
bige Bevölkerung, am wenigsten den einge- 
wanderten Europäer. Als die portugiesische 
Regierung im Jahre 1871 eine Art kolonial- 
medizinische Enquête anstellte und ihren Mili- 
tärärzten unter anderem auch den Auftrag gab, 
ihre Erfahrungen über die Immumnität der 
äthiopischen Rasse für Malaria an den Kap 
Verdischen Inseln, in Angola u. s. w. zusammen- 
zustellen, war die Antwort, welche sie erhielt 
und welche in den höchst lesenswürdigen, von 
der Regierung herausgegebenen Cnestiocs 
medico-coloniales niedergelegt ist, durchweg 
ungünstig für die öfters erwähnte Lehre. Be- 
* 
sonders muß dabei die Erfahrung hervorgehoben 
werden, daß die Lokalverhältnisse hier voll- 
kommen den Ausschlag geben und daß die 
von gesunden Inseln stammenden Neger ebenso 
gut und ebenso intensiv von der Malaria wie 
die Europäer getroffen werden, wenn sie nach 
sumpfigen Inseln und Orten, nach Bissau, 
Cachen, Praja versetzt werden. Und aus Mo- 
zambique und Liberia erklingt dieselbe Nach- 
richt." 
Die Beantwortung der Frage, ob es für 
den Europäer möglich sei, sich in den Tropen 
fortzupflanzen, hatte sich der Vortragende nicht 
zur Aufgabe gestellt. 
hieran nicht zu zweifeln, wenngleich er nicht in 
Abrede stellt, daß die üppige und schlaffe 
Lebensweise in den Tropen und der Fortfall 
der „herrlichen stärkenden Reize, welche in den 
gemäßigten Zonen so vielfachen Segen bringen,“ 
wie auf die Eingeborenen selbst, so auch auf 
200 
  
Er scheint persönlich 
  
  
  
den Europäer schließlich einen nachtheiligen 
Einfluß ausüben. Dagegen ist er der Ueber- 
zeugung, daß lebenskräftige, gesunde erwachsene 
Europäer beiderlei Geschlechts, unter Inne- 
haltung aller hygienischen Maßregeln, voll- 
kommen akklimatisationsfähig sind. Er spricht 
sich hierüber am Schlusse seines Vortrages wie 
folgt aus: 
„Wenn meine Ansicht über die Widerstands- 
fähigkeit der Europäer in den Truopen bei 
Ihnen Anklang finden und durch weitere Unter- 
suchung bestätigt werden könnte, so würde mich 
das hoch erfreuen. Denn dann würde auch 
Ihnen die Ueberzeugung beigebracht sein, daß 
für den lebenskräftigen, erwachsenen Europäer 
in den Tropen ein herrliches Arbeitsfeld zur 
Entwickelung seiner höchsten intellektuellen Kräfte, 
zur Bereicherung der Wissenschaft, zur Förde- 
rung der Interessen der ganzen Menschheit, 
seiner eigenen Nation, seiner ihm angehörenden 
Familie brach liegt. Will er nicht das ver- 
wöhnte, von der Mutter gehätschelte Kind 
bleiben, welches seinen Brüdern und Schwestern 
den ihnen zukommenden Raum streitig macht, 
will er, wie der Spanier sagt, „un hijo de 
sus hechos“, ein Sohn seiner eigenen Thaten 
werden, so mache er sich muthig auf den Weg. 
Er weiß, daß ihm in dem fremden Lande Ge- 
fahren drohen, größere, viel größere Gefahren, 
wie am Schvoße der Mutter beim häuslichen 
Herd; aber er weiß auch, daß die Gefahren 
unter dem Schilde Hygicias zu beschwören sind, 
und daß er da in dem fernen tropischen Lande 
ein Geschlecht finden wird, welchem er über- 
legen ist, und welchem er den Segen seiner 
höheren Bildung, seiner Zivilisation, seiner 
Wissenschaft bringen kann.“ 
Der Vortrag des Professors Stokvis ist 
als Sonderabdruck aus den Verhandlungen des 
Kongresses im Verlage der Buchhandlung von 
A. Hirschwald in Berlin zum Preise von 
60 Pfennig zu beziehen. 
Gesundbeitszustand der Deutschen Schutztruppe 
für Gst-Afrika. 
Ueber den Gesundheitszustand der Deutschen 
Schutztruppe für Ost-Afrika in der Zeit vom 
21. Mai bis 20. Juni d. J. ist Folgendes mit- 
zutheilen. 
Das Verhältniß der Erkrankungen zur Ge- 
sammtstärke der Truppentheile war am günstigsten 
in Tanga. Es folgt die Besatzung der Schiffe 
des Reichskommissariats, sodann die Garnison 
Zanzibar und demnächst die Stationen Saa-
	        
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