Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

vor bedenklichen Verlusten schützte, die, 
die vorwärts dringende Truppe sort- 
während rechts und lints ins Dickicht schoß. 
Nach einstündigem, ich kann nur sagen Durche 
würgen durch diesen Irrgarten in der Nich- 
ung auf dic linke Flügelkompagnie, die offen 
bar freieres Terrain haben mußte, da sie 
mehrfach Salven abgab, trafen wir min der- 
selben auf einem freien Platze von etwa 60 un 
im Geviert zusammen. Jedoch auch bier war 
das Bleiben besonders für eine größere Truppe 
ganz unmöglich, da wir unausgesetzt von allen 
Seiten, auch von einer benachbarten, gleichfalls 
mit Bananen dicht bedeckten Höhe Feuer er 
hielten. Ich tonnte hier wenigstens unter dem 
Schutze eines mächtigen Baumes die Ver 
wundeten sammeln und die Truppe zusammen 
ziehen bis auf einen Zug, der in dem Gewirr 
abhanden getommen war. Wir mußten nach 
früherer Aussicht dicht bei der Voma des 
Häuptlings sein; — ich unterließ jedoch eine 
weitere Untersuchung, da meine Leute nach 
fünfsündigem Marsch und zweistündigem Ge 
secht in glühender Sonnenhitze (bei unbedeckiem 
Himmel in der heißesten Jahreszeit) sehr er 
müdet waren und beim Versuch des Eindringens 
in die besonders stark besestigte Boma mehr 
sach aus allernächster Nähe verwundet wurden. 
Es war vor Allem nicht möglich, aus dem 
Gewirr der Bomas heraus die Lage zu über 
sehen und beschloß ich daher nach der Stellung, 
wo die Trägerkolome lag, zurückönlehren, der 
Truppe Nuhe zu gönnen und die Verwundeten 
in Sicherheit zu bringen. 
Auf der Höhe, auf der ich zuerst auf den 
Feind traf, nur 300 m von der Boma des 
Häuptlings entfernt, durch eine tieje Schlucht 
jedoch von letzterer getrennt, lagerte ich mit 
der ganzen Truppe in dem bereits erwähnten 
Graben, der uns gegen das unausgesetzte, wenn 
auch ziemlich wirlungslose Feuer des Feindes 
Deckung bot. 
Erst am Nachmittag näherte sich, sort- 
während nach allen Seiten hin das Feuer 
erwidernd, der abgekommene Zug und stieß, 
heftig vom Feinde verfolgt, zu uns. Schwere 
187 
  
Verluste hatte der Feind, als er sich bei dieser 
Verfolgung aufs freie Terrain wagte, denn 
ich hatte im Graben sämmtliche Europäer zum 
Feuern auf die sich irgendwo aus dem Dickicht 
herauswagenden Feinde antreten lassen. Trotz 
schwerer Verluste, die hauptsächlich auf das 
prompte Arbeiten des Maximguns wie das 
wohlgezielte Schützenfeuer der Europäer zurück- 
zuführen sind, versuchten die Wakiboscho un- 
ausgeseht sast eine Stunde lang in kleinen 
Trupps gegen unsere Stellung einen Vorsloß 
zu machen, wozu sie offenbar unser scheinbarer 
afrilanische Verhältnisse blutigen Krieges 
Rückzug in die gesicherte Position verleitete. 
Da die Dunkelheit hereinbrach, blieb ich mit 
der Truppe auf derselben Stelle, um am 
nächsten Morgen den Angriff wieder aufzu- 
nehmen, wenn nicht die Waliboscho, durch 
starke Verluste eingeschüchtert, Unterhandlungen 
einleiten würden. Diese waren jedoch weit 
davon entfernt: sie umschlichen uns vielmehr 
jast auf allen Seiten und schossen mit Pausen 
sont während der ganzen Nacht nach unserem 
Lager. Auch belehrte uns das deutlich ver 
nehmbare Holzschlagen, daß sie noch an der 
Befestigung ihrer Bomas arbeiteten. Da wir 
die Entsernungen ungefähr tannten, so dämpfte 
ich das oft in der Nacht erhobene Kriegsgeheul 
durch eine Lage Maximsener in der Nichtung 
des Geschreis. Am. nächsten Morgen hieß es, 
daß man uns nur getänscht habe, die Waki- 
boscho seien alle ins Gebirge entslohen. Ich 
schickte zunächst eine slärlere Patronille, die 
jedoch bald die Meldung sandtc, daß die Boma 
und zwar nur die innere, stark besetzt sei. 
Da ich jetzt die örtlichen Verhälmisse besser 
lannte, sandte ich Chef Johannes mit zwei 
von Chef I)r. Bumiller und Lientenant 
Prince geführten Abtheilungen nach der Boma. 
Es wurde nun unter fortwährendem Feuer 
ins Dickicht in gerader Linie auf den Flaggen- 
mast Sinnas eine Boma nach der andern 
niedergehauen. Auf Meldung, daß die Truppe 
sich sast verschossen habe, sandte ich eine weitere 
Abtheilung unter Lientenant v. Zitewitz und 
de la Frémoire zur Unterstützung und ge- 
lang es nun, in das Innere einzudringen. 
Wie von der Erde verschlungen, waren die 
für Neger erslannlich zähen Vertheidiger ver- 
schwunden, und zwar zum größten Theil in 
langen höhlecnartigen Göängen, deren Oesfnungen 
in die vorher beschriebenen tiesen Gräben mün- 
deten (solche Höhlen sind an diesem Abhange 
des Kilima Ndscharo häufig). Es wurden 
viel Pulver, Waaren und Wassen erbentet und 
der um einen mächtigen Baumstamm aus 
Stroh erbaute Flaggenthurm sowie das Wohn- 
haus Sinnas angezündet. Eine starke Explosion 
von verslecktem Pulver blieb trotz der Nähe 
unserer Leute schadlos. 
Jetzt sandte ich die Dschagga-Krieger 
Mandaras vor, um Gefangene und Beute zu 
machen. Es wurden innerhalb zwei Stunden, 
in welcher Zeit die Wadschagga auch die Ver- 
folgung des flüchtigen Feindes übernahmen, 
50 Gesangene, meist Weiber, weit über 
2000 Stück NRindvieh, gegen 3000 Stück 
Kleinvieh und einige Waaren eingebracht. 
Am selben Tage noch trat ich den Rück- 
marsch nach Moschi an, der trotz des für 
von
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.