Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

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Avis, 10 Minnten südlich von Klein-Windhoel, 
zwei warme Quellen. Außerdem tritt an ver- 
schiedenen Stellen des Tspachaub und des 
Klein-Windhoeker Flusses das ganze Jahr hin- 
durch Wasser an die Oberflächce. 
Die Gegend östlich K lein.Windhoel ist aus 
gesprochenes Gebirgsland. Erst von Sceis 0K 
beginnt die Hochebene. Das brei#e Thal des 
Windhocker Wassers erstreckt sich noch zwei 
Meilen weit nach Osten und ist ebenso menschen- 
leer, wie die ganze Gegend über Seeis bis 
Gobabis, welches von Amvaal-= Hotentotten be- 
wohm ist. Orumbo, Ollimpanc und Otjitiefn 
sind die südlichsten von Hereros bewohnten 
Orte. Gajuts (Krantznnes) und Avis sind 
von Bastards besetzt. Das Wasser in Avis 
ist sehr spärlich, Gartengrund und Weide da- 
gegen gut. 
Der südlichste von Hereros bewohnte 
auf dem Wege nach Olahandja ist Osona, auf 
dem Wege nach Groß-Otjilango dieser Ort 
selbst. Nach Westen bis zur Küste ist der einzige 
bewohnte Ort das von der Truppe besetzte 
Groß-Heußes. 
Als die Schutztruppe im Oltober v. J. 
Windhoek besetzle, waren zwei Quellen in Klein- 
Windhvek versiegt, die dritte war versumpft. 
In Groß-Windhvel waren sämmtliche Quellen 
erhalten. Das ehemalige Gartenland der 
Mission und Jan Jonkers in Klein-Windhocl 
war durch Dornbüsche überwuchert. In dem 
Garten waren die Feigenbäume zum größlen 
Theil eingegangen, doch standen noch ein Manl 
beerbamm, ein blühender Pfirsichbaum, ein 
Granatapfelbaum, ein tleiner Apfel und ein 
lleiner Birnbaum. Der hatte üppige 
Nanken um das Missionshaus geschlungen, trug 
aber nicht, da er nicht beschnitten worden war. 
In Groß-Windhoet deutete nur ein einzelner 
Feigenbanm und eine Fächerpalme auf ehe- 
malige Anpflanzungen hin. In Avis standen 
Orl 
Wein 
drei Feigenbüsche. Alles Uebrige war vor- 
treffliche Weide und Dornbusch, Dornbäume 
und Kamceldornbäume, in welchen unzählige 
Perl und Savannenhühner sich aushielten. 
Dic ehemaligen Hänser Jan Jonlers und 
seiner Hottentotten, sowie die Kirche der Wes- 
leyaner waren vollständig zerfallen. Es sianden 
nur die ruinenhaften Häuser des Missionars. 
Augenblicklich baut die Truppe auf Groß- 
Windhvek eine Kaserne und hat eine Kaserne 
in Klein-Windhoek fertiggestelll. zur Ver- 
bindung beider dient ein Thurm, welcher auf 
der höchsten Spite zwischen Groß und Klein- 
Windhoel liegt und von den Mannschaften 
„Sperlingslust“ getauft worden ist. 
Das Klima in Windhoet belommt dem 
Europäcr ausgezeichnet. Grosß Windhock ist 
frei für westliche und nördliche Winde; Klein- 
Windhoel dagegen nach allen Seiten geschützt. 
Seit Ollober 1890 hat es sast täglich geregnet 
in Form von Plaß und Landregen. Januar 
und Februar d. J. ficlen 120 mm Regen. 
Betom muß werden, daß alle Verhältnisse für 
Ansiedelung vom südafrikanischen Standpunkte 
aus als sehr gute bezeichnet werden müssen. 
Der europäische Ansiedler darf indessen nicht 
mit großen Erwartungen hierher lommen. 
Nur die Viehzucht lohnt. Wollschafe, An- 
goraziegen können gezogen werden. Die Nind- 
viehrasse läßt sich, wic das Bastardvieh zeigt, 
in Bezug auf Milch und Schlachtgewicht er- 
heblich verbessern. 
Eine Gerberei lönnte gleich in großem 
Umfange mit Vortheil betrieben werden. Die 
Häute sämmtlicher Thiere sind bei beständigem 
Ausenthalt in freier Luft ausgezeichnet. Außer- 
dem lönnte Giraffenleder, das vorzügliche 
Kuddn und Steinbockleder an der starken 
Quelle in Groß-Windhoek verarbeitet werden. 
Einc sehr gute Lohe giebt der hier massenhast 
vorkommende Bastarddornbaum, derselbe, aus 
dem das (Zummi Arabicum gewonnen wird. 
Garten= und Feldwirthschaft wird höchsteus 
so viel abwersen, daß die Familien ihren eigenen 
Bedarfs ziehen, vielleicht auch noch einiges im 
Lande verkaufen lönnen, da Land für Garten- 
und Feldbau nur in beschränktem Maße vor- 
handen ist. Es gedeihen alle europäischen Ge- 
müse und Feldfrüchte. Außerdem gedeihen 
subtropische Gemüse und Feldfrüchte, wic Mais, 
die verschiedensten Melonenarten, Kaltusseige, 
Tomate u. s. w. Europäische Obstsorten kommen 
sämmtlich sort. Sehr gut werden der Wein 
und Pfirsiche, ebenso Feigen, welche, nachdem 
die Quellen wieder geöffnet sind, üppig wuchern 
und Früchte tragen. Jan Jonker hat Tabak 
gezogen, für welchen guler Absatz im Lande 
sein würde. 
Lehmbiegel lönnen hier gemacht werden, 
auch Bausteine sind vorhanden. Zeiegeleien 
lönnten in Groß-Windhoek, Klein-Windhoel, 
Olapula und Brackwater, Kallösen in Groß= 
Windhoel und Klein-Windhoel angelegt werden. 
Zu ausgiebigerer Wasserversorgung würde es 
vortheilhaft sein, in jedem Orte eine Turbine 
anzulegen. 
Der Bastard Joseph Claaßen 
einzige eingeborene Maurer im Lande. 
Die Entsernung von Windhoel nach der 
Tsoachaub-Mündung oder nach Walsischbay be- 
trägt 50 Meilen. Der Ochsenwagen braucht 
mit Relais 14 Tage, die Pferdelarre 6 Tage. 
Die Fracht kostet von Walfischbay nach 
Windhoel pro 100 Pfund 11 Mark. 
ist der
	        
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