Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Ongeama gehört noch ganz in das Gebiet, 
welches für die Besiedelung in Aussicht ge- 
nommen zu werden verdient. Der Platz ist 
seit acht Jahren von den Herero und seit zehn 
Jahren von den Leuten Jonters verlassen. Er 
liegt in einem schönen Flußthale mit guter 
Weidc und hat Wasser das ganze Jahr. Wasser- 
reservoire ließen sich mit Cement leicht überall 
anlegen. Schiefer und Granit sind zum Bauen 
vorhanden. Lehm habe ich nicht gesunden. 
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Vier bis sechs Familien können hier wohnen. 
Die zusammenhängenden, von NO nach SW. 
streichenden Khomas-, Eichogai= und Halas- 
Gebirge fallen nach Osten steil ab und machen, 
von Osten gesehen, den Eindruck von Mittel. 
gebirgen. Nach Ersteigen des östlichen Hanges 
befindet man sich auf einer ausgedehnten Hoch- 
släche, die vom Swakop im Norden, dem Gans- 
berg im Süden begrenzt wird und nach Westen 
bis an die Küstenebene reicht. 
Gebirge mit ihrem weiten Westabfall und zahl- 
reichen aufgesetzten Gebirgsstöcken sind Nand- 
gebirge der großen innerafrikanischen Hochebene. 
Vom Khomas-Gebirge gehen tiese, meist nach 
Westen gerichtete Thäler durch den Schieser 
des Westabfalls. An einigen Stellen legen 
die Thäler weiße OQuarzgänge bloß. Das Ge 
biet gehört zum Flußrevier des Kuisib. Die 
langen Kämme, die Berge und Thäler sind 
mit Gras bestanden, die Dorubüsche sind selten, 
Kamceldornbäume folgen den Thallinien und 
die Dornbäume bilden auf einigen Kämmen 
lichte Wälder. 
Diese ganze etwa 22 500 km große Land 
schaft ist vorzüglich zur Wollschaf= und Pserde. 
zucht gceignet. Kleiner und großer Bewieb 
würden sich hier in gleicher Weise lohnen. 
Wasserplätze sind in genügender Zahl vor- 
handen und liesern der Schätzung nach das 
ganze Jahr Oindurch 5000 chm Wasser täglich, 
so viel wie für 5 000 000 Schase erforderlich 
wäre. 
Millionen Tonnen Wasser sickern aber noch 
ungenuht ein und verdunsten. Bei nur 180 mm 
jährlicher Regenmenge beträgt dieser Verlust 
etwa 3 000 000 000 chm Wasser. Eine große 
Gesellschaft könnte durch Anlegung von Wasser- 
pläten das Land besiedelungssähig machen. 
Der Ouadratkilometer wird jeßt 200 Schafe 
oder Angoraziegen ernähren mit jährlicher 
RNeute von mindestens 100 Marl: er wird 
also billig verlauft sein bei einer Forderung 
von 50 Mark. Werden Wasserreservoire und 
Brunnen angelegt, so erhöht sich der Werth. 
Es lieste sich hier Schafzucht im Großen be- 
treiben. Der Kaufmann Ludwig, der als eng- 
lischer Policeman den größten Theil von Süd- 
Afrika kennen gelernt hat, ein guter Viehzüchter 
und Pferdelenner ist, will in Quarlel am Süd- 
absall der Halas-Berge eine Pserdezucht anlegen. 
Geeignete Mutterstuten liefert West-Griqualand. 
Mit ostpreußischen oder englischen Hunter-Deck- 
heugsten würde sich ein sehr leistungsfähiges 
Pserd hier billig ziehen lassen. Nur dürfte 
sich der Versuch empfehlen, wie die Pferde die 
Uebersahrt und die andere Pflege in Deutsch- 
land vertragen. Ihrer Gesundheit lann viel 
zugemuthet werden. 
Ueberraschend sind die Rundblicke, welche 
man von der Hochfläche des Khomas-Gebirges 
hal und mit welcher Klarheit die Berge am 
Horizont erscheinen. Von dem Kamme östlich 
Heussis sieht man den 120 km entfernten, 
bizarr gesormten Gansberg im Südwesten, die 
I1.10 km abliegenden Berge von Techasgeis im 
Die genannten 
Westen, nach Norden hin die Gebirge am 
Swalop, im Südosten die Granitberge des 
2200 m hohen Awas Gebirges und nach Osten 
hin die Owdihivere Berge. Innerhalb des weit 
abliegenden Horizonts lagern sich, mächtigen 
grünen Wellen vergleichbar, die Kämme des 
Khomas-Gebirges mit duntten Waldstreisen in 
den Thallinien und vielen ausgesetzten einzelnen 
braunen Felsbergen. Die „ganze Gegend ist 
vollständig menschenleer. Das schön geformte 
Kuddu, der schwerfällige Gemsbock, das Hart- 
brest, der flüchtige Steinbock, der scheue Strauß, 
der Schalal und der wilde gescheckte Hund 
haben sich in die entlegensten dieser Thäler 
zurückgezogen, dic bis jetzt höchstens von dem 
Fuße des Oinches (kleine Zwiebeln) suchenden 
wilden Bergkassern betreten worden sind. Bei 
Tage lagert das Wild und geht über Nacht 
seiner Nahrung nach. Nur in der Zeit sehr 
dunkler Nächte äst es bei Tage. Deswegen 
ist im Allgemeinen bei Tage wenig Wild zu 
sehen. Der Jäger aber, der es in seinen 
Schlupfwinteln aussucht, sindet wohl seine 
Nechnung und lann Jagdpartien machen von 
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ganz anderem Interesse, wic in unserer wohl- 
lultivirten Heimath. Die Vogelwelt ist im 
Gegensab zu den Ebenen um Windhoek und 
Olahandsa gering. 
Besonders hervorzuheben sind die Wasser- 
stellen: Matchleß Mine, Groß-Heussis (Hoes) 
und Haris. Fünsviertel Stunden südöstlich der 
Matchleß Mine begiunt man in das tiefe Thal 
herabzusteigen, in welchem dieselbe liegt. Zwanzig 
Minuten südlich von der Mine geht der Weg 
an Felsabstürzen vorüber, in welchen sich schöne 
Wasserbassins besinden. Der Schlangen wegen 
ist beim Durchllettern Vorsicht geboten. Hinter 
dieser Felspartie hat die Thalsohlc guten 
Garlenboden, das Thal össnet sich weiter, wird 
aber bald durch einen scharfen Felsvorsprung 
geschlossen, auf welchem hoch oben eine alte
	        
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