Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

hin. Rombo wird durch die oben erwähnte 
östliche Hügelkette abgegrenzt. Das so gekenn- 
zeichnete Kulturgebiet hat nach meiner Ab— 
schätzung eine Größe von über 16 deutschen 
Quadratmeilen. Wenn man hineinzieht, so 
fällt der außerordentliche Wasserreichthum zauf, 
welcher an Europa erinnert. In jeder Sen- 
kung ein lebendiger Wasserlauf, alle zehn 
Minuten etwa ist ein solcher zu überschreiten. 
Hier befinden wir uns in dem Hauptquellgebiet 
zum Rufu-Pangani. Alle diese Bäche laufen 
am Fuß des Plateaus oder weiter in der 
Steppe zum Mabungo, Himo und schließlich 
zum Rufu zusammen. Am Kilema- Fluß Mui, 
oberhalb einer Reihe von Schnellen, in üppigem 
Kulturland liegt die französische Mission. Sie 
liegt unter einem die ganze Landschaft beherr- 
schenden Hügel (bei Meyer als Kilema-Berg 
eingetragen). Von diesem Hügel aus war ich 
in der Lage, eine genaue Orientirung im Hin- 
blick auf die mir gestellte Aufgabe vorzunehmen. 
Es war möglich, die ganze vorliegende Ebene, 
mit Ugueno in der Mitte, von Kahe bis nach 
Taweta hin, aus der Vogelperspektive klar und 
deutlich zu überblicken. Die Taweta-Straße 
schlängelt sich am Fuß des Geländes hin, und 
geht bei einem aus der Ebene sich mehr er- 
hebenden Hügel über den Himo. Diesen Punkt 
faßte ich von vornherein für die etwaige An- 
lage ins Auge. Daraufhin setzte ich am 
4. August meinen Vormarsch nach Osten fort 
und gelangte nach lleberschreitung einer großen 
Anzahl von Bächen zu Marcale, dem Sultan 
von Marangu, dessen Boma 5 bis 6 kim östlich 
von dem Lilema-Berg liegt. Ich hatte mit 
mir den Pére Nohmer genommen. Marrale 
ist ein noch junger Mann von gutmüthigem 
Wesen, sicherlich intelligenter als der Durch- 
schnittsneger und frei von Bettelhaftigleit. Er 
macht einen sehr angenehmen Eindruck. In 
seinem Lande haben wir mehrere Tage sorg- 
fältig nach einem Platz für unsere Stations= 
anlage gesucht, und gestern einen solchen ge- 
sunden, welcher unseren Zwecken nach allen 
Nichtungen hin in überraschend günstiger Weise 
entspricht. Ich habe dazu noch zu bemerten, 
daß mit der Stationsanlage weiter gegen 
Nordosten, etwa nach Rombo, zu gehen, sich 
deshalb nicht empfehlen würde, weil Rombo 
erheblich wasserärmer als Marangu ist. Der 
Platz, den ich gestern mit Hülse der Ein- 
geborenen gesunden habe, liegt unmittelbar 
westlich oberhalb des Unna-Flusses, dessen 
Rauschen deutlich auf dem langgestreckten Ab- 
hang hörbar ist. Auf der östlichen Seite dieses 
Abhanges fließt der Sangeni-Bach, so daß wir 
auf beiden Seiten fließendes Wasser 
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leitung von den Bergen hergeführt, so daß für 
Gartenanlagen und daran sich schließende Acker- 
felder Feuchtigkeit reichlich vorhanden ist. Von 
dieser Höhe, welche nach dem Aneroidbarometer 
1530 m hoch ist, fällt der Blick über Felder 
und Hochwald hinweg unmittelbar auf den oben 
bezeichneten Hügel, an welchen die Taweta: 
Straße über den Himo führt. 
Breit und langsam sentt sich hier das Ge- 
lände in die Steppe hinab, so daß das Heraus. 
schlagen eines Fahrweges für die unltere Station, 
welche elwa 12 km entfernt liegt, keine Schwie- 
rigkeiten hat. Dahinter sieht man den Pangani- 
Fluß, Ugueno und in einiger Entfernung die 
Umrisse der Pareberge. Links liegt der Jipe- 
See in seiner vollen Ausdehnung, Taweta und 
der Lumi-Fluß. Rechts ist Kahe mit der 
Pangani-Steppe innerhalb Gesichtsweite. Wir 
vermögen die Stellen auszumachen, an denen 
wir gelagert und die Flüsse überschritten haben. 
Der Boden hier ist der beste, den es giebt. 
Schwarze Lavaerde mischt sich mit Thon. 
Getreidefelder wechseln mit Bananenhainen ab, 
und das Ganze wird nach der Steppe zu und 
links unterhalb unsercr Station von Hochwald 
eingerahmt. Die Landschaft gewährt einen 
Eindruck etwa wie die Gelände des Thüringer 
Waldes mit der goldenen Ebene dahinter vom 
Kyffhäuser aus. Ich glaube, es giebt nicht 
leicht eine Stelle im Deutsch Ostafrikanischen 
Schutzgebiet, welche sich an Günstigkeit aller 
Erfordernisse für eine Stationsanlage und an 
landschaftlicher Schönheit mit dieser messen 
könnte. Die Luft ist von einer seltenen Rein 
heit und Frische. Das Thermometer war an 
drei Tagen bis 11 Uhr Morgens nicht auf 
12 R. gestiegen und des Abends ist es bitter 
lich kalt. Die Station muß von vornherein 
mit Ofenheizung angelegt werden. Aber wenn 
dann die Sonne hervorlommt, so wird es 
heiß, und der Gärtner auf der katholischen 
Mission ist überzeugt, daß neben den euro 
päischen Gemüsen und Getreide (auch Weizen 
ist gut aujgegangen) die meisten tropischen Kul 
turen möglich sind. Diesen Platz habe ich für 
unsere Stationsanlage gewählt und mir gestern 
von Marcale ein Terrain von mindestens 
20 000 Morgen, abwechselnd Getreideland und 
Hochwaldbestand für die Kaiserliche Regierung 
gesichert. Ich habe das Land zu beiden Sei 
ten des Unna Flusses genommen und gehe her 
nach mit dem Himo in die Ebene hinab. 
Wir haben das abgetretene Gebiet zunächst 
durch Peilungen nach Landmarken festgelegt 
und müssen uns eine genauere Abgrenzung 
vorbehalten. Eingeschlossen in den Kauf ist 
haben. das Recht der Exproprürung gegen Entschädi- 
Ueber den Abhang selbst aber ist eine Wasser= gung der auf dem Terrain angesessenen Privat-
	        
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