Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

denn wenn auch nicht alle Häuptlinge friedlich 
gesinnt sind, so braucht man doch nur im 
Kriegsfalle einen gegen den andern zu benutzen; 
sie sind alle miteinander verfeindet und er- 
greifen gern jede Gelegenheit, sich gegenseitig 
zu bekämpfen. 
Die Ruhetage habe ich auch benutzt, um 
erhandeln. 
haben es in der Schmiedekunst ziemlich weit 
gebracht, verlangen aber schon hohe Preise und 
lassen sich z. B. für einen guten Spcer 10 Arm- 
längen weißes Zeug bezahlen. 
Ein Vorfall erregte große Heiterkeit. Ein 
Eingeborener kam nämlich an, bot uns ein 
altes curopäisches Messer zum Verkauf und 
war sehr erstaunt, als wir so etwas Schönes 
nicht nehmen wollten. 
Der Chef des Landes, 
bar rückenmarlleidend und in JFolge dessen 
vielleicht sügsamer als früher. 
Beim Abmarsch erhielt ich von ihm drei 
Ziegen; Dr. Erhardt wurde mit einem Spcer 
beschenkt. 
Mandara, ist unheil- 
Die Stämme im Dschagga-Lande 
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Alaun und Terpentin für den Transport zu- 
recht gemacht worden. Die Jagd ist sehr an- 
strengend; man sieht das Wild massenweise, 
muß aber meist auf große Entsernungen schießen 
und sich anschleichen. Das Benehmen der 
Thiere ist manchmal sehr interessant zu be- 
bobachten, oft kommen sie näher, wenn sie den 
mir einige Waffen von den Eingeborenen zu 
Gestärlt durch die wundervolle Berg- 
luft sind wir dann aus dem gut bebanten und 
durch Kanäle sehr gut bewässerten Dschagga- 
Lande wieder in die Ebene mit ihren Baum- 
siecppen hinabgestiegen. Nach siebenstündigem 
Marsche trasen wir auf eine vielleicht 200 
Stück zählende Zebraheerde. Dieselbe bekam 
aber Wind und galoppirte ab. Dr. Erhardt 
und ich suchten sie zu verfolgen, als plötzlich 
kurz vor uns ein Rhinoceros aufging, was wir 
mit sechs Schuß glücklich zur Strecke brachten. 
Das Lager wurde ausgeschlagen und dann an 
dem Thier die nöthigen Arbeiten vorgenommen, 
wie Messen, Photographiren, Absägen 
Horns, Abhäuten 2c. Meine Leute haben nun 
auf mehrere Tage Fleisch, bis auf die sechs 
Somalis und den Koch, denn als strenge 
Muhamedaner essen sie lein Thier, was nicht 
nach Ritus geschlachtet worden ist. Dagegen 
schmeckte uns beiden der Rhinocerosbraten vor- 
züglich. 
An den solgenden Tagen wurden erfolg- 
reiche Jagdausflüge unternommen. Die Wege- 
verhältnisse erschweren das Jagen sehr; Wild 
giebt es massenhaft, aber selbst im niedrigen 
Gras ziehen sich am Boden so viele Schling- 
pflanzen hin, daß man fortwährend stolpert. 
Unter-Aruscha, den 2. August 1891. 
An der Stelle, von wo aus ich zuletzt 
schrieb, bin ich drei Tage geblieben. Als Jagd- 
ergebniß fielen auf mich ein Rhinoceros und 
eine Hartebeest-Antilope, auf Dr. Erhardt 
zwei Riesenschlangen. Alle Thiere sind ab- 
gczogen und in harter Nachmittagsarbeit mit 
des 
seines Todes nichts 
ihnen fremdartigen Schuß hören, verschwinden 
aber sofort, wenn man die geringste Bewegung 
macht. — Einer der Somalis, Ali Hassan, 
ist leider immer noch schwer krank; er ist 
vollkommen bewußtlos, hat aber kein Fieber 
mehr. Dr. Erhardt glaubt, daß eine Gehirn= 
affeltion eingetreten ist. — Hier in Unter- 
Aruscha, dem zweiten Jagdlager, habe ich die 
augenblicklich nur von zwei Mann besetzte 
Station bezogen. Dieselbe besteht aus sechs 
großen Unterkunftshütten, die von zwei Palli- 
sadenzännen umgeben sind; an den Ecken sind 
Geschütz-Emplacements angebracht. Die Leute 
hier sind sehr entgegenkommend. Der Häuptling 
schickte mir sofort 2 Ziegen, 1 Hühner, 1 Topf 
Honigbier, 2 Töpse Honig, 2 Töpfe Bohnen, 
2 Schüsseln Mehl, 4 Bündel Zuckerrohr und 
15 Bündel unreise Bananen. Die Verpflegung 
ließ also nichts zu wünschen übrig. Auf unseren 
Jagdaussflügen hatten wir Gelegenheit, die große 
Mannigsaltigleit des großen Wildes zu be- 
obachten. Auszer Girasse und Zebra erlegten 
wir allein sechs verschiedene Arten Antilopen. 
Morgen soll in Eilmärschen der Rückmarsch 
am Pangani-Fluß entlang angetreten werden. 
Unter-Aruscha, den 4. August 1891. 
Vorläusig verhandele ich noch wegen ecines 
Führers, der sich hier absolnt nicht finden will, 
obwohl der Weg durchaus keine Schwierig- 
keiten bieten soll. — Gestern mußte ich sieben 
Mann bestrasen, weil sie trotz meines Verbots 
die Feuer innerhalb der Station angezündet 
hatten. Der Somali Ali Hassan liegt im 
Sterben, event. bleibe ich noch einen Tag 
länger hier. 
Lager am Pangani-Fluß, 
den 5. August 1891. 
Der Marsch nach der Küste ist angetreten 
und ich hoffe, Pangani in 14 Tagen zu er- 
reichen. Des kranken Somali wegen blieb ich 
noch einen Tag länger in Aruscha; sein Zu- 
stand war derartig, daß über den Zeitpunkt 
Bestimmtes gesagt werden 
konnte. Ich habe ihn daher der Obhut der 
beiden in Aruscha stationirten Soldaten über- 
geben müssen. Auch für mich war der ein- 
geschobene Nasttag ganz heilsam, denn es siellte 
sich der zweite Fieberanfall ein, der jedoch durch 
eine Transspirationskur, hervorgerusen durch
	        
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