denn wenn auch nicht alle Häuptlinge friedlich
gesinnt sind, so braucht man doch nur im
Kriegsfalle einen gegen den andern zu benutzen;
sie sind alle miteinander verfeindet und er-
greifen gern jede Gelegenheit, sich gegenseitig
zu bekämpfen.
Die Ruhetage habe ich auch benutzt, um
erhandeln.
haben es in der Schmiedekunst ziemlich weit
gebracht, verlangen aber schon hohe Preise und
lassen sich z. B. für einen guten Spcer 10 Arm-
längen weißes Zeug bezahlen.
Ein Vorfall erregte große Heiterkeit. Ein
Eingeborener kam nämlich an, bot uns ein
altes curopäisches Messer zum Verkauf und
war sehr erstaunt, als wir so etwas Schönes
nicht nehmen wollten.
Der Chef des Landes,
bar rückenmarlleidend und in JFolge dessen
vielleicht sügsamer als früher.
Beim Abmarsch erhielt ich von ihm drei
Ziegen; Dr. Erhardt wurde mit einem Spcer
beschenkt.
Mandara, ist unheil-
Die Stämme im Dschagga-Lande
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Alaun und Terpentin für den Transport zu-
recht gemacht worden. Die Jagd ist sehr an-
strengend; man sieht das Wild massenweise,
muß aber meist auf große Entsernungen schießen
und sich anschleichen. Das Benehmen der
Thiere ist manchmal sehr interessant zu be-
bobachten, oft kommen sie näher, wenn sie den
mir einige Waffen von den Eingeborenen zu
Gestärlt durch die wundervolle Berg-
luft sind wir dann aus dem gut bebanten und
durch Kanäle sehr gut bewässerten Dschagga-
Lande wieder in die Ebene mit ihren Baum-
siecppen hinabgestiegen. Nach siebenstündigem
Marsche trasen wir auf eine vielleicht 200
Stück zählende Zebraheerde. Dieselbe bekam
aber Wind und galoppirte ab. Dr. Erhardt
und ich suchten sie zu verfolgen, als plötzlich
kurz vor uns ein Rhinoceros aufging, was wir
mit sechs Schuß glücklich zur Strecke brachten.
Das Lager wurde ausgeschlagen und dann an
dem Thier die nöthigen Arbeiten vorgenommen,
wie Messen, Photographiren, Absägen
Horns, Abhäuten 2c. Meine Leute haben nun
auf mehrere Tage Fleisch, bis auf die sechs
Somalis und den Koch, denn als strenge
Muhamedaner essen sie lein Thier, was nicht
nach Ritus geschlachtet worden ist. Dagegen
schmeckte uns beiden der Rhinocerosbraten vor-
züglich.
An den solgenden Tagen wurden erfolg-
reiche Jagdausflüge unternommen. Die Wege-
verhältnisse erschweren das Jagen sehr; Wild
giebt es massenhaft, aber selbst im niedrigen
Gras ziehen sich am Boden so viele Schling-
pflanzen hin, daß man fortwährend stolpert.
Unter-Aruscha, den 2. August 1891.
An der Stelle, von wo aus ich zuletzt
schrieb, bin ich drei Tage geblieben. Als Jagd-
ergebniß fielen auf mich ein Rhinoceros und
eine Hartebeest-Antilope, auf Dr. Erhardt
zwei Riesenschlangen. Alle Thiere sind ab-
gczogen und in harter Nachmittagsarbeit mit
des
seines Todes nichts
ihnen fremdartigen Schuß hören, verschwinden
aber sofort, wenn man die geringste Bewegung
macht. — Einer der Somalis, Ali Hassan,
ist leider immer noch schwer krank; er ist
vollkommen bewußtlos, hat aber kein Fieber
mehr. Dr. Erhardt glaubt, daß eine Gehirn=
affeltion eingetreten ist. — Hier in Unter-
Aruscha, dem zweiten Jagdlager, habe ich die
augenblicklich nur von zwei Mann besetzte
Station bezogen. Dieselbe besteht aus sechs
großen Unterkunftshütten, die von zwei Palli-
sadenzännen umgeben sind; an den Ecken sind
Geschütz-Emplacements angebracht. Die Leute
hier sind sehr entgegenkommend. Der Häuptling
schickte mir sofort 2 Ziegen, 1 Hühner, 1 Topf
Honigbier, 2 Töpse Honig, 2 Töpfe Bohnen,
2 Schüsseln Mehl, 4 Bündel Zuckerrohr und
15 Bündel unreise Bananen. Die Verpflegung
ließ also nichts zu wünschen übrig. Auf unseren
Jagdaussflügen hatten wir Gelegenheit, die große
Mannigsaltigleit des großen Wildes zu be-
obachten. Auszer Girasse und Zebra erlegten
wir allein sechs verschiedene Arten Antilopen.
Morgen soll in Eilmärschen der Rückmarsch
am Pangani-Fluß entlang angetreten werden.
Unter-Aruscha, den 4. August 1891.
Vorläusig verhandele ich noch wegen ecines
Führers, der sich hier absolnt nicht finden will,
obwohl der Weg durchaus keine Schwierig-
keiten bieten soll. — Gestern mußte ich sieben
Mann bestrasen, weil sie trotz meines Verbots
die Feuer innerhalb der Station angezündet
hatten. Der Somali Ali Hassan liegt im
Sterben, event. bleibe ich noch einen Tag
länger hier.
Lager am Pangani-Fluß,
den 5. August 1891.
Der Marsch nach der Küste ist angetreten
und ich hoffe, Pangani in 14 Tagen zu er-
reichen. Des kranken Somali wegen blieb ich
noch einen Tag länger in Aruscha; sein Zu-
stand war derartig, daß über den Zeitpunkt
Bestimmtes gesagt werden
konnte. Ich habe ihn daher der Obhut der
beiden in Aruscha stationirten Soldaten über-
geben müssen. Auch für mich war der ein-
geschobene Nasttag ganz heilsam, denn es siellte
sich der zweite Fieberanfall ein, der jedoch durch
eine Transspirationskur, hervorgerusen durch