Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

heißen Thee, 
wurde. 
Heute Morgen brach ich schon vor Sonnen- 
ausgang auf, denn der Weg war leicht zu finden. 
in wenigen Stunden beseitigt 
Auch zwei Führer waren zur Stelle. Der 
Marsch begann mit einem kalten Bad. Der 
Pangani-Fluß, etwa 10 m breit und sehr 
reißend, wurde an einer Furt überschritten. 
Das Wasser ging uns bis an die Brust. 
Weiterhin zogen wir sechs Stunden lang am 
Fluß hinunter und lagern jetzt an einer Stelle, 
wo 1883 Dr. Fischer und 1890 v. Wissmann 
gelagert haben. Die Gegend hat nichts Reiz- 
volles, sie erinnert uns an die Dornensteppe am 
Umbe-Fluß. In der Vegetation überwiegen 
wieder Akazien und Dorngewächse, dazwischen 
einige Palmen. Die beiden Führer aus Aruscha 
sind merkwürdig durch ihre ganz besonders lang- 
gedehnten Ohrläppchen; dieselben hängen bis auf 
die Schultern herab. Noch eigenthümlicher ist die 
Sitte ihrer Frauen. Der Schmuck einer solchen 
Dame besteht aus schweren, um Arme, Hals 
und Beine gewundenen Eisenringen, so viel- 
fach gewunden, daß sie die Gliedmaßen fasft 
ganz bedecken und die sehlende Kleidung er- 
setzen. Meine Jagdbüchse glaube ich jett ein- 
packen zu können. Wir haben Fleisch geuug 
und der Wildreichthum läßt nach. 
Upuni-Furt am Pangani-Fluß;, 
den 6. August 1891. 
Daß der Wildreichthum nachlassen würde, 
war eine vorschnelle Behauptung. Wir sahen 
heute Antilopen in Massen und zwar neue 
Arten, Zebras, Strauße, Hyänen, Schakale, 
wilde Gänse und Perlhühner. Am Pangani= 
Fluß selbst, der etwa 100 m vom Lager ent- 
fernt war, bot sich Gelegenheit zu guten photo- 
graphischen Aufnahmen. Der Fluß ist hier 
so breit wie der Tiber bei Rom, die Vege 
tation an seinen Usern sehr schön. Als ich 
den Apparat ausstellie, störte ich leider meinen 
Koch, der dort gerade als strenger Muhamec= 
daner seine vorschriftsmäßigen Gebete ver- 
richtete und seinen bereits ausgebreiteten Ge- 
betsteppich (in diesem Falle einer meiner 
Küchenscheuerlappen) eilig wieder zusammen- 
saltete. Der Apparat ist ihm überhaupt sehr 
verhaßt und er dreht sich stets herum, wenn 
er glaubt, auf das Bild zu kommen. 
Mikujuni an den Pare-Bergen, 
den 9. August 1891. 
Zwischen dem heuligen Lager, zwischen 
Pangani-Fluß und Pare-Bergen liegt öde 
Steppe, die in zwei Tagen in starlen Märschen 
bewältigt werden kann. Mein Führer sagte 
mir, in der Mitte dieser Steppe liege ein Hügel 
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Decken und 
mit Regenlöchern im Felsen, die stets Wasser 
enthielten; die Kartenstudien, die ich daraufhin 
unternahm, stimmten mit dieser Aussage überein, 
und Dr. Fischer hat dort sogar in der ganz 
trockenen Zeit Wasser gefunden. Ein anstren- 
gender Marsch mußte uns trotzdem bevorstehen, 
und ich ließ deshalb einen Ziegenschlauch voll 
Wasser mitnehmen. Gleich zu Anfang machten 
wir Jagd auf zwei alte und ein junges 
Rhinoceros, die mit grosßer Geschwindigkeit 
unseren Weg kreuzten; dann wurde es gründ- 
lich heiß und das Marschtempo der Karawane 
wurde so langsam, daß erst um 1⅛½ Uhr die 
sogenannten Wasserlöcher erreicht wurden. Vor- 
her hatte das Erscheinen einer Elephanten- 
heerde in großer Entfernung noch einigen 
Aufenthalt verursacht und uns beide in große 
jagdliche Aufregung versetzt. Am Lagerplatz 
angelangt, war alles Suchen nach Wasser um- 
sonst, alles war vertrocknet und die Lage, 
wenn auch nicht verzweifelt, so doch sehr ernst. 
Das einzig Mögliche war, am selben Tage 
noch weiter zu marschiren und die Kühle der 
Nacht auszunutzen. Das Gebirge mußte nach 
unserer Berechnung in 6 bis 7 Stunden zu 
erreichen sein. Leider erschwerte ein Umstand 
unsere Situation außerordentlich. Die Träger 
hatten bisher gut ausgehalten, die Aussicht aber, 
erst am folgenden Mittag Wasser zu erhalten, 
übte eine völlig niederschlagende Wirkung auf 
sie aus. 35 entliesen mir sofort, so daß ich 
genöthigt war, eben so viele Lasten in der 
Sleppe zurück zu lassen. Zwei Somalis er- 
boten sich sofork, dieselben zu bewachen, was 
nicht nur der Hyänen wegen nöthig war, 
sondern auch weil einige Leute zahlreiche Massoi- 
fußspuren und in der Ferne Nauch von Lager- 
seuern gesehen haben wollten. Leßterc sind 
wahrscheinlich vom Wind aufgewirbelter Sand 
gewesen. Nachdem das letzte Wasser (1 Becher 
pro Mann) vertheilt war, setzten wir uns mit 
15 Lasten in Marsch; die Richtung querfeldein 
nach den Bergen zu nehmend. 
Milujuni, den 10. August 1891. 
Bis in die Nacht hinein wurde marschirt, 
dann legten wir uns, nur in Decken gehüllt, 
nieder. Wir schliesen trotz des Durstes sehr gut. 
Um 51,- Uhr ging es weiter, doch nicht lange. 
Gegen 9 Uhr waren einige Leute am Zu- 
sammenbrechen und ich griff zum letzten Mittel, 
ließ alle Lasten liegen und setzte nur mit zwei 
elwas Essen den Marsch fort. 
Gegen 12 Uhr war der Fluß und der Juß 
der Berge erreicht. Der Fluß war trocken. 
Ich wußte aber, daß die Gebirgsbäche sehr 
oft oberhalb von den Einwohnern zur Be- 
wässerung ihrer Maisselder abgesperrt werden
	        
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