Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

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Guinea. Nachdem durch ihre Ermordung 
die Anlage in Franklinbai unmöglich geworden 
ist, wird nunmehr seitens der Missionare 
vorgeschlagen, eine vierte Station einige Tage- 
reisen südöstlich von Bogadjim, in der Gegend 
von NRai oder Sai, anzulegen. Vor Abgang 
von Verstärkungen aus Europa will man sich 
jedoch auf dic drei bestehenden Stationen, 
für welche noch vicer Missionare zur Ver- 
fügung sichen, beschränken. 
In Siar kommen die Eingeborenen dem 
Misstonar Bergmann mit Vertrauen ent- 
gegen. Auch auf Dampier ist, obwohl dort- 
hin die Nachricht von der Ermordung ge- 
drungen war, Alles ruhig geblieben. 
Die Missionsanstalt von Neu-Dettelsan 
hat außer Simbang uoch eine weitere Station 
auf der Insel Tami gegründet. 
Die Londoner Methodisten-Kommission hat 
durch die von ihr gecharterte Brigg „Lord 
of the Isles“ eine Anzahl eingeborener 
Prediger von Aunstralien nach Neu-Guinca 
und dem Bismarck-Archipel übergeführt. 
von der Jaundc-Station. 
(Südliches Hinterland von Kamerun.) 
Von der Jaunde-Station berichtet Herr 
G. Zenker unter dem 1. Juli d. J. Folgendes:) 
Seit dem Abmarsche der Expedikon (Morgen) 
im Juli 1890, als auch seit dem Abmarsche 
der Herren Weiler und Kessel, bin ich ohne 
Verkehr mit der Küste. 
Ein Jahr ist nun verflossen, und der hier 
gelassene Vorrath an Waaren zum Eintausch 
von Lebensmitteln ist mit Ausnahme des rothen 
und weißen Zeuges, das man nicht an den Mann 
bringen kann, sehr zusammengeschmolzen. Seit 
letztem Januar bin ich gezwungen, jede Woche 
zweimal zu den Voghe, Velinghe, Bibombos, 
Jedute, Bana, Bante r2c. zu gehen, um Lebens 
mittel zu kaufen, da die näher wohnenden 
Häuptlinge Knöpfe nicht mehr nehmen wollen. 
Ich versuche durch Entsendung eines Batanga- 
Mannes (Ibea) und zweier Jaundeleutc einen 
Verkehr zwischen der Küste und der Station 
anzubahnen. 
Ich selbst befinde mich bei allerbester Ge- 
sundheit, Gott sei Dank, und habe trotz meines 
langen Aufenthaltes hier an Nichts zu leiden 
gehabt. In der letzten Zeit war ich gezwungen, 
größere Hausbauten auszuführen, verursacht 
im Ausang März durch einen orkanartigen 
5)2 Vergl. „Mittheilungen“ 1891, Heit 3, Nr. 138 ff. 
  
Sturm, und Ende April durch eine aus un- 
erklärliche Weise ausgebrochene Feuersbrunst, 
die dank des darauf eintretenden Regens keine 
größeren Dimensionen annahm und bloß die 
auf der Westseite befindlichen Arbeitshäuser 
und das auf einer Erhöhung befindliche Haus 
zerstört hat. Um einem solchen Unfall vorzu- 
beugen, habe ich die Arbeiterhäuser kleiner 
gebaut, und zwar zu 20 m Länge und 
8 m Breite, und habe die Seiten und Breit- 
seiten gemauert; zweidavon flankiren die Westtseite, 
cins die Nordseite, während das Wohnhaus die 
Ostseite flankirt, die Südseite mit dem Markt- 
platz offen ist. Auf dem Platze des großen 
Schuppens steht der Flaggmast. Ein neuer 
Werklplatzschuppen ist nach der SO-Seite gebaut, 
und dient sowohl dem Zimmermann als auch 
den Nagelschmieden zum Arbeitsplatze. Am 
Thore habe ich ein Wachhaus errichtet, wo 
auch der Hornist seinen Raum hat. 
Die Ernte ist jetzt nahe, mein Durrah und 
Mais sind bald reif und in genügender Menge 
vorhanden, ebenso die Bohnen, von denen 
ich wiederum 10 Sack geerntet habe, ein 
großes Feld weißer Buschbohnen ist noch ab 
zuräumen. Ich habe an der SO-Seite ein 
Stück Busch niederschlagen lassen und dort 
circa 2000 Planten gepflanzt, weiterhin habe 
ich die Plantenplantage des durch Sonolte 
zerstörten Dorfes Capeludici's mittelst 2 Stück 
Zeug nebst dem Grunde angcekauft und durch 
einen Weg mit der Station verbunden; die 
Entfernung beträgt 5 Minuten. Auf der Nord- 
seite, wo der Busch ebenfalls niedergelegt ist, 
bin ich gesonnen, eine Ziegelei einzurichten, da 
der Boden sich zu Backsteinen eignet und Wasser 
ebenfalls mittelst einer einfachen Pumpvorrich- 
tung leicht aus dem Bache hinzuleiten ist. Die 
Ziegeln sollen dazu dienen, etwaige Neubauten wie 
z. V. eine Mauer um die Station, auszuführen. 
Trotz allen Suchens habe ich nirgend Kalkstein 
gefunden und muß mich daher mit anderem 
Material begnügen. 
Thue ich einen Rückblick auf das vergangene 
Jahr, so sind, abgesehen von den Sono Malo 
und Yangepeti Uelle Palavern, solche mit den 
Jaunde nicht vorgekommen, bloß zweimal war 
ich gezwungen, um Menschenopfer zu verhüten, 
einzuschreiten: bei dem Tode des Häuptlings 
Mossu, 7/4 Stunden von der Station, und dem 
des Häuptlings Schumbama von Quandubeie: 
beide wurden in Güte geschlichtet. Bei letzterem 
war ich indeß eine halbe Stunde zu spät 
gekommen, und sie hatten schon einen alten 
Mann mittelst Beilhiebs in die Stirn und 
Aufhängens getödtet; der Arme lag unter 
einem Baume, während vier Weiber Gift trinken 
sollten, was aber durch mein Einschreiten ver-
	        
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