Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Rombo wird von einer weiten Mulde, in 
deren Mitte etwa die Kilimandscharo Station 
liegt, durch eine auf den Jipe See zu vor— 
springende Hügeltette abgegrenzt. Während unsere 
Mulde das breite Bett für die seinerzeit herab- 
strömenden Lavamassen war und demnach durch 
gewaltige Längsthäler, vom Berg in die Ebene 
hinab, gekennzeichnet wird, scheinen die Higel 
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ist ein Netz enger Gänge, 
von Nombo durch Verschiebung der Erdober- 
fläche infolge der starken vulkanischen Stöße 
des Kilimandscharo entstanden zu sein. Sic lagern 
sich unregelmäßig meistens parallel zum Berge 
und haben keinen direkten Zusammenhang mit 
demselben. Die Wasser des Berges fließen dem- 
nach auch fast alle an unserer Scite gegen 
Südosten ab. Rombo speist nur den Lumi- 
Fluß und ist wasserarm. Die Watschagga hier 
und die Warombo scheinen auch zwei ganz ver- 
schiedenen Nacen anzugehören. Sie verstehen 
einander nicht und leben seit jeher in Todfeind-- 
schaft. Ich glaube, die Warombo sind den 
Wakamba nahe verwandt. Wenn man über die 
begrenzende Higelkette hinübersseigt, erscheint 
Nombo bis zu den Useri-Hügeln wie ein un 
übersehbares Dickicht von Bananen, aus denen 
sich tafelförmige Berge theils isolirt, theils in 
Ketten kahl emporheben. Ueber dem Vananen= 
Gürtel erblickt man lints den dunklen Urwald 
streifen, während das Ange rechts über die 
unbemessene Steppe hinschweift, aus welcher 
sich wiederum die Erhebungen Teita's und 
weiter im Norden Ulamba's am Horizont ab- 
zeichnen. Ugneno und der Jipe-Sec sind nicht 
mehr sichtbar, dafür gewahrt man unten am 
letzten Abhang der Dschimbi-Hügel den lleinen 
Dschala-See. Die echte Massai- Steppe dehnt 
sich zu unseren Füßßen aus. Des Nachts in der 
Dunlelheit ziehen gewaltige Steppenbrände 
an dem Panorama vorüber. 
des Kibo verschwindet allmählich hinter dem 
Kimawensi, ein Zeichen, daß wir dem Nordosten 
des Berges nahe sind. Auf den Höhen sieht 
man hier und dort die deutsche Flagge wehen. 
Der erstere größerc Häuptling des Landes 
ist der Sultan Matendera. Ich hatte bei Bararia 
erfahren. daß derselbe in seinen Gesinnungen 
schwantend sei. Infolge dessen wendete ich mich, 
anstatt zu Kinabo's Residenz zu marschiren, 
von der Hauptstraße plötzlich lints in sein Gebiet 
hinein, zog durch ein Labyrinth verschlungener 
Pfade und Befesligungen bis in den Mittelpunkt 
seiner Stellung, stieg über einige Manuern, ließ 
einige Thorc beseitigen und zog ihn schließlich, 
einigermaßen überrascht, aus einer wohlver- 
schlossenen Hütte aus Tageslicht hervor. Nach- 
dem der erste Schreck vorüber war, machten wir 
Freundschaft. Gegen einige rebellische Leute von 
Der Schneegipfel 
  
  
Matendera, welche gegen Asilaris von uns die 
Lanzen geschüttelt hatten, genügte die Anwendung 
von Stockhieben. Matendera war von uns ge- 
wonnen, und es weht auch unsere Flagge in 
seinem Lande. 
Aber ich hatte bereits an diesem Morgen 
Gelegenheit, die geradezu geniale Befestigungs- 
weise dieser Stämme kennen zu lernen. Das 
Mauern und Palli 
saden, so recht dazu angethan, die Nahwasse 
zur vollsten Wirkung zu bringen. Die Lanze 
ist hier wirlsamer als die Büchse, und der 
Einzelkämpfer vermag mehr als die organisirte 
Truppe, weil in dem Labyrinth von Gängen 
einheitliche Führung unmöglich wird, und der 
Soldat, welcher an solche gewöhnt ist, auf dem 
fremdartigen Terrain naturgemäß beunruhigt 
und niedergeschlagen wird. Ich beschloß demnach 
sofort, auf keinen Fall einen Sturm auf solche 
Bananen-Befestigungen zu gestatten, sondern viel- 
mehr mich darauf zu beschränken, von der untern 
Kulturgrenze an die Bananen durch die Wat- 
schagga Schritt für Schritt umhauen zu lassen 
und dann die darin befindlichen Gehöfte zu 
nehmen und zu verbrennen. 
Diese Dörfer sind theilweise mit Cyklopen- 
Mauern bis zu 6 Mecter Höhe umgeben, gegen 
welche auch unser Geschütz nichts vermöchte. 
Aber die Gegner haben versäumt, dieselben von 
innen mit einer Brustwehr zu versehen, und 
können demnach die Mauern nicht vertheidigen. 
Ich ließ infolge dessen Leitern anfertigen, um 
unsern Asilaris zu ermöglichen, die Manern 
ihrerseits als Brustwehr zu benutzen und von 
oben hineinzuschießen. 
Am 2. September gegen 9½ morgens 
trafen wir bei der Residenz Kinabo's ein, welche 
die sämmtlichen anderen Befestigungen an Groß- 
artigleit übertifft. Hier zog ich 300 Afikaris 
der befreundeten Sultauec, Fumba's, Marcale's, 
Malamia's, Vararia's und Kinabo's an mich, 
theilweise mit Flinten bewaffnet, welche die 
Warombo miulia geradezu verschmähen. Die 
Lanze ist nach dem Gesagten für sic auch eine 
weit bpefährtichere Wasse. 
Wir waren jetzt an der Grenze von Keroa, 
wo meine beiden Boten ermordet waren. Ich 
beschloß, die Sache noch an diesem Tage zu 
Ende zu bringen, und brach bereits gegen 
10 Uhr nach dem Lumi-Fluß auf. Gegen 12⅛ 
sahen wir die Hügel vor uns, von lanzen= und 
bogenbewasfneten Leuten besetzt. Ich ließ halb- 
rechts vom Wege abschwenken und gewann da- 
durch mit einer beherrschenden Höhe die Flanke 
dieser Leute, welche sich beeilten, über den Lumi- 
Fluß zu tkommen. Ich ersuchte den Freiherrn 
v. Pechmann, mit einem Theil der Suda- 
nesen um den Hügel auszuschwärmen, und über- 
schritt mit der Gesammt-Kolonne ebenfalls den
	        
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