Rombo wird von einer weiten Mulde, in
deren Mitte etwa die Kilimandscharo Station
liegt, durch eine auf den Jipe See zu vor—
springende Hügeltette abgegrenzt. Während unsere
Mulde das breite Bett für die seinerzeit herab-
strömenden Lavamassen war und demnach durch
gewaltige Längsthäler, vom Berg in die Ebene
hinab, gekennzeichnet wird, scheinen die Higel
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ist ein Netz enger Gänge,
von Nombo durch Verschiebung der Erdober-
fläche infolge der starken vulkanischen Stöße
des Kilimandscharo entstanden zu sein. Sic lagern
sich unregelmäßig meistens parallel zum Berge
und haben keinen direkten Zusammenhang mit
demselben. Die Wasser des Berges fließen dem-
nach auch fast alle an unserer Scite gegen
Südosten ab. Rombo speist nur den Lumi-
Fluß und ist wasserarm. Die Watschagga hier
und die Warombo scheinen auch zwei ganz ver-
schiedenen Nacen anzugehören. Sie verstehen
einander nicht und leben seit jeher in Todfeind--
schaft. Ich glaube, die Warombo sind den
Wakamba nahe verwandt. Wenn man über die
begrenzende Higelkette hinübersseigt, erscheint
Nombo bis zu den Useri-Hügeln wie ein un
übersehbares Dickicht von Bananen, aus denen
sich tafelförmige Berge theils isolirt, theils in
Ketten kahl emporheben. Ueber dem Vananen=
Gürtel erblickt man lints den dunklen Urwald
streifen, während das Ange rechts über die
unbemessene Steppe hinschweift, aus welcher
sich wiederum die Erhebungen Teita's und
weiter im Norden Ulamba's am Horizont ab-
zeichnen. Ugneno und der Jipe-Sec sind nicht
mehr sichtbar, dafür gewahrt man unten am
letzten Abhang der Dschimbi-Hügel den lleinen
Dschala-See. Die echte Massai- Steppe dehnt
sich zu unseren Füßßen aus. Des Nachts in der
Dunlelheit ziehen gewaltige Steppenbrände
an dem Panorama vorüber.
des Kibo verschwindet allmählich hinter dem
Kimawensi, ein Zeichen, daß wir dem Nordosten
des Berges nahe sind. Auf den Höhen sieht
man hier und dort die deutsche Flagge wehen.
Der erstere größerc Häuptling des Landes
ist der Sultan Matendera. Ich hatte bei Bararia
erfahren. daß derselbe in seinen Gesinnungen
schwantend sei. Infolge dessen wendete ich mich,
anstatt zu Kinabo's Residenz zu marschiren,
von der Hauptstraße plötzlich lints in sein Gebiet
hinein, zog durch ein Labyrinth verschlungener
Pfade und Befesligungen bis in den Mittelpunkt
seiner Stellung, stieg über einige Manuern, ließ
einige Thorc beseitigen und zog ihn schließlich,
einigermaßen überrascht, aus einer wohlver-
schlossenen Hütte aus Tageslicht hervor. Nach-
dem der erste Schreck vorüber war, machten wir
Freundschaft. Gegen einige rebellische Leute von
Der Schneegipfel
Matendera, welche gegen Asilaris von uns die
Lanzen geschüttelt hatten, genügte die Anwendung
von Stockhieben. Matendera war von uns ge-
wonnen, und es weht auch unsere Flagge in
seinem Lande.
Aber ich hatte bereits an diesem Morgen
Gelegenheit, die geradezu geniale Befestigungs-
weise dieser Stämme kennen zu lernen. Das
Mauern und Palli
saden, so recht dazu angethan, die Nahwasse
zur vollsten Wirkung zu bringen. Die Lanze
ist hier wirlsamer als die Büchse, und der
Einzelkämpfer vermag mehr als die organisirte
Truppe, weil in dem Labyrinth von Gängen
einheitliche Führung unmöglich wird, und der
Soldat, welcher an solche gewöhnt ist, auf dem
fremdartigen Terrain naturgemäß beunruhigt
und niedergeschlagen wird. Ich beschloß demnach
sofort, auf keinen Fall einen Sturm auf solche
Bananen-Befestigungen zu gestatten, sondern viel-
mehr mich darauf zu beschränken, von der untern
Kulturgrenze an die Bananen durch die Wat-
schagga Schritt für Schritt umhauen zu lassen
und dann die darin befindlichen Gehöfte zu
nehmen und zu verbrennen.
Diese Dörfer sind theilweise mit Cyklopen-
Mauern bis zu 6 Mecter Höhe umgeben, gegen
welche auch unser Geschütz nichts vermöchte.
Aber die Gegner haben versäumt, dieselben von
innen mit einer Brustwehr zu versehen, und
können demnach die Mauern nicht vertheidigen.
Ich ließ infolge dessen Leitern anfertigen, um
unsern Asilaris zu ermöglichen, die Manern
ihrerseits als Brustwehr zu benutzen und von
oben hineinzuschießen.
Am 2. September gegen 9½ morgens
trafen wir bei der Residenz Kinabo's ein, welche
die sämmtlichen anderen Befestigungen an Groß-
artigleit übertifft. Hier zog ich 300 Afikaris
der befreundeten Sultauec, Fumba's, Marcale's,
Malamia's, Vararia's und Kinabo's an mich,
theilweise mit Flinten bewaffnet, welche die
Warombo miulia geradezu verschmähen. Die
Lanze ist nach dem Gesagten für sic auch eine
weit bpefährtichere Wasse.
Wir waren jetzt an der Grenze von Keroa,
wo meine beiden Boten ermordet waren. Ich
beschloß, die Sache noch an diesem Tage zu
Ende zu bringen, und brach bereits gegen
10 Uhr nach dem Lumi-Fluß auf. Gegen 12⅛
sahen wir die Hügel vor uns, von lanzen= und
bogenbewasfneten Leuten besetzt. Ich ließ halb-
rechts vom Wege abschwenken und gewann da-
durch mit einer beherrschenden Höhe die Flanke
dieser Leute, welche sich beeilten, über den Lumi-
Fluß zu tkommen. Ich ersuchte den Freiherrn
v. Pechmann, mit einem Theil der Suda-
nesen um den Hügel auszuschwärmen, und über-
schritt mit der Gesammt-Kolonne ebenfalls den