Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Bericht des Dr. Büttner über die Station 
Biemarckburg (Togo-Gebiet). 
(Fortsetzung u. Schluf.) 
Nachdem mir am 16. Dezember v. J. der 
Sebbe den 23. Oltober datirte Erlaß des 
Kaiserlichen Kommissars über den Anbau von 
Kolanüssen auf der Station zugegangen war, 
erstand ich am 10. Januar d. J. von einem 
englischen Händler, der, von Lome kommend, 
Buêm und Okäu (Kwän) passirt hatte, 1000 
frische Kolanüsse für 18 Mark in baar. Un- 
verzüglich ließ ich darauf im hochstämmigen 
Uferbusch des Oiba-Baches — benachbart der 
großen Stationsfarm — ein 12 m Tx 19 m 
grostes Terrain reinigen, umgraben, ebenen und 
mit einem festen Zaun umgeben. 
Am 21. Januar sebte ich die ganze An- 
zahl von Samen aus. Am 1. April bemerkten 
wir den ersten Schößling oberhalb der Erde, 
aber erst jenzt, Ende Juli, dürsten sämmtliche 
Samen ausgekeimt haben. Somit hat die 
Keimung in Zeitunterschieden von zwei bis sechs 
Monaten stattgefunden, obgleich die ausge- 
pflanzten Samen von gleichem Alter gewesen 
zu sein scheinen. Die älteren Pflanzen sind 
z. Z. etwa ½ m hoch und haben fünf oder 
sechs große Blätter. 
Es unterliegt mir keinem Zweifel, daß die 
Bäume gedeihen werden, zumal sie in dem, 
von hier nur vier Tagereisen (über Tribn, 
Kpampajo, Amessu) entfernten, auf dem Wege 
nach Kpandn gelegenen Okan (Kwaü) schon 
seit mindestens einem Menschenalter gepflanzt 
werden. Schon früher, als ich gelegentlich mit 
Kontu, dem Häuptling von Jegge, das Heran- 
ziehen von Kolanüssen zum Adeli-Markt be- 
sprach, berichtete mir dieser, daß Okän die 
nächste Pflanzstelle für dieselben sei, und daß 
in früheren Jahren Händler mit Nüssen von 
dort nach Adeli zu kommen die Gewohnheit 
hatten. Uebrigens haben bisweilen die Ein- 
geborenen selbst den Versuch des Anbaues ge- 
macht, so in Jegge und in Dadiassi, doch ohne 
Erfolg, was freilich bei der Lässigkeit der 
Adeli-Leute nicht zu verwundern ist. 
Auf jeden Fall empfehle ich die in ihren 
Anfängen so gut gedeihende Kolanußbaumschule 
der besten Sorgfalt meines Herrn Nachsolgers, 
dem ja nun, etwa zu Beginn der nächsten 
Regenzeit, das Auspflanzen und Vertheilen der 
jungen Bäume obliegen wird. 
In Anbetracht des Viehstandes der Station 
glaube ich sagen zu dürfen, daß das Adeli- 
Land für Viehzucht auch im Großen günstige 
Bedingungen liefert. Ich hatte besonders Futter- 
und Wassermangel in der trockenen Zeit be- 
fürchtet. Doch da das Abbrennen des Grases 
sich vom Oktober ab auf eine ganze Anzahl 
von Monaten (noch jeßt sehen wir vorjährige 
  
492 — 
trockene Stellen brennen) vertheilt, und das 
Aufschießen des jungen Grases — bei dem 
Mangel einer absolut trockenen Zeit — eben- 
falls während dieser ganzen Zeit erfolgt, so 
habe ich nicht bemerken können, daß es dem 
Vieh schwer gefallen wäre, die nöthige Nahrung 
zu finden. Da ferner die Rinnsale und Bäche 
in der Nachbarschaft der Station während des 
ganzen Jahres Wasser führen, so kann auch 
Wassermangel nicht befürchtet werden. Trotz- 
dem der Bestand an Rindvieh z. Z. neun 
Stück betrug, ist seit Jahresfrist keines der- 
selben krank gewesen; dasselbe gilt von den 
beiden Pferden und dem Esel, die ich hierselbst 
antraf. Wir sind auch zum Glück von einer 
Krankheit verschont geblieben, welche in den 
Frühlingsmonaten dieses Jahres — allerdings 
als ein Ausnahmefall — das Rindvieh in 
Scogode und Fasugu sehr mitnahm und zum 
größeren Theil (in Fasugu) vernichtete. Noch 
auf Ndebeles Farm starben damals die dort 
gehaltencu vier Stück. Eine Anzahl von Schafen 
und Ziegen, deren Zucht ganz allgemein ist, 
wurde allerdings von uns geschlachtet, als eine 
hier sehr gewöhnliche Hautkrankheit, die Kleic- 
flechte, an Ausdehnung gewann. Die Schweine- 
zucht, ausgedehnt im benachbarten Anyanga, 
eignet sich nicht für die Station; ihr Erfolg 
kann aber in jedem Dorfe konstatirt werden. 
Wie gut unser Geflügel, Trut-, Perl= und 
Haushühner, sowie Tauben, gedeiht, ist schon 
mehrsach erwähnt worden. Das Befinden 
unserer europäischen Hunde endlich, der großen 
Dogge und der Teckelfamilic, deren Vater 
bereits von Dr. Wolf, deren Mutter von mir 
herausgebracht wurden, ist ein andauernd vor- 
zügliches. 
Leider sind wir jetzt, da in der Umgegend 
Fleischmangel herrschte, gezwungen gewesen, den 
größeren Theil unserer Rindvichheerde, zur Ver- 
sorgung der Arbeiter mit Fleisch, abschlachten 
zu müssen, was freilich bei dem Alter mehrerer 
der Stücke, die schon seit Einrichtung der 
Station sich hier befinden, über kurz oder lang 
doch geboten gewesen wärc. 
Was die gesundheitlichen Verhältnisse auf 
der Station anbetrifft, so können dieselben im 
Allgemeinen als nicht ungünstig bezeichnet 
werden. Während des letten Jahres sind zwei 
Fälle von hämaturischem Fieber vorgekommen, 
deren einer den Mechaniker der Station, Herrn 
Stöhr, betraf. Mehr oder minder heftige 
Anjälle des gewöhnlichen Wechselfiebers zähle 
ich für jeden von uns beiden Weißen etwa 10 
oder 12 während derselben Zeit. Auch die 
schwarzen Arbeiter der Station haben darunter 
zu leiden. Einer der Leute war mehrere 
Wochen lang an chronischem Katarrh der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.