Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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zurück, daß sie die Spuren eines starken 
Ochsentrupps in östlicher Richtung einige 
Stunden weit verfolgt hätten. Am Mittwoch 
brach ich bei Tagesanbruch mit 32 Reitern 
(darunter den Herren v. Uechtritz, v. Döry, 
Mertens, Schlimm, 16 Reitern der Truppe, 
12 Eingeborenen), den Spuren folgend, auf. 
Meine Absicht war, festzustellen, wohin die 
Ochsenspuren verliefen und ihnen gegebenen- 
falls bis in die Herero-Werften nachzugehen. 
Im scharfen Marschtempo mit einigen Ruhe- 
pausen erreichte ich am Abend eine Wasserstelle 
im Elephanten-Fluß, 10 km nördlich Sceis. 
Die Spuren der Ochsen verloren sich in 
der Nähe dieses Platzes unter vielen anderen 
des Herero-Viehes. Unterwegs hatte ich fest- 
gestellt, daß die Diebe sich der Reitochsen be- 
dient haben mußten, denn wir fanden nur an 
einigen Stellen, wo sie abgesessen waren, 
Menschenspuren. 
Einige Berg-Damaras, die wir aufgriffen, 
gaben in der ersten Angst an, daß sic mit 
einigen der Diebe zusammengetroffen seien. 
Zwei Herero-Frauen, denen wir begegucten, 
sagten anfangs, daß sie auf ihrer zwei Tage- 
reisen entfernt liegenden Werft gehört hätten, 
der Truppe seien viele Ochsen gestohlen worden. 
Später sagten sie jedoch aus, sie hälten nur 
die Spuren des Rindviehs gesehen. 
Die am Elephanten-Fluß liegenden Spuren 
der Herero-Ochsen waren höchstens zwei Tage 
alt. Herr v. Uechtritz hatte noch eine 
Woche vorher hier Hereros angetroffen; sie 
wohnten damals noch bis Seeis; von ihnen 
war jetzt weit und breit nichts mehr zu sehen. 
Sie hatten sich wohl infolge des schlechten 
Gewissens weiter nördlich gezogen. 
Schon am Nachmittag des Tages unseres 
Ausmarsches hatte es stark zu regnen begonnen, 
und auch die ganze Nacht hindurch hielt der 
Regen an, was mich zwang, meine Absicht 
aufzugeben, da die Ochsenspuren verwischt 
waren. 
Ich trat infolge dessen den Rückmarsch nach 
Windhoek an, welches ich Donnerstag bei Ein- 
brechen der Nacht wieder erreichte. Hier an- 
gekommen, erfuhr ich, daß Tags zuvor am 
Abend sieben Kühe und zwei Ochsen, welchc ge- 
wohnt waren, im Verein mit ungefähr 30 anderen 
täglich in nordwestlicher Richtung am Swachaub 
entlang zu weiden und von selbst jeden Abend 
hierher zum Wasser zu kommen, fehlten. Ich 
richtete nunmehr ein Schreiben an den Ober- 
häuptling der Herero, Samnel Maharero zu 
Okahandja, indem ich unter Angabe des Sach- 
verhalts und der eingeborenen Zeugen die 
Forderung stellte, daß bis zum 15. Dezember 
Abends 6 Uhr sämmtliches gestohlene Vieh 
  
mit der landesüblichen Strase nach Windhoek 
gebracht werden sollte. Samuel Maharero 
erwiderte sofort, daß er nach Kräften sich be- 
mühen werde, nach dem vermißten Vieh unter 
dem Vieh seines Stammes zu forschen, bat um 
eine längere Frist und meinte endlich, daß es 
sich um eine so große Zahl handelte, die von 
Dieben nicht fortgetrieben sein könnte, daß 
möglicherweise das vermißte Vieh, das ja von 
den Hereros gelauft sei, von selbst den alten 
Leide= und Wasserplätzen zugelaufen sei. 
Die Hereros haben augenscheinlich sofort 
von unserem Zuge Nachricht erhalten und 
scheinen durch denselben beängstigt worden zu 
sein; denn schon zwei Tage nach meiner Nück- 
kehr kehrten am Abend plötzlich aus östlicher 
Richtung die vermißten sieben Kühe, sowie etwa 
60 Ochsen zurück. Allem Anscheinc nach sind 
dieselben von einigen der Diebe wieder heimlich 
nach dem Windhocker Felde getrieben, hier 
laufen gelassen worden und haben dann die 
gewohnte Wasserstelle aufgesucht. Hente Morgen 
trafen dann noch 43 Ochsen hier ein, die bei 
einer Herero-Werst in Otjutueju mit dem 
Stempel der Truppe versehen aufgesunden und 
von Samuel Maharero zurückgeschickt worden 
sind. Es sehlen nun noch 11 Ochsen. 
Hendrik Wittbooi ist Sonntag den 15.No- 
vember mit 200 Mann östlich Okahandja in 
das Herero-Land eingebrochen. 
Er hat sich darauf beschränkt, in aller Eile 
einige Viehposten zu rauben und ist hierauf 
schleunigst wieder nach Hornkranz zurückgekehrt. 
Seine Beute besteht aus etwa 2000 Stück 
Rindvieh und ist meist Eigenthum der Hereros 
von Okahandja. Samnel Maharero hat keine 
Verfolgung eintreien lassen, um dic Hereros 
die seinen Befehl, die Viehposten mehr nach 
dem Innern des Landes zurückzuziehen, nicht 
befolgt hatlen, zu bestrafen. 
Auch dem Missionar Viehe waren, wahr- 
scheinlich nur irrthümlich, ungefähr 60 Sticck 
Nindvieh von Wittbooi weggeführt worden. 
Letzterer wurde von mir ausgefordert, das 
Eigenthum des Missionars wieder zurückzu- 
schaffen. Er hat darauf auch sofort Anstalten 
dazu getroffen. 
Die Thiere waren aber schon an die auf 
Bezahlung wartenden weißen Händler verkauft, 
und diese hatten mit ihrer Habe bereits Horn- 
kranz verlassen. 
Nachgesandte Boten konnten nur noch 
22 Stück Rindvieh (ein Drittel des Verlustes) 
wiederbringen, welche dem Eigenthümer zurück- 
gesandt wurden. 
Witbooi entschuldigte sich damit, daß das 
Vieh des Missionars nicht gestempelt gewesen 
sei, sonst würde er es überhaupt nicht
	        
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