Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Klimaverhältnisse des Gebirges sind denen 
auf der Insel St. Thomé, der Perle der 
portugiesischen Besitzungen, ähnlich. 
12. Tabak. 
Der Tabakbau hat bisher kein Produkt 
erster Klasse erzielt, jedoch ist ein end- 
gültiger Schluß hieraus nicht zu ziehen, 
da bisher kein gelernter Tabakpflanzer 
sich mit der Kultur des Tabaks hier 
längere Zeit befaßt hat. Die Kribifarm 
der Kamerun-Land= und Plantagengesell- 
schaft, welche sich ausschließlich mit dem 
Anbau von Tabak beschäftigte, ist im 
verslossenen Jahre aufgegeben worden, 
da die Wahl des Plaßes für Tabak- 
bau nicht günstig war. Die Tabakbau= 
gesellschaft Kamerun Jangen, Thor- 
maehlen & Dollmann, setzt ihre Ta- 
bakpflanzungen in Bibundi mit Erfolg fort. 
13. Baumwolle. 
Das Gouvernement hat mit dem Anbau 
von Baumwolle in Kamerun und Viktoria 
Versuche gemacht, jedoch bisher ohne Er- 
folg, da die meisten Kapseln fanl waren. 
Die geringe Menge Baumwolle, welche 
aus den gesunden Kapseln gewonnen und 
ausgeführt wurde, war allerdings von 
ausgezeichneter Qualitäl. Da die Baum- 
wolle an mehreren Stellen des Schutz- 
gebietes wild wächst, so kann man die 
Mißerfolge unmöglich dem Einflusse des 
Klimas und des Bodens zuschreiben. 
14. Piassava. 
Nur wenig bekannt bei den Eingeborenen 
und daher bisher nur in geringer Menge 
egportirt. 
15. Vananenfaser. 
4. Ananasfaser. 
Aus den zu 15 und 16 gedachten Fasern 
fertigen die Eingeborenen ihre Fischnetze und 
ihr Tanwerk. Europäer haben bisher 
noch leine größeren Versuche mit diesen 
Faserstossen gemacht; ohne gute Maschinen 
stellt sich der Arbeitslohn zu hoch. 
17. Kopra. Handel slockte wegen geringer 
Nachfrage. 
18. Rohr (Calamus). Im Berichtsjahr nicht 
ausgeführt. 
Was die hier produzirten Nahrungsmittel 
anlangt, so kultiviren die Eingeborenen in erster 
Linie Musaceen (Tlantains, Bananen) und 
Kolo (Hanthosoma sp. und Colocasia An- 
liguorum Scnott), serner Yams, süße Kar- 
toffeln, Erd= und Grundnüsse (Arachis hypo- 
gacnh und Voandzeca subterranca), Mais, 
mehrere Bohnenarten, Kokosnüsse, Zuckerrohr 
und Pfefferarten. 
S· EG### 
  
201 — 
Früchte werden besonders in Viktoria kul- 
tivirt und sind hier zu nennen: Orangen, 
Ananas, Citronen, Mangos, Papaya, Brot- 
fruchtbänme, Guayaven und zwei Arten Rahm- 
äpfel (Anona nurricata „Sour sop“ und 
Anona reticulata). 
Viehzucht wird in größerem oder geringerem 
Maße im ganzen Schuhgebiete betrieben, jedoch 
gedeiht das Vieh in den höher gelegenen 
Theilen weit besser als in den niederen. Be- 
sonders die Bakwilis im Gebirge züchten schönes 
Rindvieh, große glatthaarige Schafe und Ziegen 
sowie Schweine in Mengen. Die Schweine 
im Gebirge sind von großem Wohlgeschmack 
und durchaus nicht mit den Schweinen der 
Dualladörfer zu vergleichen, die für den Euro- 
päer kaum genießbar sind. Milch wird bis 
jetzt nur von Ziegen gewonnen. Gefligel ist 
zahlreich, namentlich das Huhn ist überall ver- 
treten. Enten, (Guinea-Enten) sind im Abo- 
und Wurigebiet zu Hause, im Gebirge, in 
Viktoria und in den Küstengegenden des Süd- 
bezirks sehr selten. 
Werthvolle Mineralien sind im diesseitigen 
Schutzgebicte nicht gefunden worden. 
V. Handel und Schifffahrt. 
Im verflossenen Jahre betrug die Gesammt- 
ausfuhr rund 4 100 000 Mark und die Ge- 
sammteinfuhr rund 4200000 Mark. Aller- 
dings konnten die Ein= und Ausfuhrwerthe des 
letzten Quartals nur geschätzt werden, da die 
Statistiken für dasselbe noch in der Zusammen- 
stellung begrisjen sind. Die einzelnen Posi- 
tionen der Ein= und Ausfuhr ergeben sich aus 
den vierteljährlichen Veröffentlichungen. 
Im verflossenen Jahre sind 82 Schisse 
— Kriegsschisse nicht gerechnet — mit einem 
Nelto-Rauminhalt von 113 bis 1860 Tonnen 
den hiesigen Hafen angelaufen. 
VI. Verkehrswesen. 
Das Schutzgebiet von Kamerun ist durch 
eine Anzahl natürlicher Verkehrswege günstig 
gesiellt. Dieselben haben meist eine Länge von 
60 bis 100 km und erreichen den Rand der 
ersten Terrasse des westafrikanischen Hochlandes. 
Das Rio del Rey genannte Astnarium, 
der am nördlichsten gelegene Weg in das 
Innere, wird durch mehrere Gewässer gebildet, 
von denen der Maschantu oder eigentliche 
Rio del Rey das westllichste ist. Hieran 
schließen sich nach Osten Meta, Andonkat und 
Meme. 
Der Maschantu ist den großen Handels- 
dampsern direkt zugänglich und auch schon von 
denselben besucht worden. Er steht durch viele
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.