Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Achtung vor der Macht des Gouvernements 
eingeflößt ist. Keine Bestrafung ist im Schutz= 
gebicte bisher eine so gründliche gewesen. 
Bu gilt selbst in den Augen der Eingeborenen 
als streng bestraft, besonders deshalb, weil es 
großen Verlust an Vieh (für 150 Mann 
5 Tage Nahrung) und Geräthschaften erlitten 
hat. Die Leute waren sich ihrer Kraft so 
bewußt, daß sic nur wenig ausgeräumt hatten. 
Sie glaubten in den starken Pallisaden jedem 
Angriff trotzen zu können. Die Bua-Leute 
waren der Schrecken aller anderen Gebirgs- 
dörser an dieser Seite des Berges, da sie im 
Vertrauen auf ihre Uebermacht bei jeder 
Gelegenheit Händel und Krieg anfingen. Es 
wird sicherlich von guter Wirkung sein, daß 
dieses mächtigste Volk bestraft, seine Feste ge- 
nommen und seine Königsplätze eingeäschert 
sind. 
An den Bau eines Weges nach Busa, an 
die Anlage einer Station oder pon Plantagen 
im Gebirge wäre niemals zu denken gewesen, 
bevor die Bewohner die Macht der Regierung, 
welche sie niemals anerkannt haben, kennen 
gelernt hatten. Wie der freche Angriff auf 
die ruhig marschirende Kolonne zeigt, war eine 
Machtentfaltung dort unbedingt nothwendig, 
wenn auch nur das Eine erreicht sein sollte, 
was sicherlich der Fall, daß der offenen 
Friedensstörung Einhalt gethan worden ist. 
Die Busa-Leute werden keine Lust mehr ver- 
spüren, Victoria anzugreifen. 
Unser Erscheinen war die Befreiung 
für Dr. Preuß, der bereits den Entschluß 
gefaßt hatte, sich mit seinen sieben Leuten Nachts 
ins Gebirge zu flüchten, da er schon seit ver- 
schiedenen Tagen streng bewacht wurde. Der 
Missionar war nicht erschienen, sondern um- 
gekehrt, als ihm gesagt wurde, die Bucha-Leute 
würden ihm den Hals abschneiden. 
Ich darf noch die ruhige Umsicht und 
Tapferkeit des Premierlieutenants v. Stetten, 
das frische Draufgehen des Premierlieutenants 
v. Volckamer, die Ausdauer des Dr. Richter 
im Feuer, den Schneid und die ruhige Energic 
des Dr. Preuß sowie das tapfere Verhalten 
des Gärtners Pfeil besonders hervorheben. 
Jeder der Genannten hat seine Pflicht in 
hervorragendem Maße gethan. 
Die mitgebrachten irdischen Ueberreste von 
Gravenreuths sind gestern durch den 
Pater Walter vom Sanaga eingesegnet und 
in feierlicher Weise bei dem Nachtigal-Denkmal 
beigesetzt worden. 
Der Arm des Premierlientenants v. Stetten 
ist in Gips gelegt, wird aber voraussichtlich 
gut heilen. Die Berichte der Premierlientenants 
v. Stetten und v. Volckamer vom heutigen 
16 
  
Tage über den Verlauf der Expedition versehle 
ich nicht anbei chrerbictigst in Abschrift zu 
überreichen. 
Anlage 1. 
Bericht des Prem ierlientenants 
v. Stetten über die Bucga-Expedition 
vom 18. November 1891. 
„Am 3. d. M. Vormittags 8½ Uhr wurde 
die Kompagnie, 72 Mann, 4 Headleute stark, 
auf S. M. Krzr. „Habicht“ nach Victoria ein- 
geschifft. 
Die Ausschiffung erfolgte Abends 7 Uhr 
in Victoria und wurde die Kompagnie in einem 
Hause für die Nacht untergebracht. Der Ab- 
marsch von Victoria erfolgte den 4. November 
Vormittags 7 Uhr, die Kompagnie folgte als 
Nachhut und hatte das Tragen der 42 Lasten 
der Expedition zu übernehmen. 
Bereits beim ersten steilen Aufstieg durch 
den Urwald zeigte sich der größte Theil der 
Leute als zum Tragen sehr wenig geeignet, 
die Abtheilung zog sich in einc endlose Linie, 
und waren viele Leute nur durch Anwendung 
der äußersten Mittel zum Weitergehen zu be- 
wegen. Ein Mamn blieb liegen. Gegen Nach- 
mittag 4 Uhr erreichten wir Buana, wo Nacht- 
quartiere bezogen wurden. 
Am 5. Morgens war die Marschordnung 
folgende: Spitze 10 Mann der Togo-Kom- 
pagnie, hierauf folgten Herr Hauptmann 
v. Gravenreuth und Herr Govuverneur 
v. Schuckmann, hierauf die Krujungen und 
die Träger mit dem Maxingeschütz, hierauf 
das Gros der Togo-Kompagnie und Premier= 
lieutenant v. Stetten. Die Nachhut bildcte 
die Dahomey-Kompagnie mit Herrn Premier- 
lieutenant v. Volckamer mit den Lasten. 
Bereits von Mittag ab schien es, als ob 
wir auf keinen freundlichen Empfang zu rechnen 
hätten, da wir einige frische Baumverhaue zu 
umgehen oder zu beseitigen hatten. Als wir 
gegen 4 Uhr Nachmittags auf eine freie Anhöhe 
kamen, lag vor uns Buêa, etwa 1500 m von 
uns entfernt. Die Buea-Leute ließen bei unserm 
Aublick Kriegstrommeln und Kriegshörner er- 
tönen und erhoben ein ohrenzerreißendes Ge- 
schrei. Trotzdem ließ Hauptmann v. Graven- 
reuth zum Zeichen unserer friedlichen Absicht 
die Fahne vornehmen und schwenken, zu gleicher 
Zeit jedoch das Maximgeschütz klar machen. 
Der Marsch wurde fortgesetzt. Nach ctwa 
10 Minnten wurde von den Buca-Leuten eine 
Salvc auf unsere Spitze abgegeben, zur selben 
Zeit wurde ich vom Hauptmann v. Graven- 
reuth zur Mitbedienung des Maximgeschützes 
beordert. Ich fand dasselbe etwa 100 m vor
	        
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