Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

mit 24 Mann allein hier bleibt, und gelangten 
zu folgendem Resultat: In Anbetracht, daß 
Araber und Eingeborene über 300 Hinterlader 
und 5000 Vorderlader sowie über eine be- 
trächtliche Menge von Munition verfügen, ist 
eine herausfordernde Haltung ansgeschlossen. 
Da die Araber und der Eingeborenenhäupt- 
ling Siki einander feindlich gegenüberstehen, 
so müssen wir uns nothwendiger Weise an 
eine der Parteien halten und zwar an 
die Araber als handeltreibende, friedfertige 
und anständige Leute. Das Verhalten der 
hiesigen Araber ist tadellos, besonders der 
Wali Sef bin Said kann nicht genug ge- 
lobt werden. Wenn nicht dic leidige Sklaven- 
frage zwischen uns und ihnen stände, so könnte 
man ein besseres Einvernehmen sich kaum 
denken. Die Waniamwezi mit sammt ihrem 
Großsultan Siki dagegen sind eine räuberische 
Bande; mit diesen etwa gegen die Araber zu 
halten, ist durchaus ausgeschlossen. Das Ver- 
halten Siki's ist dasselbe wie früher, er selber 
läßt sich nicht sehen, sendet aber von Zeit zu 
Zeit seinen Minister mit Geschenken. Dieses 
merkwürdige Verhältniß muß natürlich künst- 
lich weitergehalten werden, bis die hiesige 
Garnison eine ihrer Aufgabe entsprechende 
Stärke haben wird. Im Uebrigen muß aner- 
kannt werden, daß im letzten Jahre keine 
Räuberei an 
die Umgegend von Tabora sicher ist. 
Am 1. 
Karawane nach dem 2½ Stunden entfernien 
Lagerplatz Mashemo, ich selber wollte nach- 
mittags nachreiten. Als die Queue der Träger 
bei dem Dorfe Ipuli, dem Sitze von Sik#'s 
Sohn Mgorula, etwa eine Stunde von 
Tabora entfernt, vorbeimarschirte, wurden die 
Träger von Waniamwezi angegriffen, welche 
Lasten wegrissen, Leute in die Tembe zogen 
und auf die Deutschen schimpften. 
Es gelang den schließenden Soldaten, die 
Träger und Lasten zu retten, der erste Schuß 
fiel hierbei aus der Tembe. Unteroffizier Harz 
blieb mit Soldaten beobachtend vor dem Dorfe 
liegen und sandte mir Meldung, während 
Feldwebel Hartmann das Lager erreichte 
und sich festsetzte. Auf obige Meldung hin 
marschirte ich mit Sigl, Dr. Schwesinger, 
dem Schnellfeuergeschütz und allen disponibeln 
Regulären und Irregulären sofort nach Ipuli. 
Das Dorf war inzwischen geschlossen und in 
Vertheidigungszustand gesetzt, wurde aber in 
zweistündigem Gesecht gestürmt. 
Zunächst brach infolge dieses Ereignisses 
eine allgemeine Panik in Tabora aus, und 
Siki befand sich in tausend Aengsten. Da er 
glau bte, wir würden auch seine Residenz an- 
358. 
  
Karawanen verübt wurde und 
  
  
wird hierher dirigirt, 
April sandte ich morgens meine #ur) 1 
greifen, zog er seine Streirkräfte zusammen, 
viele seiner Unterhäuptlinge verweigerten jedoch 
den Kriegsdienst, da sie ebenso wie sämmtliche 
Araber, Frieden im Lande wünschen. Durch 
Vermittelung der Araber wurde mit Siki 
Folgendes vereinbart: 
„Dem allgemeinen Frieden und den handel- 
treibenden Arabern zu Liebe, sowie in An- 
betracht, daß Siki an den Feindseligkeiten 
persönlich unschuldig war und daß sein Ver- 
halten während des letzten Jahres zu keinen 
Klagen Anlaß gegeben hat, verzichten wir 
darauf, weiter Krieg zu führen und nehmen 
Siki's demüthige Entschuldigungen an; auch 
wird ihm noch Frist gelassen, persönlich zu er- 
scheinen.“ 
Siki sandte am 6. April durch seine ersten 
Waniampera (Minister) fünf Elfenbeinzähne 
als Lösegeld für die Gefangenen. 
Durch diese unsere Mäßigung haben wir 
sämmtliche Araber auf unserer Seite, denn 
nächstens beginnt die Karawanenziehzeit, die 
Karawanenstraße bleibt ofsfen für Karawanen 
und Post; unser Prestige ist gehoben, denn 
wir haben Ipuli, das am stärksten befestigte 
Dorf, zerstört und damit unsere Macht gezeigt. 
Der Stationsverweser von Muanza, Feld- 
webel Hoffmann, ist am 19. März dicht vor 
Usongo an Dysenterie gestorben und daselbst 
begraben. Seine Karawane, Elfenbein, Vieh rc. 
um dann mit Lient. 
Sigl zur Küste zu gehen. Muanzea ist ietzt 
vom Feldwebel Kühne besetzt. 
Ueber die Erstürmung von Ipuli be- 
richtet Lieutenant Herrmann noch folgende 
Einzelheiten: 
Am 1. April vormittags 9 Uhr sandte ich 
meine Karawane nach dem etwa 2 ½ Stunden 
entfernten Lagerplatz Mashemo, wo sich ge- 
wohnheitsgemäß die von hier zum Njansa 
marschirenden Karawanen sammeln. Die Marsch- 
ordnung war folgende: 
Feldwebel Harlmann mit 5 Soldaten, 
175 Träger, Unterofsizier Harz mit 33 Sol- 
daten. 
Als nach etwa einstündigem Marsch die 
Quene der Träger bei dem Ikuru von Siki's 
Sohn vorbeimarschirte, wurde sie von den 
Waniamwezi angegriffen. Die Sudanesen trieben 
die Angreifer in die Tembe zurück. Unter- 
offizier Harz blieb mit 30 Mann ausge- 
schwärmt im Gebüsch liegen, während die 
Karawane unter Feldwebel Hartmann das 
Lager erreichte. Gleichzeitig wurde Meldung 
an mich nach Tabora zurückgesand!, worauf 
ich, Sigl, Dr. Schwesinger, 36 Mann und 
das Schnlsenergeschüg sofort abrückten. In 
der Station blieben Lazarethgehülse Jurock
	        
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