Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Der Bismarck-Archipel, Neu-Pommern, 
Neu-Mecklenburg und die Salomonsinseln 
gehören zu dem apostolischen Vikariat Neu- 
Pommern, welches dem Bischof Couppê 
unterstellt ist. 
Die Berliner Mission am Noassa-Sce. 
Dem Kaiserlichen Gonverneur von Deutsch- 
Ostafrika sind mehrere Schreiben der Berliner 
Mission von der Station Wangemannshöh im 
Kondelande zugegangen, woelche erfreuliche Nach- 
richten über die Entwickelung der Mission 
enthalten. 
Nach dem ersten dieser von dem Missions- 
Superintendenten Merensky verfaßten Be- 
richte, d. Ad. Wangemannshöh (Deutsch-Konde- 
land), den 27. Mai 1892, ist das Verhältniß 
der Mission zu dem Kondevolk und seinen 
Häuptlingen fortdauernd das allerfreundlichste. 
Insbesondere ist der Häuptling Merere, seit 
ihn Merensky im Januar d. J. besucht hat, 
den Missionaren gut gesinnt. Das beunruhi- 
gende Bevölkerungselement sind auch dort die 
Araber; der in Karonga stationirte Vertreter 
der Britisch -Afrikanischen Seen-Gesellschaft 
hat in einem Schreiben an Merensky seinen 
Besürchtungen, daß eine Erhebung der Araber 
im Innern bevorstände, Ausdruck gegeben. 
Die Aulegung einer zweiten Missions- 
station ist nach demselben Bericht bercits in 
Angriff genommen. In einem Schreiben der 
Berliner Mission vom 9. Juni d. J. wird auf 
die Unvollkommenheit der zwischen Kondeland 
und der deutschen Küste bestehenden Postver- 
bindung hingewiesen und behufs Anbahnung 
einer direkten Verbindung mit Dar-es-Saläm 
die Unterstütung des Kaiserlichen Gouverne- 
ments nachgesucht. Zur Zeit werden Briefe 
der Mission durch die Britisch-Afrikanische 
Seen-Gesellschaft befördert und brauchen, um 
nach Europa zu gelongen, drei volle Monate. 
Die Fracht beträgt für einen Centner Güter 
von Quilimane bis Wangemannshöh etwa 
65 Mk., auch wird für Verlust Ersatz nicht 
geleistet. 
Da die Zahl der im Kondelande stationir- 
ten deutschen Missionare binnen Jahresfrist 
sich noch um fünf vermehren soll, so wird der 
Mangel einer eigenen deutschen Postverbindung 
um so fühlbarer sein und seitens des Gouver= 
nements wird deshalb der Versuch baldmöglichst 
gemacht werden, auch nach dem Nyassa eine 
Ueberlandpost einzurichten. Unter dem 16. Juni 
495 
  
d. J. berichtet Merensky, daß die neugegrün- 
dete Station 15 englische Meilen nordwestlich 
von Wangemannshöh im Gebiete des Häupt- 
lings Moakarobo liege und „Kiedyo“ benannt 
worden sei, nach dem Berge, an dessen Süd- 
seite sie gelegen. Der am 13. Juni d. J. mit 
dem Häuptling abgeschlossene Vertrag über den 
Ankauf eines Grundstückes war dem vor- 
erwähnten Schreiben in Abschrift beigefügt. 
Gleichzeitig theilte Herr Merensky mit, daß 
er demnächst das dortige Arbeitsfeld verlassen?) 
und an seiner Stelle der Missionar C. Neu- 
haus als Superintendent der Berliner Mission 
in Wangemannshöh wohnen bleiben werde. 
Leider ist die Rinderpest vom Norden her 
auch in das Nyassagebiet eingedrungen und hat, 
ebenso wie an der Küste, unter dem dortigen 
Viehstand schwere Verheerungen angerichtct. 
Ein Besuch auf der Insel Mafia. 
Von H. F. v. Behr. 
Nach der Rückkehr von meiner Reise im 
Flußgebiet des Rufiji unternahm ich gemeinsam 
mit dem Stationschef von Kilwa eine Expec- 
dition nach der Insel Mafsa, dem sidlichsten 
der drei Koralleneilande, welche der ostafrika- 
nischen Küste vorgelagert liegen. 
Die Insel liegt 20 Seemeilen von der 
Mündung des Rufiji entfernt und ist etwa 
12 Quadratmeilen groß. Ein Kranz von Ko- 
rallenfelsen, welcher das Süd= und Westufer 
der Insel umgiebt, und eine mächtige Brau- 
dung, deren dumpfes Nollen man über eine 
Meile weit hört, erschweren die Landung un- 
gemein. Nur im Südosten der Insel befindet 
sich ein kleiner natürlicher Hafen, an dem der 
einzige größere Ort Schole liegt. Nach ver- 
schiedenen Irrfahrten zwischen den Korallen= 
bänken liesen wir gegen Abend in diese kleine 
Bucht ein. Die ganze Bevölkerung des Ortes 
hatte sich am Strande versammelt und betrachtete 
mit nicht geringem Entsetzen dieses dampfende 
Ungethüm, welches sich immer mehr und mehr 
der Insel näherte; denn ein Schiff europäischer 
Bauart war für sic ein ganz unbekannter Ge- 
genstand, da seit Beendigung der Küstenauf- 
nahme durch die Engländer im Jahre 1829 
ein Dampfschiff wohl niemals dieses entlegene 
*) Derselbe war nach einem Berichte des Majors 
v. Wissmann vom 8. August auf der Rückreise be- 
kein im Lager bei Misongwe am Sambesi einge- 
troffen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.