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reichen (etwa 10—12) Exemplaren ausgenommen und eingesandt werden, da es sich für die botanische
Centralstelle nicht nur darum handelt, diese Gegenstände wissenschaftlich zu untersuchen, sondern auch
durch Mittheilung an andere Museen Deutschlands weiteren Kreisen zugänglich zu machen und
sich außerdem durch Tausch mit außerdeutschen Instituten weiteres Untersuchungs= und Ver-
gleichsmaterial zu verschaffen. Namentlich wollen die Stationsvorstände und Reisenden ihr
Augenmerk mit auf die niederen Pflanzen, Moose, Pilze, Flechten und Algen, richten, welche
auch am meisten Neuheiten darbieten.
1. Die krantartigen Pflanzen müssen vollständig, also mit Wurzeln, Stengeln, Blättern,
Blüthen und Früchten ausfgenommen werden, von den strauch= und baumartigen Gewächsen
werden möglichst große, 3 bis 4 dm lange Zweige entnommen. Wenn die Blüthen und
Früchte an den Zweigen nur sparsam entwickelt sind, müssen sie noch einzeln gesammelt werden,
da sie für die Untersuchung der Pflanze von besonderer Wichtigkeit sind.
2. Jede ausgenommene Pflanze wird sofort, um das Welken zu verhindern, in eine
Mappe aus starken, am besten mit Wachstuch oder geölter Leinwand überzogenen Pappdeckeln
gelegt, die mit Bogen aus festem Fließpapier von 42 bis 45 cm Höhe und 27 bis 30 cm
Breite angefüllt ist.
3. Am Schluß der Exkursion, oder sobald die Sammelmappe gefüllt ist, werden die
Pflanzen in die Presse gebracht. Dieselbe besteht am zweckmäßigsten aus zwei Rahmen von
starlem Eisenblech, die mit einem Drahtgitter bezogen sind. In Ermangelung einer solchen
„Drahtpresse", welche den Vortheil bietet, daß die Pflanzen sehr schnell trockuen, genügen auch
aus Bambus oder Nohr hergestellte Rahmen mit gekreuzten OQuer= und Längsleisten, welche
den Packeten Festigkeit verleihen und die Luft durchlassen, weniger gut sind Holz-
oder Pappdeckel. Zwischen die Gitter bezw. Deckel werden die gesammelten Pflanzen
nun, jede in einen besonderen Bogen gebracht und die einzelnen Bogen durch Zwischenlagen
von Papier getrennt. Jede Zwischenlage besteht, je nach der Dicke des verwendeten Papiers, aus 4
bis 8 ineinandergelegten Bogen von müglichst gutem Fließpapier. Diese werden nun so aufeinander-
gelegt, daß zu unterst eine Zwischenlage kommt, darauf ein Bogen mit einer Pflanze, dann wieder
eine Zwischenlage, und abwechselnd so weiter. Es ist rathsam, die Packete nicht allzu dick zu machen,
weil das Trocknen um so schneller vor sich geht, je schwächer die Packete sind. Zuvor muß
jedoch die Pflanze in ihrem Bogen in eine für das Pressen geeignete Lage gebracht werden.
Wenn sie größer als der Bogen ist, wird sie zerschnitten, oder die herausragenden Theile werden
umgebogen. Sehr sparrige Pflanzen werden etwas zurechtgestußt oder ihre abstehenden Zweige
angeschnitten, damit sie nicht die übrigen Pflanzen beschädigen. Wenn Blätter oder Stengel-
theile zu dicht übereinander zu liegen kommen, werden Stücke Eließpapier dazwischen geschoben,
oder auch einige dieser Theile mit dem Messer entfernt. Einzelne Blüthen oder Früchte, welche
leicht verloren gehen kömen, werden in Papierkapseln gebracht. Zwiebeln, Knollen, Wurzelstöcke,
sowie auch zu dicke Blüthenköpse werden der Länge nach halbirt. Da Zwiebeln und Pflanzen
mit dicken, fleischigen Blättern sehr langsam trocknen, kann man sie vor dem Pressen durch
kurzes Eintauchen in siedendes Wasser brühen, wobei jedoch die Blüthen geschont werden müssen:
dasselbe wird bei fleischigen Blättern erreicht, wenn man sic, enva durch leichtes Treten mit dem
Fuße, so quetscht, daß ihre Oberham zerreißt und der Saft leichter austreten kann. Alle solche
schwer trocknenden Pflanzen werden jedoch besser in Alkohol konservirt.
4. Jeder Pflanze muß eine Etitette beigelegt werden; je vollständiger die Angaben
auf derselben sind, desto werthvoller wird die Pflanze für die wissenschaftliche Untersuchung.
Eine vollständige Etikette joll folgende Angaben enthalten:
a) Name der Station, bei welcher die Pflanze gesammelt wurde, und Name des Sammlers.
b) Eine Nummer. Diese müssen für alle von demselben Sammler gesammelten Pflanzen fortlaufen
und dirfen sich nicht wiederholen, damit die sonst unausbleiblichen Verwechselungen ver-
mieden werden. Wenn außer der gepreßten Pflanze noch andere Theile derselben, wie