Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

der Kuppe des Berges, auf dem zwei Schanzen sich 
bejanden, etwa zehn Bastards in der Nähe der 
Witbooipferde, als plöhtlich der rückwärts gelegene 
Unterosffizierposten ein Schnellfener auf Hottentotten 
richtete, die sich anschickten, der entsandien Patronille 
in die Flanke zu fallen. Die Hottentotten schienen 
aller Wahrscheinlichkeit nach von der Nähe anderer 
Mannschaften nichts zu ahnen und zogen sich er- 
schreckt durch das Feuer sofort zurück. Der Patronille 
war es mittlerweile gelungen, zu je zwei Mann die 
beiden Schanzen zu besetzen, und sie überraschte in 
denselben einige Hoktentotten, die mit Bereitung ihres 
Mittagsmahles beschäftigt waren und beim Anblick 
der Soldaten sofort flüchteten. 
Da jedoch der Besitz der Schanzen, von denen 
man die Hauptwasserstellen der Witbooi-Werft unter 
Feuer nehmen konnte, für die Hottentotten höchst 
wichtig war, wurde die Patrouille alsbald von einem 
derarkigen Feuer überschüttet, daß zu befürchten stand, 
den Witbooischen könnte es gelingen, die Patrouille 
wieder aus den Schanzen zu werfen. Major 
v. Frangois befahl daher dem Lieutenant Lampe, 
mit dem zunächst slehenden Unteroffzierposten und 
einigen Bastards der Patronille Unterstützung zu 
bringen, und eilte selbst persönlich zur Verstärkung 
derselben nach dem Berge, woselbst er als Erster 
Hülfe bringen konnte. Bald darauf traf Lieutenant 
Lompe mit dem Unteroffizierposten ein. Nachdem 
den ganzen Tag, die Nacht und den Vormittag des 
2. Januar d. Is. ein Feuergefecht geführt wurde, 
flüchteten die Hottentolten in der Richtung nach 
rothen Berge. 
Das mitgeführte Geschütz war unter großen, 
4 Stunden währenden Mühen am Nachmittage des 
l. Januar auf einen 2000 m rückwärts gelegenen 
Berg von Mannschaften gezogen worden und konnte 
von dort sehr wirkungsvoll in das Gesecht und bei 
dem Verfolgungsfeuer eingreisen. Mehrere Granaten 
schuugen in die Werft der Hottentolten ein, und die 
gonze Nacht hindurch hörte man aus dem Lager der 
Bitbooischen Geschrei und Wimmern. Der Flucht- 
weg war durch starle Blutspuren und weggeworfene 
Sachen kenntlich. 
Erbeutet wurden 40 Pserde (die meisten derselben 
gesaltelt und aufgezäumt), 70 Rinder und 70 Schafe. 
Die Zahl der Todten ist auf Seiten der Feinde 
schwer festzustellen, da das Terrain zu zerklüstet und 
zerrissen, die Hottentotten zudem die Angewohnheit 
hoben, ihre Todten zu verstecken. Nach Aussage 
von gefangenen Frauen sollen die Verluste sehr groß 
gewesen sein. Auf deutscher Seite sind 3 Mann 
leicht verwundet worden. 
Nach einem mir übersandten Schreiben des 
Herrn Majors war es seine Absicht, den Hotten- 
tollen zu folgen und nach Niederwerfung derselben 
nach dem Süden aufzubrechen. 
Am 21. d. Mts. traf durch eine Pakrouille aus 
Tsebries hier die kurze Meldung ein, daß die 
149 
  
Hottentotlen auf der Flucht nach dem Süden in der 
Richtung nach Grootfontein seien und die Truppe 
ihnen folge. 
Aus Bethanien. 
Nach Nachrichten südafrikanischer Zeitungen, deren 
Meldungen aus Missionskreisen sowie durch den 
Landwirth E. Hermann bestätigt werden, sind unter 
den Bethaniern Streitigkeiten wegen der Häuptlings- 
würde ausgebrochen, die zu einem bewaffneten 
Zusammenstoß zwischen den feindlichen Parteien ge- 
führt haben. 
Nach dem im Oktober v. Is. erfolgten Tode 
des alten Häuptlings Joseph Fredericks hätte dem 
Stammesbrauche zufolge die Nachfolgschaft auf den 
ältesten Sohn des Verstorbenen übergehen sollen. 
Da dieser, gleichfalls Joseph mit Namen, jedoch an 
Geistesschwäche leidet, die fast an Blödsinn grenzt, 
so war es der Wunsch des verstorbenen Häuptlings 
sowie eines großen Theils des Stammes, daß der 
zweite Sohn, Namens Paulus, nachfolgen sollte. 
Der Unterkapitän Ruben Fredericks, ein Stieföruder 
des verstorbenen Häuptlings und ein recht wohl- 
habender Mann, erhob dagegen auch Anspruch auf 
die Häuptlingswürde und wurde hierin von einem 
nicht unbedeutenden Theil des Stammes unterstützt. 
Bei der letzten Auwesenheit des Landwirths 
Hermann in Bethanien im Oktober v. Is. war 
eine Entscheidung über die Nachfolge noch nicht ge- 
troffen. Inzwischen scheint Cornelius Fredericks, 
ein Sohn Rubens und Schwiegersohn Hendrik 
Witboois, die Spaltung des Stammes dazu benutzt 
zu haben, um den Versuch zu machen, die Häuptlings- 
würde an sich zu reißen, um alsdann den bethanischen 
Stamm seinem Schwiegervater zuzuführen. Dieser 
Versuch ist durchaus mißglückt. Cornelius scheint 
nur wenige Anhänger gesunden zu haben. Mit nur 
45 bis 50 Mann rückte er am 12. Januar gegen 
Bethanien vor, wurde aber von den deutschfreundlichen 
Bethaniern nach kurzem Kampfe geworsen. Die 
Bethanier verloren hierbei 2 Verwundete, wovon 
einer seitdem gestorben ist, während Cornelius 5 Todte 
und 5 Gefangene sowie eine Anzahl von Gewehren 
und Sätleln am Plaßte ließ. Ein Flüchtling be- 
richtete einige Tage später, daß die Gefolgschaft des 
Cornelius völlig aufgelöst sei. Die „Cape Times"“ 
bemerkt hierzu, Bethanien sei der einzige Platz in 
der Umgegend, wo frisches Wasser zu haben sei, und 
der Durst habe den Anhang des Aufrührers offen- 
bar stärker gelichtet als die Kugeln der Bethanier. 
Eine amtliche Meldung über die Vorgänge im 
Süden des Schucthgebiets ist seither nicht eingegangen.
	        
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