gebracht wird. Wie wichtig die Vornahme meteoro-
logischer Beobachtungen für die kulturelle Thätigkeit
in den Tropen ist, führte mir der Besuch in Bibundi
deutlich vor Augen.
Herr Rackow hat zu seiner Assistenz nur einen
einzigen Europäer und es sehlt daher an Arbeit nicht.
Im Hinblick auf die günstigen Resullate der bis-
herigen Pflanzungsunternehmungen und -versuche wird
man die feste Zuversicht hegen dürsen, daß unser
Schutgebiet nach dieser Richtung eine günstige Eni-
wickelung nehmen wird. Das Kamerungebirge bieiet
noch unendliches Terrain für den Unternehmungsgeist.
Die Hauptschwierigkeit liegt in der Arbeiterfrage.
Eine heimische Bevölkerung, welche sich zu dauernder
geregelter Arbeit im Dienst des europäischen Pflau-
zers bereit sinden lassen möchte, ist zur Zeit noch
nicht vorhanden. Der Letztere ist mithin auf den
fremden Arbeiter angewiesen. Als solcher ist an der
westafrikanischen Küste der sogenannte Krujunge (von
der Liberiaküste) in Gebrauch. Er läßt sich ge-
meiniglich nur auf ein Jahr auwerben und bean-
sprucht freie Verpflegung auf der Arbeitsstelle. Die
für einen solchen Arbeiter zu verauslagenden Kosten
können veranschlagt werden:
Fahrpreis für die Hin= und Rückfahrt
nach und von Kamerun 60 Mark,
das ist für einen Monat 5 Mark,
Monatslohn 15 =
Verpflegung für einen Monat 5
zusammen 25 Mark,
das ist mehr als 80 Pfennige für den Tag, ein
Saßz, welcher die in Ländern mit günstigen Arbeiter-
verhältnissen (wie Indien, Ceylon, Java) üblichen
Lohnzahlungen weit übersteigt. Unter diesen Um-
ständen ist es anzuerkennen, daß das Gouvernement
der Arbeiterfrage seine volle Aufmerksamkeit zu-
gewandt und durch Ueberlassung von Arbeitern die
Unternehmungen unterstützt hat.
Ein sehr erfreuliches Zeichen des Fortschritts ist
die erhebliche Zunahme der Kakaopflanzungen, welche
die Eingeborenen in und um Victoria in eigener
Bewirthschaftung haben. Wie bereits erwähnt, über-
lätt ihnen der Dr. Preuß behufs Verbesserung
ihrer Kulturen Saatbohnen aus dem botanischen
Garlen; auch benußt er jede Gelegenheit, sie über
die Methode des Pflanzens zu belehren, ihnen
namentlich die Unsitte, möglichst eng zu pflanzen,
durch welche jede kräftige Entwickelung der Bäumchen
unterbunden wird, auszureden. Die sich ausbreitende
Beschäftigung der Eingeborenen mit dieser Kultur
dürfte ihren erziehlichen Einfluß nicht verfehlen und
sie allmählich geordneter Arbeit zugänglich machen,
womit das einzige Hinderniß für die volle Aus-
beutung der reichen Hülfsquellen des Schutzgebictes
überwunden würde.
257
Deuksch-Züdweostafrika.
Aus Süd-Uamaaqualand.
Nach einer Meldung vom 17. März d. Is. ist
Major v. Frangois mit 1 Offizier, 70 Mann und
1 Geschütz nach 28tägigem Marsche über Gibeon
und Gochas am 16. März in Kcetmanshoop ein-
getroffen. Von dort beabsichtigte er nach Bethanien
und Berseba aufzubrechen, um die dort schwebenden
Streitigkeiten wegen der Häuptlingswürde zu ordnen.
In Kectmanshoop ist Lieutenant Bethe mit 15 Mann
zurückgelassen worden.
Zum Schutze von Lüderißbucht sind im Fe-
bruar 3 Mann der Schußtruppe zu Schiff von
Walfischbai dorthin entsandt worden.
In der Zeit vom 12. bis zum 19. März hat
der Regierungsassessor Köhler zu Wermbod die
Prüfung der Landansprüche in den Gebielen der
Bondelzwarts, Veldschoendrager und von Zwart-
modder in Gemäßheit des Aufgebots vom 1. Sep-
tember v. Is. vorgenommen. Im Ganzen gelangten
33 Ansprüche zur Entscheidung, die zum größten
Theil als rechtsgültig anerkannt wurden.
Baumwolle in Südwestafrika.
Der frühere Missionar P. H. Brincker in
Stellenbosch (Kapkolonie) hat einige Proben von
Zeug mitgebracht, welches die finnische Missionarin
Frau Hammla mit 18 jungen Mädchen auf ihrer
Station in Ondonga, Ovamboland, gesponnen und
gewebt hat. Die Baumwolle dazu ist von den
Missionaren angepflanzt und gewonnen worden. Daß
wilde Baumwolle in Ovamboland reichlich vorlommt,
ist schon öster von Reisenden hervorgehoben worden.
Die Baumwollenindustrie würde daher in jenem
Theile unseres südwestafrikanischen Schutzgebieles
wohl möglich sein.
Rus dem Berriche der Missionen und
der Ankishlaverei-Bewegung.
Der verdiente Leiler der englischen University
Mission, Bischof von Sansibar Charles Alan
Smythies, ist am Morgen des 7. Mai auf einer
Reise nach Aden am Fieber gestorben.
Ueber den Eiser, mit welchem unsere Beamten
in Ostafrika bemüht sind, dem Sklavenhandel ent-
gegenzuarbeiten, hat vor Kurzem ein hochgestellter
englischer Beamter, der nahe unserer Grenze slationirt
ist, ein sehr günstiges Urtheil gesällt. Besonders
lobend hebt er hervor, daß man sich deutscherseits
nicht damit begnüge, Sklavenkarawanen einzufangen
und die Sklaven zu befreien, sondern daß man be-
müht sei, soweit wie möglich, die befreiten Sklaven
in ihre Heimath zurückzubefördern. Darin liege der