Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Innere als Träger zurück. 
fünf Anna pro Tag und Kopf. 
Der gewöhnliche Arbeiter der Küste, welcher 
ungern ins Innere geht und an die größeren Be- 
dürfnisse, welche die Küstenplähtze ihm bieten, gewöhnt 
ist, besitzt mehr Anstelligkeit und ist leichter zu be- 
handeln, da die Verständigung mit ihm durch das 
Kisuaheli weniger Schwierigkeiten verursacht. Er 
wechselt den Wohnsitz mit der Arbeit, bleibt aber 
auch bei ständiger Beschäftigung und guter Behand- 
lung jahrelang an einem Orte. Die Bauabtheilung 
besitzt solche Arbeiter, die über fünf Jahre beim 
Gouvernement beschäfligt sind. Der Tagelohn be- 
trägt sechs Anna, bei besserer Leistung steigt derselbe 
bis auf neun Anna. Eignet ein solcher Mann sich 
zum Aufseher, so bringt er es auf eine Rupie pro 
Ta 
Ihr Lohn beträgt 
g. 
Die farbigen Fundis oder Handwerker, Maurer, 
Zimmerleute, Tischler und Schmiede, erhalten je nach 
Leistung 12 bis 14 Anna bis zwei Rupien pro 
Tag. Im Durchschnitt ist 14 Anna bis eine Rupie 
der Tagelohn eines schwarzen Handwerkers. 
Bei modernen Bauausführungen, welche die An- 
wendung von Wage, Loth und Winkel erfordern, 
kann man der indischen Fundis nicht entrathen. Bei 
steter Beaufsichtigung durch Weiße sind sie zu allen 
Arbeiten, welche ein europäischer Bau erfordert, ge- 
schickt. Ohne Aufsicht werden die ärgsten Fehler 
stattfinden. Eine sachgemäße Anleitung bei besseren 
Arbeilen ist daher stets am Platze, will der leitende 
Techniker nicht große Enttäuschungen erleben. Ihr 
Lohn ist, ihrer größeren Kunstfertigkeit entsprechend, 
ein höherer, zwei bis drei Rupien pro Tag. 
Ihnen am nächsten stehend sind die Goanesen. 
Sie arbeiten jedoch selbständiger als die gewöhnlichen 
indischen Fundis und bedürfen nicht so sehr der 
Beaufsichtigung. Die Bauabtheilung beschäftigt Leutc, 
welche dasselbe leisten wie Griechen und Italiener. 
Ihr Tagelohn nähert sich daher auch dem eines 
weißen Handwerkers und erreicht in einigen Fällen 
denselben. 
An weißen Handwerkern, welche selbständig ar- 
beiten, siellen die Italiener und Griechen ein ver- 
hältnißmäßig großes Kontingent an der Küste. Wo 
Bauarbeiten vorgenommen werden, ist das Angebot 
dieser Leute, welche im ganzen Orient zu finden sind, 
mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten. Die Italiener 
sind fast immer Bauarbeiter, während die Griechen 
Alles vorstellen. Bei den Letzteren ist jedoch die 
Leistungsfähigkeit im Durchschnitt geringer als bei 
den Ersteren, und dieselben erreichen selten einen 
höheren Lohnsatz als fünf Rupien pro Tag, während 
die Italiener, gewöhnlich unker einem Obmann, 
Akkordarbeiten übernehmen, wobei ihr täglicher Ver- 
dienst diesen Sab bedeutend übersteigt. Bei Einzel- 
verdingungen wird bei guter Leistung eine Tagelohn= 
satz bis sieben Rupien erreicht. 
Deutsche Handwerker, welche als Vorarbeiter 
dienen und selbständig arbeiten können, erreichen einen 
  
280 
  
Höchstbetrag von acht Rupien, wobei vorausgesetzt 
wird, daß sie der einheimischen Sprache mächtig sind 
und die Eingeborenen zu behandeln wissen. Deutsche 
Ausseher, welche die eingeborenen Arbeiter überwachen, 
sie zur Arbeit anhalten und den einzelnen ihre e- 
schäftigung zutheilen, erhalten im Durchschnitt fünf 
bis sechs Rupien pro Tag. Bedingung ist stets die 
Beherrschung der Eingeborenensprache. 
Bei allen aufgeführten Tagelohnsätzen gilt als 
Grundsaß, daß sowohl die Wochen= wie auch die 
Monatsarbeiter nur die Tage bezahlt erhalten, an 
welchen sie gearbeitet haben. Sonn= und Festtage, 
an denen nicht gearbeitet wird, werden nicht vergütet. 
Bei den Aufsehern und Vorarbeitern wird hierin 
eine Ausnahme gemacht, weil diese Tage gewöhnlich 
zur Ausstellung ihrer Listen und Abrechnungen be- 
nutzt werden. 
Die angegebenen Lohnsätze sind allerdings keine 
feststehenden, sondern regeln sich nach Angebot und 
Nachfrage. Im Allgemeinen sind jedoch die Tage- 
lohnsätze seit etwa 1½ Jahren zurückgegangen, weil 
das Angebot von Arbeitskräften gestiegen ist. So 
sind in der regsten Banzeit, wo viele Neubauten 
gleichzeitig in der Ausführung begriffen waren, zeit- 
weilig an 2000 Arbeiter täglich beschäftigt gewesen. 
Häufig hat ihre Zahl 1000 betragen, während im 
Anfang der auperiode 50 bis 60 Arbeiter nur mit 
schwerer Mühe zu erhalten waren. 
Der Einfluß der Bauweise des Gouvernements 
macht sich an der Küste überall geltend. Besonders 
Inder und Araber bemühen sich, bei Ausführung 
ihrer Privatbauten sich nach dem Beispiel der Gon- 
vernementsbauten zu richten. Die Makutidächer 
(Palmblattdächer) fallen immer mehr fort und werden 
durch Wellblech ersetzt. Auf die malerische Aus- 
schmückung der sonst immer nur weißgetünchten Wand- 
flächen wird mehr Werth gelegt als früher. Häufig 
kommen die Leute mit der Bitte um Rath bei Bau- 
ausführungen, der ihnen stets gewährt wird. 
von der wissenschaftlichen Rilimandjarostation 
sind Berichte des Dr. Volkens und Dr. Lent ein- 
gegangen, welche bis Ende März d. Is. datiren. 
Danach sind beide Forscher eifrig thätig gewesen. 
Von den meteorologischen Beobachtungen wird dem- 
nächst ein abgeschlossener Jahrescyklus vorliegen. Die 
Kartenaufnahmen, mit denen die meteorologischen 
Untersuchungen Hand in Hand gehen, sind auf acht 
Blätter angewachsen; 112 trigonometrische Rund- 
sichten und 970 Höhenmessungen dienten als Grund= 
lage. Die botanischen Sammlungen weisen weit über 
2000 Arten auf. Damit kann die Flora des 
Kilimandjaro hinsichtlich der Phanerogamen als fest- 
gelegt gelten. Als besonders erwünscht wird nunmehr 
die Entsendung eines Zoologen und vor Allem eines 
Ornithologen bezeichnet, dem die überaus reiche 
Vogelwelt ein weites Feld bieten dürfte. 
 
	        
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