Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

hat bei Mittel -Busa in der trockensten Jahreszeit 
etwa 1,5 Kubikmeter Wasser in der Minute, nimmt 
aber hier (18 Minuten von König Kubas Residenz 
entfernt) in 770 Meter Höhe noch eine andere, ebenso 
starke Quelle auf. Dieselbe kommt aus Austrocknungs- 
klüften der Lava, hat aber als Ursprung sicher eine 
das unter der nicht starken Lavadecke befindliche Wasser 
nicht durchlassende Tufsschicht. — Der Mosoli hat 
also gleich bei seinem Entstehen, in seinem sechs 
Meter tiefen Bette eine Wassermenge von drei Kubik- 
meter in der Minute. Das Wasser hat die für 
Tropenklima gewiß seltene Temperatur von 18,5 
Celsius. 
Die vielen kleinen Gebirgsbäche, welche von 
Victoria bis Bibundi dem Meere zueilend das hydro- 
graphische Gebiet des kleinen Kamerunberges bilden, 
sind vielleicht nicht weniger wichtig für den Ackerbau 
als wie für die Wahl eines Platzes zu einer Ge- 
sundheitsstation, in drei bis vier Stunden von Victoria 
aus erreichbar, weshalb ich eine Untersuchung der 
Quellen sehr empfehle. 
Die Anbaufähigkeit des Kamerungebirges also“ 
befürwortend, rechne ich von den vorhandenen 1200 
Quadratkilometern die Hälfte, 600 Quadratkilometer, 
geeignet zur Plantagenwirthschaft in großem Maß- 
stabe, eine Kultur am Strande, andere in den 
Thälern und andere auf den Höhen. 
Die 600 Ouadratkilometer nicht anzubauenden 
Landes würden bestehen zur Hälfte aus dem Gebirgs- 
stock, zur Hälfte aus zu steinigem Terrain im Tief- 
lande und aus dem den Ortschaften zu belassenden 
Lande. 
Die erste Stelle künftiger Kulturen wird wohl 
der Kaffee einnehmen, denn da, wo die Kaffeepflanze 
spontan erscheint und Früchte trägt, wird sic be- 
stimmt kultivirt erst recht guten Ertrag geben, und 
der Kaffee ist überall im Kamerungebirge zu sehen 
vom Strande bis in die Nähe der Mannsquelle; 
1700 Meter über der See war der letzte Punkt, an 
welchem ich ihn beobachtet und zwar zwischen losen 
Lavastücken ohne jeglichen Humus. Im Urwald, 
fast erstickt und ohne Licht, bleibt er schwächlich, so- 
bald er aber freisteht, nimmt er fast Baumform an, 
so bei Buêa, so in der Plantage des Kriegsschiffs- 
hafens. Im botanischen Garten zu Victoria steht der 
Kaffee jung, strauchartig auf einem Hügel von ctwa 
100 Meter Höhe. — Sollte es verschiedene Arten 
geben? Fast lassen die Formen der Blätter darauf 
schließen. Es zu bestimmen, waren weder Blüthen noch 
Früchte zur Hand. Jedenfalls ist es Alles „Colkea 
arabica“, der Liberiakaffee „Collea liberica“ 
kommt im Kamerungebirge trotz der Nähe jenes 
Landes nicht vor, eine Thatsache, über welche man, 
meiner Ansicht nach, nur zufrieden sein kann. Der 
Liberiakassee ist in Monte Cafe auch eingeführt, in- 
dessen hat jetzt in St. Thomc jede Plantage nur 
ein paar Pflanzen, aber Niemand will ihn vermehren, 
für die Guinearegion paßt er nicht, obgleich man aus 
englischen Kolonien viel Lob über ihn hört. 
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Einen weiteren Beweis des außerordentlich guten 
Gedeihens des Kaffees in Victoria liefern die Samen 
von Jamaica-, Marngogipe= und St. Thomékaffec, 
welche vor kaum zwei Jahren, im Februar 1892, 
von St. Thomé weggingen und welche jetzt dort im 
botanischen Garten unter sorgsamer Pflege zu 
Bäumchen herangewachsen sind, welche voll von 
Früchten hängen, es sind keine Ansnahmen, die ganze 
Pflanzung, über 4000 Stämmchen, entwickelt sich 
überraschend gleichmäßig, ob nach der See zu gelegen, 
ob dem Gebirge zugekehrt; ich finde die zweijährigen 
Pflanzen zu schön, zu früh tragend, doch ist dieser 
Uebelstand, welcher die Pflanzen schwächen muß bei 
größeren, nicht auf Gartenbau zielenden Unternehmen, 
nicht wahrnehmbar, denn da müssen 80 000 oder 
100 000 Pflanzen in einer Pflanzzeit (Regenzeit) 
in die Erde gesetzt werden, die man dann nicht 
einzeln überwachen und beschneiden kann, in St. 
Thomé denkt man daran nicht, und in Monte Casé 
wurde es aufgegeben, weil es nichts nütßzte, weshalb 
aber nicht gesagt sein soll, daß es in anderen 
Gegenden auch zu verwerfen wäre. Die Dauer der 
Pflanzzeit muß man kennen, um die Vorarbeiten da- 
nach einrichten zu können, denn wie überall ist oft 
ein verlorener Monat gleichzuachten einem ver- 
lorenen Jahre. 
Kakao pflanzt man ja schon in Bimbia, Kriegs- 
schiffshafen, Victoria und Bibundi, der Ertrag pro 
Pflanze ist nicht ganz so groß wie in St. Thomé, 
aber dies liegt vielleicht mehr an der Art und Weise 
der Pflanzung als am Boden selbst; jedenfalls muß 
man schon überzeugt sein, daß diese Kultur einen 
sehr guten Erfolg giebt, wenn man schneller arbeitet 
als bisher, wenn man im ersten Jahre gleich soviel 
pflanzt, als bisher in mehreren Jahren zusammen 
gepflanzt ist. 
Sehr gut gedeiht in Victoria im botanischen 
Garten der Guayaquil= und der Socconuscokakao, auch 
die anderen fremden Arten, welche von Monte Café 
dahin kamen. 
Bei dem Dorfe Bonyongo in 600 Meter Höhe 
über dem Meere sah ich Kakaopflanzen in vollster 
Blüthe, vom Vieh beschädigt und von Schilf über- 
wuchert, aber doch Beweis, daß er bis auf diese 
Höhe gut gedeiht. 
Einige andere von den in Monte Case versuchten 
Kulturen werden sich auch für Victoria eignen, sicher 
ist jedoch, daß bei den jetzigen, schon seit 1887 be- 
stehenden Preisen für Kaffee und Kakao es gegen- 
wärtig kein lohnenderes Prodult giebt, da wo die 
belreffenden Pflanzen nur irgend gedeihen. 
Den Erfolg des Tabakanbaues in Victoria denke 
ich mir gering, nicht des Bodens wegen, aber Klima und 
Arbeilsverhältnisse sind nicht dazu angelhan. Ani- 
malische Feinde wie beim Tabak hat man im An- 
fang auch bei Kaffee und Kakao zu bekämpfen, aber 
hier sind sie leichter zu vernichten und thun auch 
weniger Schaden.
	        
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