Ertrag der Kaffee= und Kakaokultur.
Angebracht wird es sein, einige Zahlen über den
Erlrag der Kaffee= und Kakaobäume in St. Thome
zu geben, es muß aber bemerkt werden, daß man
sich hier einer mehr extensiven als intensiven Kultur
befleißigt, man arbeitet auf schnellen, weniger auf
dauernden Erfolg, deshalb steht der Ertrag pro
Einheit unter dem anderer Länder.
Es sind in St. Thomé heute ungefähr 280
Quadratkilometer mit Kaffee und Kakao bepflanzt;
nach verschiedenen Jahresmitteln giebt 1 Hektar bloß
450 Kilogramm Produkt, 1 Quadratkilometer also
45 Tonnen. — Auf Monte Casé wird dieses Mittel
überschritten, diese Pflanzung hat im Betriebe 520
Hektar Kaffee und 280 Hektar Kakao, im Ganzen
800 Hektar und erntet im Durchschnitt 700 Tonnen,
400 Tonnen Kaffee und 300 Tonnen Kakao.
1 Hektar giebt daher im Mittel 875 Kilogramm
und 1 Kaffecpflanzung 770 -
1 - Keakaopflanzung 1070
Arbeiter rechnet man auf 1 Hektar 0,7 bis 0,8,
auf 1 Quadrakkilometer also 70 bis 80, diese machen
aber auch die Neupflanzungen mit, jährlich 50 bis
60 Hektar.
Ein Hektar hat durchschnittlich 625 Kaffeesträucher
oder 400 Kakaobäume, man pflanzt also in 4 Mcter
resp. 5 Meter Entfernung; die nöthigen Bananen
und Schattenbäume verringern die oben angegebenen
Zahlen. Zwei Setzlinge, welche man immer in ein
Loch pflanzt, gelten als eine Pflanze. Beim Kakao
macht man das Land möglichst rein und pflanzt
Bananen als Schattenspender, beim Kaffee jedoch
durchforstet man nur den Urwald kaum zur Hälfte
und schlägt nach 2, 3 und 4 Jahren, je nach Wachs-
thum des Kaffees, nach; gewiß ist dies gegen die
Regeln der Gartenbaukunst, hat aber hier nicht zu
übersehende Vortheile, denn:
1. kann man gleich im 1. Jahr sehr viel pflanzen,
2. wachsen die Pflanzen rascher.
Die oben angegebenen Zahlen auf das Victoria-
gebiet angewandt, müssen die dort vorhandenen
600 Quadratkilometer aubaufähigen Landes nach
dem allgemeinen Ergebniß der Insel St. Thomé
27 000 Tonnen Produlte geben, und nach dem Beispiel
von Monte Casé 52500 Tonnen— 105.000 000 Pfund.
Die ökonomischen Verhältisse in Kamerun müssen
als sehr günstig für Plantagenanlagen bezeichnet
werden, es sei erwähnt, daß
1. das Land noch sehr billig ist,
2. falls die bisherigen Bestrebungen, die Ein-
geborenen des Schutzgebietes zu geregelter Arbeit zu
erziehen, weiter von Erfolg begleitet sind, Arbeiter
mit der Zeit leicht und nicht theuer erhältlich sein
werden;
3. in absehbarer Zeit keine Ausfuhrabgaben auf
die kolonialen Produkte erhoben werden;
4. nur geringe Eingangszölle auf den zum
Plantagenbau nöthigen europäischen Erzeugnissen
liegen;
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5. die Verwerthung von Nebenprodukten: Mais,
Bananen, Palmöl, Palmwein, Zuckerrohr, Ingwer u.s. w.,
namentlich in den ersten Jahren, die Ausgaben be-
trächtlich vermindern hilft. —
Stellen oder Plätze anzugeben, welche bei etwaiger
Anlage einer Plantage in erster Reihe zu bevorzugen
seien, ist, bei den noch nicht beendeten Grundbuch-
eintragungen und den Ansprüchen Einzelner, welche
Land zu besitzen angeben, wohl hier nicht am Platze.
Anlagekapital.
Die Anlagekosten einer Pflanzung in einem Land-
komplex von 800 bis 1000 Hektar, von welchen
500 Hektar in intensiven Betrieb genommen werden
sollen, muß man sich wie folgt vorstellen:
I. Einmalige Ausgaben: Mark
1. Landankaof 100 000")
2. Erste Installation. 25 000
3. Werkzeuge, Utensilien, Maulthiere. 10000
4. Samen und Pflanzen. ’ 10000
Summe 145 000
II. Jährliche Ausgaben:
1 Administratror. 129000
1 Schreiber und Magazinverwalter 4 000
5 Aufseher à 1800 Mark . 9 000
1 Zimmermann. . .. 2 400
1 Krankenwärter 1 500
400 Arbeiter à 380 Mark 142 000
Generalunkosten, Arzneien 2c. 15 000
Summe 185 900
Rechnet man nun, daß die Einnahmen bis Ende
des 4. Jahres zu Verbesserungen, Bauten u. s. w.
ausgegeben werden, so betragen die Ausgaben am
Ende dieser Periode 888 600 Mark. — Diese
Schuld mit Zinsen wird nun durch den Werth der
Produlte getilgt bis zum 10. oder 11. Jahre, die
schuldenfreie Pflanzung kann dann 200 Tonnen Kaffee
und 260 Tonnen Kakao produziren, deren Reinertrag
an 200 000 Mark reichen wird.
Besteigung des Kamerungebirges.
Vom 24. Februar bis 10. März hat der stell-
vertretende Gouverneur in Begleitung des Regierungs-
arztes Dr. Plehn und des Konsuls Spengler
aus Sao Thomé eine Besteigung des Kamernn-
gebirges ausgeführt, bei welcher die Dörfer Boana,
Soppo, Buca, Mapanya und Bonjongo besucht und
eine Höhe von 10000 Fuß erreicht wurde. Die
Besteigung des Gipfels wurde durch Erkrankung
mehrerer Träger unter dem Einfluß der niedrigen
Temperakur verhindert.
*) Die Kosten für Landerwerb werden erheblich unter
dem Anschlage bleiben.