später vorbehalten. In der Höhenlage, der auch die
Kilemamission angehört, von rund 1300 bis 1700
Metern werden jebt von den Eingeborenen, alles
Nebensächliche bei Seite gelassen, Bananen, Eleusine-
korn, Mais und Bohnen gezogen. Gerade die Ba-
nanenkultur hat wohl am meisten mit zu der irrigen
Vorstellung beigetragen, daß der Kilimandjaro einst
ein Eldorado für Plantagenwirthschaft abgeben würde,
daß hier Alles, was das Mutterland an Tropen-
früchten konsumirt, nur der Erde überantwortet zu
werden brauchte, um reichen Ertrag zu liesern. Nun
ist aber die Bananc eine Pflanze, deren Gedeihen,
was den Wärmefaktor angeht, ein weiter Spielraum
gewährt ist. Wir wissen, daß sie rund um den
Erdball vorkommt, daß ihre Verbreitung sich bis
35° nördlicher Breite erstreckt und sie ebenso gut am
Meeresstrande wie noch bei 1500 Metern Höhe und
darüber angebaut wird. Jedenfalls also indizirt die
Banane nicht schlechtweg die Möglichkeit von Tropen-
kultur, sie weist nur auf lockeren, humusreichen Boden
und ein bedeutendes Maß andauernder Feuchtigkeit
hin. Ihrer Verwerthung sind zur Zeit enge Grenzen
gesteckt, und solange es nicht gelingt, die Früchte
versandfähig zu machen, dürfte eine Ausdehnung
ihres Areals am Kilimandjaro auch kaum irgend
welchen Nutzen gewähren. Das durch Dörren und
Mahlen gewonnene Mehl ist ein zu geringwerthiges
Produkt, um jemals den weiten Küstentrausport zu
lohnen.
Was wäre nun im Hinblick auf eine einstige
Besiedelung durch Deutsche für die in Besprechung
stehende Höhenlage zu empfehlen? Da haben wir
Folgendes zu erwägen. Es regnet am Berge, so-
weit er jetzt bewohnt ist, fast unausgesetzt von Mitte
oder Ende März bis zum Juli, alltäglich kaun man
sagen, und bis zu 100 Millimeter und darüber
innerhalb 24 Stunden. Die Regen werden seltener
im Laufe des Juli, und es tritt im August eine
Trockenperiode ein, die nur einmal noch, im No-
vember und Dezember, durch die kleine mit heftigen
Stürmen verbundene Regenzeit eine Unterbrechung
erfährt, dann bis wieder in den März hinein weiter
zu herrschen pflegt. Dieser ungleichmäßigen Ver-
theilung der Niederschläge gegenüber bewegt sich
die Temperaturkurve das ganze Jahr über in
Grenzen, die weder nach unten noch nach oben hin
auf das Pflanzenwachsthum störend einwirken. An
den heißesten Tagen der Trockenzeit steigt das Thermo-
meter wohl bis auf 30, in den kältesten Nächten der
Regenzeit sinkt es nie unter 6 C. Die Belichtung
ist während der langen Regenzeit darum eine außer-
ordentlich geringe, weil wir es nicht mit plötlich
herniederstürzenden Gewitterschauern zu thun haben,
sondern mit Landregen, die sich zumeist aus dichtem
Nebel entwickeln. Bei der wilden Vegetation nun
treten die beiden Wetterfaktoren, Feuchtigkeit und
Temperatur, in ihrem Zusammenwirken vor Allem
dadurch in die Erscheinung, daß einjährige Gewäshse,
von gewissen Kosmopoliten abgesehen, so gut wie
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ganz fehlen. Bei den mehrjährigen tritt die bei uns
so ausgesprochene Periodizität in der Entwickelung, in
der Blüthenbildung und dem Laubfall sehr zurück;
wo sie besteht, ist sie zumeist auf den Wechsel von
trocken und feucht, nicht auf den von warm und
kalt zurückzuführen. Ausgeschlossen sind nach diesem
von der Kultur von vornherein alle Gewächse, die
das ganze Jahr über eine gleichmäßig extrem hohe
Temperatur oder einen starken Grad der Belichtung
verlangen, um Beispiele anzuführen also Oelpalme,
Kakao, Tabak, Pfeffer, Zimmet, Muslatnuß, Vanille,
Isonandra einerseits, Coffea arabica, Dattel und
Kokos, Feige, Ananas, Sesam, Erdnuß, Zuckerrohr,
Sorghum, Baumwolle, Indigo andererseits. Kurz
kann man sagen, es fällt Alles weg, was spezifisch
tropisch ist, dazu die subtropischen Lichtpflanzen ersten
und zweiten Grades.
Was bleibt nun? Es würde natürlich an dieser
Stelle viel zu weit führen, wenn ich Alles durch-
gehen wollte, das meiner Meinung nach Aussicht
auf lohnenden Ertrag böte. Nur so viel hierüber.
Wie schon aus dem guten Gedeihen der Kartoffel
und aller europäischen Gemüse und Hülsenfrüchte
hervorgeht, wird man es wagen können, auch unsere
Getreidesorten, ferner Zuckerrüben, Hanf, Flachs,
Hopsen, Rübsamen, Futterkräuter aller Art in Anbau
zu nehmen. Schwierigkeiten dürften sich nur aus
der Wahl der günstigsten Aussaatzeit, sowie aus der
Einrichtung eines Berieselungssystems ergeben, das
über die völlig regenlosen Monate vom Dezember
bis Ende Februar hinweghilft. Soweit es also die
Gewinnung der täglichen Lebensbedürfnisse angeht,
scheint mir die Existenz eines deutschen Ansiedlers
am Kilimandiaro gesichert. Ekwas Anderes ist es,
wenn er mehr, wenn er exportiren will. Fertig vor
findet er nichts dazu, er muß es erst erzeugen.
Thee, vor Allem Paraguaythee, Guizotia abyssinica,
Kampher= und Chinabaum, Quillaja saponaria,
Phyllocladus, Korkeiche, Maulbeerbaum, Musa
textilis u. a. wären da ins Auge zu fassen, sobald
ein von kundiger Hand geleiteter Versuch im Kleinen
auf günstige Erfolge schließen ließe.
Die voraufgehenden Erörterungen bezichen sich
auf die Höhenlage von 1300 bis 1700 Meter, die
Zone, wo allein, vereinzelte Ausnahmen abgerechnet,
bisher Menschen angesiedelt sind. Nach dem aber,
was in allen Büchern sieht, hat man an einem
Berge wie der Kilimandjaro alle Klimate der Erde
vereinigt und man braucht nur höher oder tiefer zu
steigen, je nachdem es einem gelüstet, Aepfel oder
Ananas zu pflücken. Das ist die Theorie, in Wirk-
lichkeit sieht es ganz anders aus. Es ist ja richtig,
wenn man von der Ebene zum Kibo hinaufklettert, so
schwibt man unten und oben friert man. Davon
aber, als ob man dabei etwa eine Wanderung durch-
machte wie von Java über Ceylon, Kleinasien,
Ungarn, Deutschland zum Nordkap, ist gar keine
Rede. Im Klima sind eben noch andere Faktoren
enthalten als bloß die Temperatur. Wie ist dasselbe