2. Bei der nun folgenden Verhandlung, bei
welcher zwei Rathsmänner sowie der Bruder des
Angeschuldigten als Zuhörer zugegen waren, traten
die Betschuanen sowie ein ehemaliger Treiber des
ermordeten Händlers Krebs, welcher in gleicher
Eigenschaft zur Zeit bei der Truppe angestellt ist,
als Zeugen auf. Es wurde dem Huptling mit
Bestimmtheit nachgewiesen, daß er den Mord des
Händlers Krebs, wenn nicht direkt befohlen, so doch
mindestens ausdrücklich gebilligt habe, augenscheinlich,
um sich der Bezahlung seiner Schulden an den
Leßteren zu entziehen, sowie daß er die Betschnanen
an zwei Orten übersallen und sie, nachdem er sie
theilweise durch falsche Vorspiegelung vorher wehrlos
gemacht, einfach niedergeschossen habe.
Das Kriegsgericht verurtheilte den Häuptling für
diese Verbrechen zum Tode.
Andries Lambert bekannte sich schuldig, bat aber
um Begnadigung zu Gefängniß, um seine Sünden
noch bereuen zu können.
Da ich indeß bereits die Erfahrung gemacht
hatte, wie schwer es ist, diese aalglatten und ge-
wandten Eingeborenen bei den hiesigen Geländever-
hältnissen festzuhalten, und daher die Mitführung
eines so wichtigen Gefangenen große Anforderungen
an die Mannschaften hinsichtlich des Wachtdienstes.
auf meinem weiteren Zuge zur Folge gehabt hätte,
und da ich ferner der festen Ueberzeugung war, daß
nach seinem etwaigen Entkommen in dem Höäuptling
Andries Lambert uns im Osten unseres Schuhgebietes
ein zweiter Witbooi erwachsen sein würde, so be-
stätigte ich das Urtheil und ließ dasselbe durch ein
Kommando von 1 Offizier und 8 Mann vollstrecken.
Der Bruder des Häuptlings, der bereiks genannte
Eduard Lambert, hatte mir selbst zugegeben, der
Erstere sei der schlimmste Kapitän gewesen, den sein
Volk hätte haben können, und habe er, Eduard, häufig
vergeblich versucht, ihn von seinen schlechten Wegen
obzuhalten.
Friedensschluß mit dem Stamm der
Khauashottentotten.
Nach dem bei den Hottentotten gültigen Recht
ist der legitime Nachfolger des Andries Lambert der
Sohn von dessen verstorbenem ältesten Bruder Manasse
Lambert, welcher sich bis jetzt zu seiner Erziehung
in Berseba befunden hat und vor Kurzem volljährig
geworden ist. Da ich auf meinem serneren Zuge
genannten Ort berühre, so werde ich denselben selost
von dem Geschehenen in Kenntniß setzen und ihn zur
Rückkehr zu seiner Werft veranlassen. Ich habe dies
in einer mit den Resten des Stammes der Khauas-
hottentotten — die meisten waren nach Gefangen-
nahme des Häuptlings aus überflüssiger Furcht ent-
flohen — abgehaltenen Bersammlung bekannt gegeben
und zugleich den Eduard Lambert ersucht, bis zum
Eintreffen des neuen Häuptlings das Amt des Let-
teren zu übernehmen.
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Dieser sowie die ganze Versammlung stimmte zu
und willigte außerdem in den ihnen vorgelesenen
Vertrag, betreffend Unterwerfung unter die Ober-
hoheit Seiner Majestät des Kaisers. Der stell-
vertretende Häuptling verpflichtete sich ferner, auch
den neuen Häuptling zur Anerkennung des Ver-
trages zu bewegen und mit demselben binnen drei
Monaten zur Ratifizirung in Windhoek zu erscheinen.
Die weggenommenen Pferde gab ich dem Stamm
nicht wieder zurück, sondern kaufte sie ihm ab, da
dies ein erhebliches Moment zur Wehrlosmachung
des Stammes ist. Das Geld sollte der Häuptling
indessen persönlich in Windhoek erheben.
Die Rückgabe von Gewehren und Munition be-
ziehungsweise des entsprechenden Gegenwerthes siellte
ich bei längerem Wohlverhalten in Aussicht. Ferner
mußte der Stamm die bisher leihweise an die Bet-
schnanen überlassenen Plätze Aais und Ami nois an
Seine Majestät den deutschen Kaiser abtreten.
Abkommen mit den Betschuanen.
Den Betschnanen übergab ich im Namen Seiner
Majestät des Kaisers die beiden Plätze Aais und Ami
nois zum Wohnsitz. Ich behielt mir nur in Aais
die Abtretung eines Plaßes zum Bau eines Garni-
sonhauses sowie zur Anlage eines Gartens vor und
außerdem die spätere Abtretung eines Flächenraumes
von mindestens 20 000 preußischen Morgen für Re-
gierungszwecke.
Im Uebrigen habe ich bei meiner Anwesenheit
in Aais die Ueberzeugung gewonnen, daß die Bet-
schuanen mit zu unseren besten Elementen gehören.
Dieselben betreiben nicht bloß Viehzucht, sondern
auch Ackerbau und haben sich schöne Gärten angelegt,
auch zeichnen sich ihre Wohnhäuser vor den sonstigen
Pontoks der Eingeborenen vortheilhaft aus. Von
ihrem Fleiße zeugte ferner die Menge von Vieh und
sonsligem Gut, welches die Hottenkotten an sie zurück-
geben mußten. Dabei sind sie durchaus unkriegerisch
und wollen lediglich die Früchte ihres Fleißes in
Frieden genießen.
Ich beabsichtige, nach meiner Rücklehr die Ab-
sendung einer kleinen Garnison nach Aais zu ver-
anlassen, für den Fall die Hottentotten doch wieder
zu ihren alten räuberischen Neigungen zurückkehren
sollten. Der derzeitige stellvertretende Häuptling der
Letzteren ist von durchaus zuverlässigem Charakter,
aber energielos, und scheint es daher fraglich, ob er
sowie der neue junge Häuptling ihre Stammes-
genossen auf die Dauer im Zaume hallen können.
Erwerbung von Regierungsland.
Während meines Zuges über Aais habe ich von
Halsamas bis zu letzterem Ort vollständig unbe-
wohntes Land gefunden, mit zum Theil vorzüglicher
Weide sowie zwei ausreichenden Wasserstellen.
Dieses Gebiet gehörte nominell den Khanas-
hottentotten und kann diesen, nachdem sie nunmehr
unterworfen sind, abgenommen werden. Den Letzteren
bleibt hinreichend Weideland übrig, wenn sie auf das