Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

gewiesene Arten, zwei Arten waren neu für unser 
Museum, wovon eine Art bisher nur in einem 
Exemplar im Museum zu Philadelphia vorhanden 
war. Ebenso sind die Insekten von großem fau- 
nistischen Interesse; es befinden sich darunter manche 
im Museum noch nicht vertretene bezw. für die 
Wissenschaft neue Arten. 
  
Deutsch-Südwelktafrika. 
Maßnahmen des Majors Leutwein in 
Groß= Mamaqualand. 
Ueber seine weiteren Bewegungen im Namogqua= 
lande spricht sich der stellvertretende Landeshauptmann 
Major Leutwein in einem von Keetmanshoop den 
12. April d. Js. datirten Briefe, wie folgt, aus: 
1. Zug gegen die Franzmannshottentotten 
unter Simon Kooper in Gokhas. 
Auch hier sandte ich während meines Vormarsches 
einen Boten voraus, um dem Häuptling meine An- 
kunft anzuzeigen sowie meine Absicht, mit ihm unter 
allen Umständen einen Vertrag, die Annahme der 
deutschen Schutzherrschaft betreffend, abzuschließen. 
Der Bote (Unteroffizier Bohr) fand die Werft in 
großer Aufregung. Es waren daselbst durch Flücht- 
linge über unsere Thätigkeit bei den Khauashotten- 
tokten die abenteuerlichsten Gerüchte verbreitet worden, 
denen gegenüber die Bemühungen des Unteroffiziers 
Bohr sowie die Beruhigungsversuche des Missionars 
Rust fruchtlos blieben. Ich hatte mich mittlerweile 
in starken Märschen der Werft genähert, so daß nach 
Rückkehr meines Boten noch ein einziger Nachtmarsch 
mich bis auf etwa fünf Kilometer an dieselbe heran- 
brachte. Ich that dies, um bei einem etwaigen 
kriegerischen Zusammenstoße den Vortheil der Ueber- 
raschung für mich zu haben. Den anderen Morgen 
ließ ich die Wagen mit den Fußmannschaften den 
nach Gokhas führenden Thalweg verfolgen, während 
ich selbst mit den berittenen Mannschaften und dem 
Geschütz den Thalrand gewann und von dort gegen 
die Werft vorging. In der Nähe der Letteren an- 
gelommen, ritt ich persönlich, um meine Absicht zur 
friedlichen Erledigung der Sache, sofern eine solche 
überhaupt im Bereiche der Möglichkeit läge, offen- 
kundig darzuthun, mit wenigen Begleitern der Truppe 
voraus. Ich fand die männliche Bevölkerung des 
Stammes gefechtsbereit in den Schanzen liegen, die 
sie während der Nacht aufgeworfen hatten. Die 
Leßteren waren übrigens zum größten Theil so an- 
gelegt, daß sic lediglich die Thalsohle beherrschten. 
Die Hottentotten hakten unseren Vormarsch in der 
Letzteren richtig erkundet, und mit der Möglichkeit, 
daß wir sie verlassen würden, augenscheinlich nicht 
gerechnet. Bei meinem Heranreiten zog sich ein Trupp 
bewaffneter Hottentotten aus der nächstgelegenen 
Schanze zurück, und zwar ohne jeden Versuch zur 
Gegenwehr. 
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Nachdem ich dem mit der Truppe nachfolgenden 
Lieutenant v. Ziethen den Befehl, den somit frei 
gewordenen Thalrand zu besetzen, hinterlassen hatte, 
ritt ich mit meinen Begleitern in die Werft hinunter, 
begrüßte den vor seiner Thüre stehenden Missionar 
und wandte mich sodann zu dem mit seinen Naths- 
mitglicdern auf einer kleinen Anhöhe mitten in der 
Werft haltenden Kapitän. Der Letßtere glaubte bei 
meiner Annäherung ein Gewehr zur Hand nehmen 
zu müssen und schien sehr erstaunt, als ich harmlos 
auf ihn zuritt und ihm die Hand bot. Ich ließ 
ihm auseinandersetzen, daß ich zunächst hoffte, meine 
Absichten friedlich mit ihm zu erreichen und nicht 
schießen würde, sofern er nicht den ersten Schuß 
geben ließe, was eine entsprechende Gegenerklärung 
zur Folge hatte. Nachdem mittlerweile auch der 
Premierlieutenant v. Frangois mit den Fußmann= 
schaften und Wagen eingetroffen war, schlug ich mein 
Lager an einer die Werft beherrschenden Stelle des 
Thalrandes auf, einige Hundert Schritte von noch 
besetzten Schanzen entfernt. Die nunmehr erfolgenden 
Verhandlungen mit dem Kapitän, betreffs der Aner- 
kennung der deutschen Schupherrschaft, dauerten volle 
drei Tage. Derselbe erfand die merkwürdigsten Aus- 
flüchte, so z. B., er müsse sich auch noch vorher mit 
den entflohenen Frauen und Kindern berathen. Die 
Sache schien ihm augenscheinlich recht unbequem. 
Erst als ich ihn vor ein Ultimatum stellte und die 
Truppe in Gefechtsbereitschaft rücken ließ, bequemten 
sich Kapitän und Stammesälteste zur Unterzeichnung. 
Viel zu diesem friedlichen Ausgang hatten die 
Bemühungen des leider inzwischen plötzlich verstor- 
benen Missionars Rust beigetragen, desselben, welcher 
früher bei Hendrik Witbooi in Gibeon stationirt ge- 
wesen war. Mit diesem Vertragsabschluß war, ab- 
gesehen von den Witboois, der letzte Stamm des 
Namagqualandes der deutschen Schutzherrschaft unter- 
worfen, und glaube ich mit Beslimmtheit annehmen 
zu dürfen, daß der Kapitän Simon Kooper den 
Vertrag redlich halten werde, gerade weil er sich so 
lange gesträubt, denselben einzugehen. Auch die 
Stammesangehörigen waren im Lausc unserer An- 
wesenheit zutraulich geworden und verlehrten gern 
und viel in unserem Lager, dessen Betreten ohne 
Waffen ich von Anfang an gestattet hatte. 
2. Besitzergreifung von Gibeon. 
Von Gokhas wandte ich mich gegen diesen Ort, 
welchen ich nach fünftägigem Marsche erreichte und 
mit einem Hoch auf Se. Majestät für das Deutsche 
Reich in Besitz nahm. Die wenigen Bewohner, die 
noch dort vorhanden gewesen waren, hatten sich be- 
reits bei Annäherung des Majors v. Frangois 
geflüchtet. Auch in dem übrigen Gebiete von Gibeon 
habe ich während meines Marsches nicht einen ein- 
zigen Menschen gefunden. Das Land ist, namentlich 
am Fischflusse, der damals etwa in der Stärke der 
Lahn bei Gießen Wasser führte, recht hübsch und 
dürfte dereinst als Regierungsland ein werthvolles
	        
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