truppen der britischen Marine mit Unterstützung von
300 Mann des zu Freetown in Garnison liegenden
1. Westindischen Regiments gegen den Heäuptling
Foda Silah von Gambia unternommen, zwar be-
trächtliche Verluste der englischen Marinetruppen zur
Folge gehabt, schließlich aber zum Siege der englischen
Waffen geführt. Die befestigten Dörfer des genannten
Häuptlings sind zerstört, er selbst ist gefangen.
Oberst Cardew, zur Zeit Chef der Verwaltung
der Kolonie Sierra Leone, hat kürzlich in Begleitung
von 100 Mann der Grenzpolizei eine auf mehrere
Wochen berechnete Expedition an die Ostgrenze der
Kolonie, besonders nach Falaba und Warina, unter-
nommen, um dort die Ursachen der letzten Grenz-
unruhen mit den Sofas zu untersuchen und Frieden
und Ordnung wieder herzustellen.
Des weiteren hat Anfang vorigen Monats ein
französisches Kanonenboot 150 weiße Soldaten in der
Gegend zwischen Konakry und Sierra Leone gelandet;
diese Truppen sollen in der Nähe der englischen
Grenze bereits mehrere Gefechte mit den Eingeborenen
gehabt haben; man befürchtet infolge dessen eine er-
hebliche Störung des Sierra Leoner Handels, da die
hauptsächlichsten nach dort führenden Handelswege
durch die französische Aktion abgeschnitten werden.
Im Ganzen soll sich die Sachlage der fortwäh-
renden englisch-französischen Grenzreibereien halber
immer mehr zuspitzen. Man sieht weiteren Gefechten
und Zusammenstößen entgegen.
Ueber indische Kutzpflanzen
gehen uns folgende interessante Angaben aus Bom-
bay zu:
1. Indigo.
Die Gruppe der Indigogewächse (Indigolera)
ist in Indien und Afrika einheimisch. Indigolera-
tinctoria ist die am häufigsten kultivirte Spezies.
Zuerst von portugiesischen Seefahrern im Mittelalter
nach Europa gebracht, entwickelte sich die Indigo-
färberei besonders in Holland, während in anderen
europäischen Staaten (auch in Deutschland) der Imporl
von Indigo direlt verboten wurde, um die einhei-
mischen Blaufärber, welche die Färberwaupflanze
Isatis tinctoria in ausgedehnter Weise anbanken,
zu schützen. Trotdem führte sich die Indigofärberei
bald überall ein; die Indigopflanze wurde besonders
auf den westindischen Inseln mit so großem Ersolge
angebaut, daß Indien völlig seinen bis dahin behaup-
teten dominirenden Plah im Welthandel als Prodn-
zent dieses Farbstoffes verlor. Ausschließlich den
energischen und rastlosen Bestrebungen der ostindischen
Kompagnie ist es zu danlen, daß die Indigoindustrie
nicht völlig versandete, sondern zu neuer ungeahnter
Blüthe gedieh. Die Indigopflanze wurde nicht wie
früher im wesllichen Indien, sondern jet in Bengalen
kultivaert und zwar mit so großem Erfolge, daß
Indien bald wieder in seine alten Rechte trat und
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Amerika so völlig aus dem Markte verdrängte, daß
es heutzutage denselben mit dieser Droge wieder
beherrscht.
Viel zu schaffen machte der Regierung das so-
genannte „Zamindar“-System, welches große Un-
ruhen in den sechziger Jahren des Jahrhunderts
hervorgerufen hat, die nur schwer unterdrückt werden
konnten. Dieses Zamindarsystem, nach welchem noch
heutzutage in Bengalen und einigen anderen Provin-
zen der Indigobau betrieben wird, besteht kurz gesagt
darin, daß das Land von der Regierung in größere
Parzellen getheilt, meistbietend an „Zamindars“ ver-
geben wird, welche nun ihrerseits dasselbe in kleineren
Grundstücken an „Rayats“ (Bauerh) verpachten.
Letztere übernehmen damit die Verpflichtung, einen
Theil des Pachtlandes mit Indigo zu bebauen, den
sie gegen eine kontraktlich festgesetzte Summe an die
Fabrik des „Zamindars“ abzuliefern haben. Der
bemitteltere Rayat kann wieder an ärmere Rayats
vermiethen. Die Mängel dieses Systems liegen darin,
daß der Zamindar seine Pächter durch Vorschüsse
u. s. w. möglichst in die Hand zu bekommen sucht,
ein Verhältniß, das vielfach in eine Art Sklaverei
ausartete, dadurch zu den Unruhen Anlaß gab und
viele Nayats veranlaßte, in andere Landestheile aus-
zuwandern, wo sie Land von der Regierung direkt
pachten konnten. So ist der Indigobau vor Allem
in Madras emporgeblüht.
Gegenwärtig befinden sich etwa 500 000 Acres
Land unter Indigokultur, wobei Bengalen nicht mit-
gerechnet ist, das mindestens das gleiche Areal bebaut,
so daß sich für Indien das Gesammtareal auf
1 000 000 Acres Landes stellt. Diese Schäßung
datirt aus dem Jahre 1890.
Was die Kultur der Pflanze anbelangt, so wird
dieselbe nach dem Klima in den einzelnen Provinzen
zu sehr verschiedenen Zeiten gesät und geerntet. In
Madras sind Doppelernten nichts Seltenes; oft sät
man Indigo mit Getreidearten und Oelsaaten zu-
sammen. Das Land wird vorher gut gepflügt, ge-
düngt und von Unkrant sorgfältig befreit. Außer
einigen Raupenarten, die nur, wenn sie in großer
Menge auftreten, Schaden anrichten, hat die Indigo-
pflanze nicht viele Feinde, zeigt sich aber gegen hef-
tige Luftströmungen sehr empfindlich.
Der Indigofarbstoff findet sich bekanntlich nicht
fertig gebildet in der Pflanze, sondern muß aus dieser
auf Grund eines chemischen Prozesses abgeschieden
werden. Diesen Zweck erfüllt die Indigofabrik. Von
letzteren befinden sich 2760 größere und 6032 kleinere
in Indien. Erstere sind vorzugsweise in Bengalen
und zwar im Besitze von Zamindars, letztere in
Madras im Betriebe. Sie werden gewöhnlich an
mehrere Indigofarmer zusammen zum Zwecke der
Verarbeitung ihrer Kulturen für einige Tage oder
Wochen vermiethet. In Madras wird die Indigo-
staude vielfach getrocknet verarbeitet, wobei ein Indigo#
von ekwas geringerer Qualität erhalten wird, als
wenn die frische Pflanze zur Darstellung des geschähten