Marlshall-Inseln.
Jabresbericht der Jaluit-Gesellschaft für 189gs.
Nach dem Jahresberichte der Jaluit-Gesellschaft
für 18937) hat sich der Umsatz langsam weiter-
entwickelt, wenn auch eine seit Mitte 1893 in den
Gilbert-Inseln herrschende Dürre die Konsumtions-=
fähigkeit dieser Inseln wesentlich verringert hat.
Das Schiffsmaterial befindet sich in gutem Zu-
stande, so daß keine besonderen Reparaturen erfor-
derlich waren. Von irgend welchen Seennfällen ist
die Gesellschaft verschont geblieben, doch haben außer-
gewöhnlich lange Reisen gecharterter Schiffe wieder
bedauerliche Störungen im Gefolge gehabt.
Die für die Südseeprodukte eingetreiene Besserung
der Preise war nur von kurzer Dauer und bei den
bedeutenden Zufuhren aus Ländern mit Silber-
währung ist ein Steigen der Preise kaum zu erwarten.
Die Bearbeitung der Plantagen wird in seit-
heriger Weise betrieben und läßt bereits in abseh-
barer Zeit Erträge erwarten.
Die Uebernahme der Faktoreien und Vorräthe,
welche die Gesellschaft von der amerikanischen Firma
erwarb, ist vollständig beendigt und hat das erwar-
tete Resultat ergeben.
Es wird eine Dividende von 5 Prozent an die
Aktionäre zu vertheilen beantragt.
An Stelle des aus dem Vorstand ausgeschiedenen
Herrn Gerdzen ist Herr C. Scharf in denselben
eingetreten.
Für das statutenmäßig ausscheidende Mitglied
des Aufsichtsrathes Herrn H. Nobertson hat eine
Nemwvahl staltzufinden.
RAus dem Berreiche der Wissionen und
der Antisklaverei-Bewegung.
Nach einer Veröffentlichung des Afrikavereins
deutscher Katholiken befanden sich Ende 1893 auf
den sieben Stationen der Bäter vom heiligen Geist
im deutsch-ostafrikanischen Schutgebiete 28 Missionare
und 11 Schwestern in Thätigkeit. Ihrer Obhnt
und Erziehung waren 590 Negerkinder beiderlei
Geschlechts anvertraut.
In den Missionshäusern St. Joseph und St.
Maria der St. Benediktus -Missionsgenossenschaft
in Dar-es-Saläm befanden sich 10 Missionare,
8 Schwestern und in ihrer Pflege 90 Negerkinder
beiderlei Geschlechts.
Ihre Majestät die Kaiserin hat nach „Unter dem
rothen Kreuz“ Allergnädigst geruht, die heimgekehrle
Schwester Anna Margarethe Leue zu einer Audienz
zu besehlen. Die Vereinsvorsitzende Gräfin v. Monts
durfte die Schwester am Dienstag den 19. Juni der
*) Vergl. D. Kol. Bl. 1893, S. 274
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zur Einweihung der Heilandskirche von Potsdam
herübergekommenen Allerhöchsten Frau vorstellen.
Der Vorstandsdame (Schriftführerin) Fräulein Klara
Müseler wurde dieselbe Ehre zu Theil. Ihre
Majestät sprach in gnädigen, huldvollen Worten der
Schwester ihre Allerhöchste Anerkennung über die in
Kamerun geleistelen Dientte aus.
Mit Bezug auf dos Urtheil des Kaiserlichen
Gouverneurs Freiherrn v. Schele über die Wahl
des Platzes der Missionsstation Wangemannshöh
am Nyassas) bemerkt der vorliegende 70. Jahres-
bericht der Berliner Missionsgesellschaft, „daß die
Dörfer der Häuptlmge Mualatungira, Muaisände,
Kajala und Muaihojo auf demselben Flußufer liegen
wie die Station, und daß von ihr aus ein großer
Theil des Livingstone-Gebirges leicht zugänglich ist.
Das Hinderniß, welches die Gebirgsflüsse dem Ver-
kehr bieten, wird durch Errichtung von Stegen für
Fußgänger verhältnißmäßig leicht zu überwinden
sein. Im Gebirge ostwärts von Wangemannshöh
wohnen zahlreiche Bakinga. Hier ist das Feld,
wohin unsere Mission sich vom Kondelande zunächst
ausdehnen muß.“
Dem Jahresbericht 893/94 des Frauenvereins für
Krankenpflege in den Rolonien
entnehmen wir Folgendes:
Von den aus der Wahl 1893 hervorgegangenen
12 Damen und 8 Herren ist Niemand ausgeschieden.
Gräfin Martha Pfeil hat zwar ihren Wohnsih nach
Dessau verlegt, ist aber nach wie vor ein thätiges
Mitglied des Vorstandes geblieben. Durch Zuwahl
nach § 11 der Satungen ist der Wirkliche Legations-
rath r. Koenig in den Vorstand neu eingetreten.
Es sind im Laufe des Jahres elf Vorstands-
fihungen abgehalten worden.
Der Verein besteht gegenwärtig aus 1429 Mit-
gliedern, was eine Zunahme von 135 gegen das
Vorjahr erkennen läßt.
In Düsseldorf hat sich im Laufe des Jahres
eine neue Abtheilung von 31 Mitgliedern unter Vor-
sitz von Fräulein Moehlau, in Dessau eine solche
von 12 Mitgliedern gebildet, so daß die Bahl der
Abtheilungen jezt 15 beträgt.
An die Spitze der Abtheilung Sansibar und
Kolonien ist jetzt Frau v. Schele, Excellenz, getreten.
Bei der Verwendung der Schwestern haben im
verflossenen Jahre zahlreiche Veränderungen statt-
gesunden. Von besonderem Einfluß ist es gewesen,
daß der Kontralt mit dem Klementinenhause in
Hannover zu unserem Bedauern gelöst worden ist.
Das Kuratorium dieser Anstalt glaubt, nachdem ein
Kriegszustand in Ostafrika nicht mehr besteht, seine
Pflegekräfte dem engeren Vaterlande nicht ferner
entziehen zu dürfen und aus Sorge für den Ge-
sundheitszustand der ausgesendeten Schweslern, der
)) Vergl. D. Kol. Vl. 1894, S. 227.