Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Wir führen dagegen Krieg gegen Dich persönlich, 
solange Du Dich für den Oberherrn des Nama— 
landes hältst und glaubst das Recht zu haben, andere 
Kapitäne nach Belieben abzuschießen. Das hast Du 
früher so thun können, das soll aber jetzt nach dem 
Willen Seiner Majestät aufhören. 
Wenn Dir nun etwas noch nicht klar sein sollte, 
so halte ich es für das Beste, wir treffen uns zur 
mündlichen Unterredung mitten zwischen unseren 
Lagern; aber es muß bald geschehen, da ich wenig 
Zeit habe. 
Ich bin mit freundlichem Gruß 
der Kaiserlich Deuische Landeshauptmann 
J. V. 
gez. Leuovein, Major. 
Naanuklof, den 7. Mai 1894. 
Mein lieber Kaiserlich Deutscher Herr, 
Stellvertreter v. Frangois, Major! 
Ich habe Ihren Brief empfangen und verstanden, 
sielle jedoch nochmals dieselbe Bitte an Ener Hoch- 
edeln. Die zwei Tage, die Euer Hochedeln mir ge- 
geben, sind mir noch nicht genug, denn die Sache, 
die Euer Hochedeln mich fragen, ist keine leichte und 
auch keine gewöhnliche Sache. Sie lastet schwer auf 
des Menschen Gemüth und ist schwer für einen 
Menschen, der ein unabhängiges, freies Leben ge- 
wöhnt ist. 
Darum bitte ich Sie, lieber Herr, Sich doch 
erst in Frieden zurück zu ziehen, auf daß ich mehr 
Zeit habe, mir die Sache ernstlich und reiflich zu 
überlegen, ich meine nicht allein um sie abzuschlagen. 
— Lassen Sie mir doch meine eigene freie Wahl in 
einem längeren Zeitraum, daß ich über die Sache 
nachdenken kann in Tiessinnigkeit, ob ich sie annehmen 
soll oder nicht. Solange Euer Edeln mit Ihrer 
Kriegsmacht vor mir slehen, kann ich keinen Entschluß 
fassen, zu dem ich die Zustimmung aller meiner 
Männer haben muß, damit es nicht den Anschein 
hat, daß die Sache durch das Hiersein Eurer 
Kriegsmacht übereilt und ich dieselben angenommen 
hätte, ohne daß ich von Herzen geneigt und willig 
wäre. Darum bitte ich Sie, lieber hochedler Herr, 
doch vorläufig von mir zurück zu gehen in Frieden. 
Ich hosfe, daß Euer Edeln mich diesmal gut ver- 
stehen werden. 
Hiermit will ich schließen und grüße Sie freundlichst 
Ich bin Ihr Freund und Kapitän 
gez. Hendrik Witbooi. 
Lager vor der Naauklof, den 7. Mai 1894. 
An den Kapitän Hendrik Witbooi 
Naauklof. 
Mein lieber Kapitän! 
Ein ordentlicher Krieg ist besser als ein fauler 
Friede. Und wenn ich von diesem Platze ginge, 
lediglich mit Deiner Friedensversicherung und nicht 
zugleich mit Deiner Unterwerfung unter den Willen 
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Seiner Moajestät des Deutschen Kaisers, so würde 
dies ein fauler Friede sein. Obwohl ich noch nicht 
lange im Lande bin, so weiß ich doch, daß Du seit 
1884, mithin seit zehn Jahren, nur von Raub und 
Blutvergießen lebst, obwohl Du dazwischen oft 
Frieden geschlossen hast. Und darum werde ich nicht 
von Dir weichen, bis Du dich entweder unterworfen 
hast oder vernichtet bist, und sollte dies Monate und 
Jahre dauern. Wenn es Dir persönlich jedoch so 
sehr schwer wird, Du aber Deinem Volke doch den 
Frieden verschaffen willst, so bringe das Opfer der 
Selbstüberwindung, setze einen Deiner Söhne in 
Deine Rechte ein, und dieser mag dann den Vertrag 
abschließen. Dir selbst werde ich in diesem Falle 
das Leben verbürgen, auch das Recht des Aufenthalts 
außerhalb des deutschen Schußgebietes. Ich wieder- 
holc: „Friede ohne ausdrückliche Unterwerfung unter 
die deutsche Schußherrschaft“ giebt's für Dich und 
Dein Volk nicht mehr. Das ist mein letztes Wort 
in dieser Sache. 
Mit freundlichem Gruße 
der Koaiserlich - Landeshauptmann 
J. V 
gez. dentwein, Major. 
Naanklof, den 24. Mai 1894. 
Mein lieber hochgeachteter Herr Major Leutwein, 
Kaiserlich Deutscher Gesandter! 
Ihren lsetzten Brief habe ich empfangen und 
daraus ersehen, daß Euer Edeln mich nun gut ver- 
standen haben und daß wir so weit einig geworden 
sind. Ich danke dem Herrn von Herzen, daß er in 
dieser großen und schweren Sache selbst als Mittler 
zwischen uns gestanden und bewirkt, daß das Blut- 
vergießen, welches wir im Sinne hatten, nicht ferner 
geschieht, sondern wir in Frieden auseinandergehen. 
Auch ferner möge der Herr uns helfen, daß doch 
kein Blutvergießen mehr zwischen uns ist. 
Ferner geben mir Euer Hochedlen noch zwei 
Monate Bedenkzeit über den Schupvertrag, und soll 
ich während dieser Zeit keine Feindseligkeiten gegen 
unter deutschem Schuh stehende Menschen unternehmen. 
Die Kriege, die ich geführt, sind keine Kriege, die 
ich zuerst begonnen habe, denn die rothen, schwarzen 
und selbst Ihr weißen Menschen haben mich zuerst 
geschossen, und mein Pulver hat nie gegen Menschen 
zuerst gebrannt, auch habe ich Niemanden beleidigt 
oder sonst Schaden gethan von all den Menschen, 
warum sie mich mit Wort und That hätten schießen 
können. Ohne Ursache oder Schuld meinerseits 
haben sie mich Alle geschossen. Da wir nun Frieden 
gemacht haben, versichere ich Euer Hochedeln, so als 
Sie auch in Ihrem Briefe sagen, daß Sie glauben, 
ich würde mein Wort halten, daß ich nicht der Erste 
sein werde, welcher den Frieden bricht, und ich 
werde keinen Menschen zuerst schießen oder sein Vieh 
nehmen. Euer Edeln kennen mich noch nicht, aber 
Sie sagen, daß Sie versichert seien, daß ich mein
	        
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