dem ich ein paar Tage zu verweilen für erforderlich
hielt, wollte ich dann auf der Klingschen Route nach
Dutukpenne marschiren, dann noch einmal nach Dam-
babi gehen und von dort in das östliche Tribu auf-
brechen, von wo aus ich durch Kebu heimkehren wollte.
War ich im Februar über Temerumu marschirt,
so versuchte ich diesmal Beroniasi über Peren zu
erreichen. Der Weg war sehr schlecht. Bald hinter
dem Weiler Enhegeta kamen wir, immer auf halber
Höhe des Westabhanges von „Kette 1“ marschirend,
in dichten Wald. Fortwährend ging es äußerst be-
schwerlich bergauf und bergab, riesige Baumstämme
lagen über dem Weg, Schlinggewächse und dichtes
Geäst ließen die Haumesser nur selten in die Scheide
kommen. Plötzlich hörte der Weg auf. Wir mußten
eine Strecke zurück, wo wir endlich im dichten Busch-
werk den richtigen Weg entdeckten. Dieser Marsch
durch den Wald gab mir Gelegenheit, den großen
Reichthum Tribus an Kautschuklianen feststellen zu
können. Nach starkem Anstieg kamen wir dann auf
die kahlen, hier noch sich unregelmäßig gruppirenden
Kuppen von „Kette 1“, von wo aus wir dann durch
das 1½ Kilometer breite Thal auf „Kette 2“ kamen.
Nur selten wird dieser Gebirgspfad begangen. Nichts
regte sich um uns, kein Wild, kein Vogel ringsum.
Nechts sahen wir durch eine Lücke der Nebenkette das
breite Längsthal, in dem wir weiter südwärts den
Tribnort Beroniasi wußten. Hinter uns reichte der
Blick ungehindert weit ins Land. Ich sah den Gibia
und den durch die in letzterer Zeit vorgenommene
Ausrodung des Glacis weithin erkennbaren Stations=
berg Atado, d. h. Schlachtseld. Nachmittags ge-
wahrten wir links am Hang von „Kette 1“ den
Gebirgspfad, der uns im Februar nach Beroniasi
geführt hatte. Gegen 3 Uhr bezogen wir im Ge-
birge Biwak, nachdem wir uns mit jenem Pfade
vereinigt hatten. Hier machte ich die Entdeckung,
daß zwei meiner Leute, die zurückgeblieben waren,
wohl den Weg verfehlt haben mußten, deun sie trafen
bis Abend nicht ein. Ich will hierbei gleich er-
wähnen, daß diese Leute am dritten Tage wieder auf
der Station eingetrossen und mir dann nach Kete
nachgeschickt worden sind. Dort gelangte ich also erst
wieder in den Besitz meiner beiden wichtigsten Lasten,
von denen die eine meinc gesammte Wäsche und darin
verpackt meinen Theodoliten enthielt.
Am folgenden Morgen trabte ich meinen Leuten
auf dem nun schon bekannten Wege vor. Dichter
weißer Nebel füllte das Längsthal zu meiner Rechten
aus, das dadurch täuschend einem breiten Riesenstrom
glich, aus dem hin und wieder inselartig ein Hügel
hervorsah. Selten wurde die Stille der Einsamkeit
durch den Schrei des Adlers oder das Gepfeise der
stets paarweise fliegenden Hornraben unterbrochen.
Gegen 9 ½⅛ Uhr schon traf ich in Beroniasi ein, etwa
eine Stunde später kamen meine Leute.
Das nur spärlich bevölkerte Tribuland hat seit
Jahrzehnten unter der Verfolgung mächtiger Nachbarn
zu leiden. Zuerst war es den Ashantis unterworsen,
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wurde dann von diesen zum Kriege gegen Buem
gezwungen und hat nun des Letteren RNache fort-
gesetzt zu fühlen. Fast alle südlicheren Tribudörfer
haben früher auf einer anderen Stelle gestanden und
sind dann von Buem zerstört worden. Dado ist
erst in jüngster Zeit verlassen; seine Bewohner haben
sich nach Kratji geflüchtet, und Dambabi ist auf
seiner jetzigen Stelle erst vor Jahresfrist gegründet
worden. So liegen alle Dörfer weit getrennt von-
einander, und die Landschaft bedeckt einen großen
Raum, der aber nur äußerst spärlich bevölkert ist.
In Tribu werden drei Sprachen gesprochen: Tribu,
Ashanti und Ahamaufu. Diese Sprachen vertheilen
sich, wie folgt:
Tribu-Sprache Ashanti-Sprache Ahamausu-Sprache
K.
Beroniasi, Dodo, unda,
Pushepu, Adumadu. Pampawiä,
Atshim, apa,
Bantibo, Ahamausu.
Yanga,
Tribu,
Tanglagu,
Dambabi.
Ich erfuhr in Beroniasi, daß durch die Verlegung
des Dörfchens Dambabi der Weg von Beroniasi
dorthin nicht mehr gangbar sei; ich müsse daher am
solgenden Tage nach Atshim marschiren und von dort
mich südwestlich wenden. Einen Weg von Dambabi
oder einem seiner Nachbardörfer nach Süden, etwa
nach Tuntum, gäbe es nicht, ebenso wenig von Tuntum
aus einen Weg nach Osten nach Okaü, weil letterer
Ort nicht mehr vorhanden, sondern schon vor Jahren
von Buäm zerstört sei. Von Beroniasi kann man
in zwei Tagen nach Palave in Kebn gelangen; nach
etwa vier Stunden erreicht man den Kalabo.
So marschirten wir denn am nächsten Tage über
Pushepn (oder Pusepu) nach Ashim (oder Atsim).
Hier zeigte sich wiederum die Schwierigkeit, einen
Führer zu bekommen. Dambabi sei gar nicht mehr,
sagte man mir, also auch kein Weg dorthin vorhan-
den, und gleich darauf sich widersprechend, man müsse
über Dutukpenne nach Dambabi marschiren. Ich war
leider ganz auf meinen Dolmetscher angewiesen, den
einzigen meiner Leute, der Ashanti sprach und der
nun bei der Furcht, ich könne ins Blaue hinein-
marschiren, mir die Worte der Atshimleute möglichst
schrecklich wiederzugeben sich bemühte. Ich bestand
jedoch darauf, am anderen Tage nach Dambabi zu
marschiren.
Am solgenden Morgen meldete sich zunächst mein
Dolmetscher krank. Er schilderte seinen Zustand als
so schmerzhaft und traurig, daß ich ihn zurücklassen
mußte. Darauf kam ein Mann zu mir, dem wohl
gestern der schöne gelbe Kaktun in die Augen ge-
stochen haben mochte, und erbot sich, die Führerschaft
für heute zu übernehmen und uns dann den morgigen
Weg so genan zu beschreiben, daß wir morgen Dam-
babi erreichen könnten. Der Weg führte anfangs
durch sehr stark gehügeltes Gelände, so daß wir