und dann erst an das rechte User kommen, um den
richtigen Weg im Galeriewald zu finden.
Atafi zählt etwa 50 meist runde Hütten, die
durch die rothe Farbe des verwendeten Lehms sehr
an die Hütten Tsiaris erinnern. Mir wurde eine
viereckige nach Ashantiart mit Giebeldach versehene,
schön bemalte Hütte angewiesen. Auf einigen Hütten
war die Dachspitze mit einem Wildgans= oder Reiherei
geschmückt, wie die Häuptlinge im Norden Straußen-
eier dazu verwenden. Atafi ist mit Tuntum durch
einen über Karlkayo führenden Weg verbunden.
Für den nächsten Tag stand uns ein langer
Marsch bevor. Die Gegend zeigte einige Erhebungen,
einzelne hohe Hügel, oft mit Kieselsteinen besät, und
längere Höhenzüge. Wir kamen durch mehrere Dörfer
und sahen andere unweit unseres Weges liegen. Das
Land Kratji ist dicht bevölkert, doch sah ich nicht
gerade viel angebautes Land, meist Buschsavanne
oder auch weite Graswiesen, die an die norddeutsche
Tiefebene erinnerten. In vielen Dörfern fand ich
große Fetischhallen mit den aus Lehm hergestellten,
mit Kauris geschmückten Opferaltären. Hinter dem
Dorfe Dadiasi hat man für einige Angenblicke den
Volta vor Augen, ein fernes mächtiges Silberband,
das wohlthuend von all dem Buschwerk sich abhebt.
Von dem letzten Dorfe vor Kete, Mafru, sandte ich
einen eingeborenen Boten voraus, der meine Ankunft
in Kete melden sollte. Gegen 5 Uhr kam uns der
Zug der Haussas entgegen. Sofo, der erste Häupt-
ling, Abudu Beda, der zweite Häuptling, und wohl
noch ein Dutzend anderer Berittener auf zum Theil
riesigen Pferden. Dazu eine große Menge von spcer-
und schwerttragenden Bewaffneten und ein langer
Zug Neugieriger. Ich wurde aufs Herzlichste be-
grüßt und in die Stadt geleitet, wo auf den Straßen
in langer Reihe die Bewohner sich aufgestellt hatten
und mir ihr „Sanun“ zuriesen. Ich wurde darauf
in Sofos Gehöft einquarliert.
Kete ist eine Stadt von etwa 2000 Hütten. Die
Strasßen sind fast durchweg mehrere Meter breit
und gerade. Jedes Stadtviertel ist durch einen
Strohmattenzaun abgeschlossen, so daß der auf den
Straßen Gehende rechts und links von sich diese
Matten hat. Die Straßen führen meist von Norden
nach Süden oder von Osten nach Westen, letzterc zum
Volta, und sind stets von Männern und Weibern,
Reilern und Eseltreibern belebt. Krüppel oder Blinde
hocken an den Seiten-und warten, bis ihnen Mit-
leidige einige Kauris in die vor ihnen siehende Kale-
basse werfen. Unzählige Geier, die den Vorüber-
gehenden kaum Plah machen, treiben sich auf den
Straßen und Dächern umher, besonders aber auf
den Märkten. Die Marktplätze liegen etwas westlich
der Houptstraße im Süden der Stadt. In Kete ist
täglich von morgens 6 bis abends 6 Uhr Markt.
Die Marktweiber sitzen dicht über den ganzen Platz
verbreitet, ihre Waaren vor sich. Man kann hier
Alles kaufen, was man haben will, und für meinen
Tisch war jederzeit gesorgt. Man findet hier Dams
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und Bananen und Ananas, süße Kartoffeln, fünf
verschiedene Sorten Bohnen, Zwiebeln, Pfeffer, aller-
hand einheimische Gemüse, getrocknetes Suppenkraut,
fertige Speisen, Honigbier, Obst, Fische, Melonen,
Mais, Hirse, Guincakorn, kurz Alles, was des Negers
Mahlzeit bilden kann. Auch Palmöl und Palmkerne
sehlen natürlich nicht. Dazu haben die Weiber ge-
wöhnlich noch zahlreiche Bündel kleiner hellrother
Wiesenblumen, mit denen die Mädchen und Frauen
sich ihre Zähne roth zu färben lieben. An den Seiten
des Marktes sind die Markthallen, das heißt die
Stände für die Händler. Dort bietet man Salz
aus, das in großen Mengen eingeführt wird, Stoffe
aus dem Innern und europäische Zeuge, einheimischen
Tabak, Pottasche zum Schnupfen und Dosen dazu,
Antimon zum Blaufärben der Augenlider nebst
Büchschen, Matten, schön schwarz-weiß-roth geflochten,
roth gegerbte Ziegenfelle, fertige Lasttragen, Perlen,
Achate und sonstigen Schmuck u. s. w. Der Haupt-
handelsartikel ist aber die Kolanuß, ohne die der
Haussa nicht leben kann und für die er erstaumliche
Preise zahlt. Mir ist die Vorliebe für diese widerlich
bitter schmeckende Frucht unbegreiflich. Als Zahl-
mittel gilt überall die Kaurimuschel, die hier
etwa ½10 Pfennig gilt, während sie an der Küste
nur ½1/10 Pfennig ist. Geld wird jedoch auch ge-
nommen. Daß Zenugstreifen als Münze verwendet
werden wie im Sndan, habe ich nicht gesehen, ob-
wohl ich dieselben überall ausbieten sah. Auf dem
Fleischermarkte wird täglich frisches Fleisch und auch
Vieh verkauft. Die Gesellen sind eifrigst beschäftigt,
kleine Fleischstückchen herzurichten und dieselben dann
zu zehn Stück auf ein Stöckchen zu spieseen, während
dicht um sie herum die Schaar der Geier hockt. Solch
Stöckchen mit Fleisch kostet 25 Pf. Der Großkauf,
z. B. an Kantschuk, Elfenbein, Palmöl, Sheabutter
und auch Sklaven, wird in den Häusern abgeschlossen.
Eine Viertelstunde westlich von Kete fließt der
Volta. Der Weg dorthin führt über Wiesen, auf
denen Rinder und Schafe, Buckelrinder, Pferde und
graugelbe Esel mit dunklem Querband über die
Schultern weiden. Zwergreiher und Webervögel
bevölkern die Zweige der Bäume. Der Volta ist
hier 400 bis 500 Meter breit, halle jept in der
Trockenzeit noch ein paar Meter hohe Ufer und weist
dichten Baumwuchs an seinen Ufern auf. Morgens
und abends pilgern viele Hunderte von Weibern mit
den großen Lehmkrügen auf dem Kopse hierher hin-
aus, um Wasser zu holen. Aber auch zu den anderen
Tageszeiten findet man hier stets sich Badende oder
Sklaven, welche Vieh waschen. Aus der Ferne tönt
der Gesang der Feldarbeiter. Im Volta giebt es
Krokodile und Flußpferde in Menge; ich selbst schoß
eines der Letzteren, wobei mir leider eine Patrone
platzte und ich nicht unerheblich an den Augen ver-
letzt wurde. Ich glaube, der Harmattan thut mit
seiner Trockenheit den Patronenhülsen Schaden. Der
Volta ist an manchen Stellen noch sehr mit Felsen
durchsetzt, so daß in der Trockenzeit der Verkehr mit