großen Einbäumen sogar Schwierigkeiten macht. Der
Fischreichthum scheint mir nicht zu bedeutend zu sein;
Krokodile und Neiher mögen wohl manchen Schaden
machen.
Die Haussas sind meist große schlanke Leute,
Männer und Weiber. Einen kleinen Haussa trifft
man nie. Die Weiber tragen alle verhältnißmäßig
viel Kleidung. Das Hüfttuch reicht fast immer bis
auf die Knöchel, vielfach wird auch ein langes, male-
risch um die Schultern gefaltetes Kopftuch getragen.
Als Schmuck dient eine an einer dunkelrothen Schnur
um den Hals getragene Messingmünze oder ein drei-
eckiger Achat; das rechte Nasenloch ist hin und wieder
zur Aufnahme einer Koralle durchbohrt. Die Männer
tragen über der fesartigen Mütze den Turban, mit
großer Sorgfalt gewickelt, und, um das Kinn ge-
bunden, die bekannte weite Tobe, mit der sie sich bei
der in Kete herrschenden starken Hitze beständig Luft
zufächeln, weite Hosen und Sandalen, die sie beim
Erscheinen vor dem Häuptling ablegen. Doch sah
ich auch hohe, bis an die Hüften reichende, gestickte
Stiefel, die zu Pferde von den Grosen getragen
werden.
Meine Anwesenheit in Kete war dem Fetischmann
Mosomfo von Kratji ein großes Aergerniß. Er
kam eines Tages mit großem Pomp unter Trommel=
klang und in Begleitung von wohl hundert Gewehr-
trägern nach Kete, um so recht seine Macht zu zeigen.
Ich schenkte diesem Besuch keine Beachtung, weil ich
mich durchaus nicht in die Verhältnisse Kratjis ein-
mischen wollte und konnte. Darauf begab sich
Mosomfo auf die umliegenden Dörfer und hetzte dort
die Leute gegen mich auf, doch erfuhr ich davon bei
Zeiten. Eines Nachts hörte man von ferne seine
Kriegstrommel und Doppelschelle schlagen, die Haussas
benachrichtigten Sofo, ich wachte von dem Hin= und
Herlaufen der Boten auf, und ehe die Kratjis Kete
erreicht hatten, war Alles auf den Beinen. Ich hatte
am selben Tage zwei Kratjis wegen verschiedener
Gewaltthätigkeiten festgenommen und dieselben noch
in Gewahrsam. Ich ließ nun Mosomfo sagen, daß
ich für den Fall eines etwaigen Angriffs seinerseits
die beiden Gefangenen als Geiseln betrachten würde.
Darauf verstummte die Kriegstrommel, die Kratjis
hielten zunächst eine Verathung und die meisten, bei
denen nun wohl der Schnapsrausch verflogen sein
mochte, zogen sich zurück. Als ich bald darauf mit
einigen Mann durch die Stadt ging, war Alles ruhig.
Ich sandte aber noch in derselben Nacht Boten nach
Kratjti an den Häuptling und forderte Erklärung
über das Vorgefallene. Er erklärte mir, daß er von
dem Vorgang nichts wisse, und machte mir am
nächsten Morgen einen Entschuldigungsbesuch, und
auch Mosomfo schickte zu mir und erklärte, es hätte
sich nur um einc Fetischfeier gehandelt.
Am 26. April verließ ich Kete auf dem Kling-
schen Wege, der uns anfangs durch Erdnuß= und
Maisfelder und auch durch mehrere Dörfer führte.
Zur Linken begleitete uns, drei oder vier Kilometer
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entfernt, ein Höhenzug, doch führte unser übrigens
recht guter Kiesweg nur durch ebenes Gelände. Gegen
Mittag erreichten wir das aus zwei Theilen bestehende
Padji, das schon dicht von Haussas besetzt war, und
blieben in diesem etwa 90 Hütten zählenden Orte.
Schon vor Sonnenaufgong brachen wir am fol-
genden Morgen auf und durchschritten bald darauf
den Oti, wobei ich das Unglück hatte, mit dem Pferde
vom jenseitigen hohen Ufer rücklings in den Strom
zu stürzen, ohne daß jedoch Roß oder Reiter dabei
Schaden nahm. Der Marsch bot nichts Bemerkens-
werthes. Die Wasserläuse waren fast alle trocken;
nach links hatten wir eine Zeit lang einen weiten
Ueberblick über die Ebene bis zum Horizont. Gegen
1 Uhr hielten wir an einem spärlichen, lehmigen
Wasserlauf, der so mit Kaulquabben angefüllt war,
daß ich solche sogar in meinem Thee vorfand. Mit
uns lagerte hier eine sehr starke Haussa-Karawane
mit vielen Packeseln, Pferden und Buckelrindern,
doch boten die zahlreichen Karawanenhütten genug
Platz für Alle. Wir konnten Lebensmittel aller Art
von den Haussas, die vollständig Markt abhielten,
kausen.
Vom Marsch des folgenden Tages will ich nur
erwähnen, daß der Dshebu oder Kebu, wie ich ihn
neunen hörte, nicht, wie auf der Karte angegeben ist,
nach Süden, sondern vielmehr nach Norden zum
Tshai fließt.
In Dutukpenne mußte ich leider einen Tag Halt
machen, weil verschiedene Klagen gegen einige West-
Adeliorte mein Einschreiten nöthig machten.
Am 1. Mai marschirten wir in südwestlicher
Richtung ab, überschritten wiederum den Kebu, durch
dessen Uferwald eine frische Elefantenfährte führte,
und gingen so, uns immer mehr vom Gebirge ent-
sernend, durch die Niederung, bis wir gegen 3 Uhr
am Uane Biwak bezogen.
Am folgenden Tage kamen wir wieder an jenen
Fluß Pellema, an dem wir schon, ehe wir Atafi er-
reichten, gelagert hatten, marschirten etwa 1½ Stun-
den auf dem damals begangenen Wege und bogen
dann nach Südosten ab. Schon gegen 10 Uhr er-
reichten wir das nur 25 Hütten zählende Dambabi,
das noch etwa vier Kilometer von dem Gebirge im
Osten entsernt ist. Ich wurde hier ganz besonders
freundlich ausgenommen und beschenkt.
In südöstlicher Richtung gingen wir am folgen-
den Tage schräge auf das Gebirge los. In dem
Dörschen Dumadu mußte ich lange halten, weil so-
gleich wahre Massen von Bananen, Maniok und
Yams zum Geschenk herbeigebracht wurden. Man
bedauerte nur, mir keine Ziege oder Schaf geben zu
können, denn die zahlreichen Leoparden und Löwen
ließen das Halten von Vieh nicht zu. In dem nahen
Dörschen Kunda mußte ich fast mit Gewalt die Leute
daran verhindern, mir wiederum Allerlei zu schenken,
wodurch immer ein beträchtlicher Aufenthalt verursacht
wird. Gleich hinter Kunda beginnt das Gebirge
und zwar mit so steilem und unwegsamem Aufstieg,