nauer Befolgung desselben bei dem Streit mit seinen
Unterkapitänen und Großen die Entscheidung der
Kaiserlichen Regierung angerufen habe.
Nach etwa ½ stündiger Berathung, in deren
Laufe Samuel auf Befragen, ob ihm der Schutz
deutscher Soldaten in Okahandya erwünscht wäre,
bat, sofort eine Besatzung dorkhin zu legen, kam man
überein, daß Samuel sich mit dem mächtigen Rath-
geber seines verstorbenen Vaters, dem noch heidnischen
Niarua,') in unserem Lager treffen sollte, um den
seit längerer Zeit zwischen diesem und ihm obwalten-
den Streit beizulegen. Als zur sestgesetztten Zeit
indeß nur Samnel erschien, während Riarua sich mit
Krankheit entschuldigen ließ, brach der Major mit
allen Truppen nach Okahandya auf. Während Lieu-
tenant Troost vor dem unmittelbar am Eingange
befindlichen Hause des Missionars Viehe Halt
machte und das Geschütz auffahren ließ, ritten wir
zu acht Gewehren durch das etwa 2 km lang ge-
streckte Dorf bis vor das am entgegengesehzten Aus-
gange liegende Haus des Riarua, in dessen Nähe
sich 40 bis 50 zur Hälfte mit Gewehren, zur Hälfte
mit Kris bewaffnete Hereros angesammelt hatten.
Während wir abstiegen und nach dem Niarna suchten,
behielten die Leute ihre feindliche Haltung bei, ohne
uns jedoch anzugreifen. Da Riarna auch in seinem
von zwei Mannschaften abgesuchten Hause nicht zu
finden war, ließ Herr Major Leutwein verkünden,
daß er nur gekommen sei, um zwischen Samnel und
Niarna Frieden zu sliften, daß er am nächsten Mor-
gen wieder abreiten werde und dann nicht weiter
den Frieden vermitteln könne. Diese Kundgebung
hatte den gewünschten Ersolg und machte ein kriege-
risches Vorgehen unnöthig, denn schon nach kurzer
Zeit sandte der alte Riarua einen Boten und ließ
sagen, daß er sich nur aus Angst versteckt habe.
Alsbald erschien er selbst und erkannte das Recht
des Kaiserlichen Landeshauptmanns, zwischen ihm
und Samnel zu entscheiden, an.
Am Morgen des 25. Juni kam Samuel, vom
Major aus Ozona herbeigerufen, an der Spize von
etwa 80 Verittenen und lagerte sich, nachdem er durch
vorausgesandte Boten hatte fragen lassen, wo er ab-
satteln sollte, neben unserem Lager, nur durch die
Fahrstraße getreunnt. In der Berathung zwischen
Samuel und Niarna wurde, obwohl Ersterer an-
fänglich erklärte, daß er gegenüber dem Verhalten
des Riarna und seiner Leute, die gegen den Major,
der doch als Friedensvermittler gekommen sei, die
Waffen erhoben hätten, eine Verzeihung nicht ge-
währen könne, schließlich eine völlige Einigung erzielt.
Riarua versprach in allen Punkten, um welche
sich der Streit drehte, den Wünschen Samnels nach-
zukommen und zwar: 1. die Regulirung der Erb-
schaften künftig dem Samuel zu überlassen. (Es ist
dies ein wichtiges Vorrecht der Häuptlinge, das für
*) Niarua ist der Vater des Unterkapitäns Assa Riarna,
des Hauptgegners Samuel Mahareros in Olahandya.
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sie selbst Mancherlei abwirft. Dasselbe war vom
alten Kamaharero, Samuels Vater, dem Niarua
übertragen und nach des Samuels Regierungsantritt
trot dessen Widerspruch von Niarua weiter ausgeübt
worden.)
2. Das Ansehen, welches er unter dem Kama-
harero genossen habe und noch jetzt genieße, nicht so
zu gebrauchen, daß Samnel sich in seiner Kapitäns-
würde verletzt fühlen müsse.
3. Die Werften, welche Samuels Vater gehört
hätlen und nach dessen Tode zu Riarna und dessen
Anhang übergegangen seien, dem Samuel wieder
zuzuführen.
4. Die Mnunition, welche Eigenthum des alten
Kamaharero gewesen war und im Hause Riarnas
lagerte, herauszugeben.
Der Munitionsvorrath wurde auf den aus eigenem
Antriebe von Samuel gestellten Antrag der neu-
gegründeten Station zur Aufbewahrung übergeben.
Die Besatzung in vorläufiger Stärke von 1 Unter-
offizier und 10 Mann wurde bis zur Fertigstellung
eines besonderen Stationsgebäudes in dem Hause der
Firma Wecke & Voigts untergebracht.
Nach Veendigung der Berathung fand im deut-
schen Lager ein Versöhnungsfest statt, an dem außer
Samuel, Riarun und seinem Sohn Assa auch der
Unterkapitän von Otyimbingue und der Sohn des
mächtigen und reichen, im Gebiete von Waterberg
wohnenden Kapitäns Kambasembi theilnahmen.
Am folgenden Morgen erschien auch der vom
Major Leutwein herbeigerufene Kapitän Nicodemus
von Otyivarongo, der nach dem eigenartigen Erbrecht
nähere Ansprüche auf den Oberhäuptllingsthron als
Samuel Maharero zu haben glaubte. Demselben wurde
zunächst das in Windhoek ausgenommene Protokoll
sowie der § 5 des auch von ihm mitunterzeichneten
Schutzvertrages vorgelesen. Nach einigem Zögern
erklärte er sich bereit, sich der Entscheidung des
Kaiserlichen Landeshauptmanns zu fsügen. Es wurde
ihm darauf zugesagt, daß, wenn er Samuel als
Oberhäuptling anerkenne, er Unterkapitän über das
ihm besonders unterthaue Land bleiben solle, so wie
Zacharias es in Otyimbingue sei. Samuel verpflich-
tete sich dagegen, ihn als selbständigen Unterlapitän.
auf dem noch näher abzugrenzenden Gebiete anzu-
erkennen. Auch versprachen Beide, Frieden mitcin-
ander zu hallen.
Alle diese Zugeständnisse, besonders der endgültige
Verzicht auf die Oberkapitänschaft wurden dem
trotzigen und als gewaltthätig bekannten Nicodemus
sichtlich sehr schwer. Entsprechend der im Windhoeker
Protokolle aufgenommenen Erklärung zeigte er sich
der Ansicdelung weißer Leute und der Gründung
von Handelsniederlassungen und Anlage einer Station
in seinem Lande geneigt.
Unter den verschiedenen Verwaltungsangelegen-
heiten, die noch mit Sammel besprochen und geregelt
wurden, möchte ich nur hervorheben, daß es gelang,
die Hereros zur Anerkennung einer Schuld gegen